uns die Voraussetzung, dass der Salzgehalt des Wassers das Wachsthum der Bewohner dieses Ele- ments befördert. Hieraus begreift man die grosse Verschiedenheit zwischen den Thieren und Zoophy- ten des süssen und salzigen Wassers. Hieraus lässt sich abnehmen, warum sich an der Oberfläche des Meers so zarte, hingegen in den Tiefen desselben so feste Conchylien erzeugen: denn allen Erfahrun- gen zufolge ist das Seewasser in der Tiefe weit sal- ziger, als an der Oberfläche (m). Hieraus endlich ergiebt sich, warum kleinere Meere keine so grosse Zoophyten und keine Schaalthiere mit so festen Ge- häusen, als sich im Weltmeere finden, enthalten. Es lässt sich nehmlich schon zum voraus vermu- then, und die Ostsee giebt einen Beweis dafür, dass die Flüsse, die sich in den engen Bezirk der erstern ergiessen, den Salzgehalt derselben vermin- dern müssen, dass aber diese Ursache auf die gro- sse Wassermasse des Oceans keinen Einfluss haben kann.
Wird also das Wachsthum des thierischen Or- ganismus von der Einwirkung der Salze modifizirt, so folgt, dass wir auch Meerthiere mit Meerthieren in Betreff der Abhängigkeit ihrer Grösse von der Wärme nicht anders vergleichen dürfen, als wenn vorher dargethan ist, dass der Salzgehalt der Ge-
wäs-
(m)Bergmann's physikalische Erdbesehreibung. 3te Aufl. B. 1. S. 363.
uns die Voraussetzung, daſs der Salzgehalt des Wassers das Wachsthum der Bewohner dieses Ele- ments befördert. Hieraus begreift man die groſse Verschiedenheit zwischen den Thieren und Zoophy- ten des süſsen und salzigen Wassers. Hieraus läſst sich abnehmen, warum sich an der Oberfläche des Meers so zarte, hingegen in den Tiefen desselben so feste Conchylien erzeugen: denn allen Erfahrun- gen zufolge ist das Seewasser in der Tiefe weit sal- ziger, als an der Oberfläche (m). Hieraus endlich ergiebt sich, warum kleinere Meere keine so groſse Zoophyten und keine Schaalthiere mit so festen Ge- häusen, als sich im Weltmeere finden, enthalten. Es läſst sich nehmlich schon zum voraus vermu- then, und die Ostsee giebt einen Beweis dafür, daſs die Flüsse, die sich in den engen Bezirk der erstern ergieſsen, den Salzgehalt derselben vermin- dern müssen, daſs aber diese Ursache auf die gro- ſse Wassermasse des Oceans keinen Einfluſs haben kann.
Wird also das Wachsthum des thierischen Or- ganismus von der Einwirkung der Salze modifizirt, so folgt, daſs wir auch Meerthiere mit Meerthieren in Betreff der Abhängigkeit ihrer Gröſse von der Wärme nicht anders vergleichen dürfen, als wenn vorher dargethan ist, daſs der Salzgehalt der Ge-
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(m)Bergmann’s physikalische Erdbesehreibung. 3te Aufl. B. 1. S. 363.
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uns die Voraussetzung, daſs der Salzgehalt des
Wassers das Wachsthum der Bewohner dieses Ele-
ments befördert. Hieraus begreift man die groſse
Verschiedenheit zwischen den Thieren und Zoophy-
ten des süſsen und salzigen Wassers. Hieraus läſst
sich abnehmen, warum sich an der Oberfläche des
Meers so zarte, hingegen in den Tiefen desselben
so feste Conchylien erzeugen: denn allen Erfahrun-
gen zufolge ist das Seewasser in der Tiefe weit sal-
ziger, als an der Oberfläche (m). Hieraus endlich
ergiebt sich, warum kleinere Meere keine so groſse
Zoophyten und keine Schaalthiere mit so festen Ge-
häusen, als sich im Weltmeere finden, enthalten.
Es läſst sich nehmlich schon zum voraus vermu-
then, und die Ostsee giebt einen Beweis dafür,
daſs die Flüsse, die sich in den engen Bezirk der
erstern ergieſsen, den Salzgehalt derselben vermin-
dern müssen, daſs aber diese Ursache auf die gro-
ſse Wassermasse des Oceans keinen Einfluſs haben
kann.
Wird also das Wachsthum des thierischen Or-
ganismus von der Einwirkung der Salze modifizirt,
so folgt, daſs wir auch Meerthiere mit Meerthieren
in Betreff der Abhängigkeit ihrer Gröſse von der
Wärme nicht anders vergleichen dürfen, als wenn
vorher dargethan ist, daſs der Salzgehalt der Ge-
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(m) Bergmann’s physikalische Erdbesehreibung. 3te
Aufl. B. 1. S. 363.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/430>, abgerufen am 22.11.2024.
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