Wrisberg(n) fand an sehr dunkeln und feuch- ten Orten Steine, die mit Byssus, Schwämmen und verschiedenen kleinen Moosarten bewachsen waren, nach einem drey - bis viermaligen Abreiben und Poliren bald wieder mit Gewächsen von dem- selben Geschlechte, aber von einer andern Art be- deckt. Man kömmt auf die vorigen Ungereimthei- ten zurück, wenn man zur Erklärung dieser Beob- achtung wieder herbeygeflogenen Saamen annimmt. Man setze dagegen, dass die Luft an jenen Orten mit Molekülen vermoderter animalischer und vege- tabilischer Substanzen geschwängert war, dass sich diese Partikeln an den erwähnten Steinen absetzten, und zu Schwämmen, Moosen u. s. w. vereinigten: was lässt sich gegen diese Erklärung einwenden?
Wir haben im ersten Abschnitte dieses Buchs gesehen, dass allenthalben, wo im Innern der Erde das Gestein eine Kluft oder Höhle bildet, sich gleich die ersten Keime der Vegetation zeigen. Woher nun die unterirdische Pflanzenwelt? Ihre Stammeltern, wird man sagen, befanden sich in jenen Höhlen schon vor deren Verschliessung. Al- lein mit dieser Verschliessung musste eine ganz an- dere Temperatur und Mischung der darin enthal- tenen Luft eintreten, als vorher statt fand. War also der Grad von Wärme, und die Gattung von Luft, welche sich in jenen Klüften vor dieser Re-
volu-
(n) Obs. de anim. inf. p. 101 sq.
Wrisberg(n) fand an sehr dunkeln und feuch- ten Orten Steine, die mit Byssus, Schwämmen und verschiedenen kleinen Moosarten bewachsen waren, nach einem drey - bis viermaligen Abreiben und Poliren bald wieder mit Gewächsen von dem- selben Geschlechte, aber von einer andern Art be- deckt. Man kömmt auf die vorigen Ungereimthei- ten zurück, wenn man zur Erklärung dieser Beob- achtung wieder herbeygeflogenen Saamen annimmt. Man setze dagegen, daſs die Luft an jenen Orten mit Molekülen vermoderter animalischer und vege- tabilischer Substanzen geschwängert war, daſs sich diese Partikeln an den erwähnten Steinen absetzten, und zu Schwämmen, Moosen u. s. w. vereinigten: was läſst sich gegen diese Erklärung einwenden?
Wir haben im ersten Abschnitte dieses Buchs gesehen, daſs allenthalben, wo im Innern der Erde das Gestein eine Kluft oder Höhle bildet, sich gleich die ersten Keime der Vegetation zeigen. Woher nun die unterirdische Pflanzenwelt? Ihre Stammeltern, wird man sagen, befanden sich in jenen Höhlen schon vor deren Verschliessung. Al- lein mit dieser Verschliessung muſste eine ganz an- dere Temperatur und Mischung der darin enthal- tenen Luft eintreten, als vorher statt fand. War also der Grad von Wärme, und die Gattung von Luft, welche sich in jenen Klüften vor dieser Re-
volu-
(n) Obs. de anim. inf. p. 101 sq.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0366"n="356"/><p><hirendition="#k">Wrisberg</hi><noteplace="foot"n="(n)">Obs. de anim. inf. p. 101 sq.</note> fand an sehr dunkeln und feuch-<lb/>
ten Orten Steine, die mit Byssus, Schwämmen<lb/>
und verschiedenen kleinen Moosarten bewachsen<lb/>
waren, nach einem drey - bis viermaligen Abreiben<lb/>
und Poliren bald wieder mit Gewächsen von dem-<lb/>
selben Geschlechte, aber von einer andern Art be-<lb/>
deckt. Man kömmt auf die vorigen Ungereimthei-<lb/>
ten zurück, wenn man zur Erklärung dieser Beob-<lb/>
achtung wieder herbeygeflogenen Saamen annimmt.<lb/>
Man setze dagegen, daſs die Luft an jenen Orten<lb/>
mit Molekülen vermoderter animalischer und vege-<lb/>
tabilischer Substanzen geschwängert war, daſs sich<lb/>
diese Partikeln an den erwähnten Steinen absetzten,<lb/>
und zu Schwämmen, Moosen u. s. w. vereinigten:<lb/>
was läſst sich gegen diese Erklärung einwenden?</p><lb/><p>Wir haben im ersten Abschnitte dieses Buchs<lb/>
gesehen, daſs allenthalben, wo im Innern der Erde<lb/>
das Gestein eine Kluft oder Höhle bildet, sich<lb/>
gleich die ersten Keime der Vegetation zeigen.<lb/>
Woher nun die unterirdische Pflanzenwelt? Ihre<lb/>
Stammeltern, wird man sagen, befanden sich in<lb/>
jenen Höhlen schon vor deren Verschliessung. Al-<lb/>
lein mit dieser Verschliessung muſste eine ganz an-<lb/>
dere Temperatur und Mischung der darin enthal-<lb/>
tenen Luft eintreten, als vorher statt fand. War<lb/>
also der Grad von Wärme, und die Gattung von<lb/>
Luft, welche sich in jenen Klüften vor dieser Re-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">volu-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[356/0366]
Wrisberg (n) fand an sehr dunkeln und feuch-
ten Orten Steine, die mit Byssus, Schwämmen
und verschiedenen kleinen Moosarten bewachsen
waren, nach einem drey - bis viermaligen Abreiben
und Poliren bald wieder mit Gewächsen von dem-
selben Geschlechte, aber von einer andern Art be-
deckt. Man kömmt auf die vorigen Ungereimthei-
ten zurück, wenn man zur Erklärung dieser Beob-
achtung wieder herbeygeflogenen Saamen annimmt.
Man setze dagegen, daſs die Luft an jenen Orten
mit Molekülen vermoderter animalischer und vege-
tabilischer Substanzen geschwängert war, daſs sich
diese Partikeln an den erwähnten Steinen absetzten,
und zu Schwämmen, Moosen u. s. w. vereinigten:
was läſst sich gegen diese Erklärung einwenden?
Wir haben im ersten Abschnitte dieses Buchs
gesehen, daſs allenthalben, wo im Innern der Erde
das Gestein eine Kluft oder Höhle bildet, sich
gleich die ersten Keime der Vegetation zeigen.
Woher nun die unterirdische Pflanzenwelt? Ihre
Stammeltern, wird man sagen, befanden sich in
jenen Höhlen schon vor deren Verschliessung. Al-
lein mit dieser Verschliessung muſste eine ganz an-
dere Temperatur und Mischung der darin enthal-
tenen Luft eintreten, als vorher statt fand. War
also der Grad von Wärme, und die Gattung von
Luft, welche sich in jenen Klüften vor dieser Re-
volu-
(n) Obs. de anim. inf. p. 101 sq.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/366>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.