nen. Wir können jetzt noch hinzufügen, dass auch alle Thierpflanzen (i) und Pflanzenthiere (k) in jenen nie die Grösse, als in den letztern, errei- chen. Man hat diese Thatsachen daraus erklären wollen, dass in der Tiefe des Oceans, wohin die Gewalt der Stürme nicht reicht, jene Körper in ihrem Wachsthume nicht so oft gestöhrt würden, als auf dem seichtern Grunde kleinerer Meere. Al- lein fände diese Ursache statt, so würden Flüsse, Landseen und Buchten die grössten Zoophyten ent- halten müssen, weil in diesen das Wasser auch bey den heftigsten Stürmen schon in einer geringen Tie- fe weit weniger in Bewegung ist, als das Welt- meer bey geringern Bewegungen der Luft in einer weit grössern Tiefe. Andere sind bey der Erklä- rung jener Thatsachen den entgegengesetzten Weg gegangen, und haben die heftigere Bewegung des Wassers im Ocean für die Ursache des üppigern Wachsthums der Bewohner desselben angenommen. Aber welche Körper leiden mehr von der Bewegung des Meers, als diejenigen Conchylien, die sich blos auf der Oberfläche desselben aufhalten, und doch haben diese äusserst dünne und zerbrechliche Schaa- len (l). Eine weit befriedigernde Erklärung giebt
uns
(i)Olivi Zool. Adriatica. p. 218.
(k)Mertens in Schrader's Journal f. d. Botanik. 1800. B. 1. S. 198.
(l) M. s. oben Abschn. 2. Kap. 4. §. 1.
Dd 2
nen. Wir können jetzt noch hinzufügen, daſs auch alle Thierpflanzen (i) und Pflanzenthiere (k) in jenen nie die Gröſse, als in den letztern, errei- chen. Man hat diese Thatsachen daraus erklären wollen, daſs in der Tiefe des Oceans, wohin die Gewalt der Stürme nicht reicht, jene Körper in ihrem Wachsthume nicht so oft gestöhrt würden, als auf dem seichtern Grunde kleinerer Meere. Al- lein fände diese Ursache statt, so würden Flüsse, Landseen und Buchten die gröſsten Zoophyten ent- halten müssen, weil in diesen das Wasser auch bey den heftigsten Stürmen schon in einer geringen Tie- fe weit weniger in Bewegung ist, als das Welt- meer bey geringern Bewegungen der Luft in einer weit gröſsern Tiefe. Andere sind bey der Erklä- rung jener Thatsachen den entgegengesetzten Weg gegangen, und haben die heftigere Bewegung des Wassers im Ocean für die Ursache des üppigern Wachsthums der Bewohner desselben angenommen. Aber welche Körper leiden mehr von der Bewegung des Meers, als diejenigen Conchylien, die sich blos auf der Oberfläche desselben aufhalten, und doch haben diese äusserst dünne und zerbrechliche Schaa- len (l). Eine weit befriedigernde Erklärung giebt
uns
(i)Olivi Zool. Adriatica. p. 218.
(k)Mertens in Schrader’s Journal f. d. Botanik. 1800. B. 1. S. 198.
(l) M. s. oben Abschn. 2. Kap. 4. §. 1.
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nen. Wir können jetzt noch hinzufügen, daſs
auch alle Thierpflanzen (i) und Pflanzenthiere (k)
in jenen nie die Gröſse, als in den letztern, errei-
chen. Man hat diese Thatsachen daraus erklären
wollen, daſs in der Tiefe des Oceans, wohin die
Gewalt der Stürme nicht reicht, jene Körper in
ihrem Wachsthume nicht so oft gestöhrt würden,
als auf dem seichtern Grunde kleinerer Meere. Al-
lein fände diese Ursache statt, so würden Flüsse,
Landseen und Buchten die gröſsten Zoophyten ent-
halten müssen, weil in diesen das Wasser auch bey
den heftigsten Stürmen schon in einer geringen Tie-
fe weit weniger in Bewegung ist, als das Welt-
meer bey geringern Bewegungen der Luft in einer
weit gröſsern Tiefe. Andere sind bey der Erklä-
rung jener Thatsachen den entgegengesetzten Weg
gegangen, und haben die heftigere Bewegung des
Wassers im Ocean für die Ursache des üppigern
Wachsthums der Bewohner desselben angenommen.
Aber welche Körper leiden mehr von der Bewegung
des Meers, als diejenigen Conchylien, die sich blos
auf der Oberfläche desselben aufhalten, und doch
haben diese äusserst dünne und zerbrechliche Schaa-
len (l). Eine weit befriedigernde Erklärung giebt
uns
(i) Olivi Zool. Adriatica. p. 218.
(k) Mertens in Schrader’s Journal f. d. Botanik.
1800. B. 1. S. 198.
(l) M. s. oben Abschn. 2. Kap. 4. §. 1.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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