Zwar hat Brugmanns(v) diese Erscheinungen aus einer andern Ursache herzuleiten versucht. Seiner Voraussetzung nach leeren die Pflanzen aus den äussersten Enden ihrer Wurzeln Säfte aus, welche den benachbarten Gewächsen und ihnen selbst theils schädlich, theils nützlich sind. Allein wäre diese Erklärung allgemein gültig, so könnte die Antipathie zweyer Pflanzen nur da statt finden, wo ihre Wurzeln mit einander in Berührung kä- men, und könnte nicht, wie doch wirklich der Fall ist, sich auf weitere Entfernungen erstrecken. Auch müsste bey jener Voraussetzung der schäd- liche Einfluss, den manche Pflanzen auf andere äussern, dem Boden mitgetheilt werden, und also noch fortdauern, wenn jene schon ausgerottet wä- ren, welches doch keinesweges der Fall ist. Ein Feld trägt keine andere Pflanzen, so lange Hanf darauf wächst; es bedeckt sich aber gleich wie- der mit andern Kräutern, sobald dieser wegge- räumt ist. Endlich wird die Brugmannsche Er- klärung von keinen Beweisen unterstützt; hinge- gen hat die unsrige eine wichtige Analogie für sich. Man setze ein Gefäss mit Quecksilber in die Nähe einer Pflanze. und diese wird in kurzer Zeit gänzlich absterben, selbst wenn das Metall von ihr einen halben Fuss und noch weiter ent-
fernt
(v) Diss. de lolio eiusdemque varia specie, noxa et usu. 1785.
Ff 4
Zwar hat Brugmanns(v) diese Erscheinungen aus einer andern Ursache herzuleiten versucht. Seiner Voraussetzung nach leeren die Pflanzen aus den äussersten Enden ihrer Wurzeln Säfte aus, welche den benachbarten Gewächsen und ihnen selbst theils schädlich, theils nützlich sind. Allein wäre diese Erklärung allgemein gültig, so könnte die Antipathie zweyer Pflanzen nur da statt finden, wo ihre Wurzeln mit einander in Berührung kä- men, und könnte nicht, wie doch wirklich der Fall ist, sich auf weitere Entfernungen erstrecken. Auch müſste bey jener Voraussetzung der schäd- liche Einfluſs, den manche Pflanzen auf andere äussern, dem Boden mitgetheilt werden, und also noch fortdauern, wenn jene schon ausgerottet wä- ren, welches doch keinesweges der Fall ist. Ein Feld trägt keine andere Pflanzen, so lange Hanf darauf wächst; es bedeckt sich aber gleich wie- der mit andern Kräutern, sobald dieser wegge- räumt ist. Endlich wird die Brugmannsche Er- klärung von keinen Beweisen unterstützt; hinge- gen hat die unsrige eine wichtige Analogie für sich. Man setze ein Gefäſs mit Quecksilber in die Nähe einer Pflanze. und diese wird in kurzer Zeit gänzlich absterben, selbst wenn das Metall von ihr einen halben Fuſs und noch weiter ent-
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(v) Diss. de lolio eiusdemque varia specie, noxa et usu. 1785.
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Zwar hat Brugmanns (v) diese Erscheinungen
aus einer andern Ursache herzuleiten versucht.
Seiner Voraussetzung nach leeren die Pflanzen aus
den äussersten Enden ihrer Wurzeln Säfte aus,
welche den benachbarten Gewächsen und ihnen
selbst theils schädlich, theils nützlich sind. Allein
wäre diese Erklärung allgemein gültig, so könnte
die Antipathie zweyer Pflanzen nur da statt finden,
wo ihre Wurzeln mit einander in Berührung kä-
men, und könnte nicht, wie doch wirklich der
Fall ist, sich auf weitere Entfernungen erstrecken.
Auch müſste bey jener Voraussetzung der schäd-
liche Einfluſs, den manche Pflanzen auf andere
äussern, dem Boden mitgetheilt werden, und also
noch fortdauern, wenn jene schon ausgerottet wä-
ren, welches doch keinesweges der Fall ist. Ein
Feld trägt keine andere Pflanzen, so lange Hanf
darauf wächst; es bedeckt sich aber gleich wie-
der mit andern Kräutern, sobald dieser wegge-
räumt ist. Endlich wird die Brugmannsche Er-
klärung von keinen Beweisen unterstützt; hinge-
gen hat die unsrige eine wichtige Analogie für
sich. Man setze ein Gefäſs mit Quecksilber in die
Nähe einer Pflanze. und diese wird in kurzer
Zeit gänzlich absterben, selbst wenn das Metall
von ihr einen halben Fuſs und noch weiter ent-
fernt
(v) Diss. de lolio eiusdemque varia specie, noxa et usu.
1785.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/465>, abgerufen am 21.11.2024.
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