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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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mässigten und kalten Ländern die Farben schwä-
cher und weniger abstechend sind. Von mehr als
dreyhundert Vögeln, die sich in den temperirten
Zonen finden, sind die Gold-Drossel (Oriolus gal-
bula), der Eisvogel (Alcedo Ispida) und der Stieg-
litz (Fringilla carduelis) fast die einzigen, die we-
gen der Mannichfaltigkeit ihrer Farben in Betracht
kommen können. Die prachtvollsten Fische sind
ebenfalls den Gewässern zwischen den Wendezir-
keln eigen. Das brennendste Roth, das reinste
Blau, Grün und Gelb sind eben so gemein unter
ihnen, als solche hohe Farben unter den Euro-
päischen Fischen selten sind (p).

Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun-
gen ist, dass sich die Thiere in Ansehung ihrer Ver-
breitung ganz wie die Pflanzen mit einem einfachen
Saamenblatte verhalten. Wir fanden bey den letz-
tern eine Stufenfolge in der Mannichfaltigkeit der
Geschlechter und Arten, die von den Polarzirkeln
bis zum Aequator in zunehmender Richtung fort-
ging, und eine gleiche Gradation haben wir auch
bey den Thieren bemerkt. Wir haben aber auch
einzelne Geschlechter bey den Monocotyledonen an-
getroffen, deren Arten in entgegengesetzter Rich-
tung vom Aequator bis zur gemässigten, oder gar
bis zur kalten Zone an Mannichfaltigkeit zunahmen.
Aehnliche Geschlechter giebt es nun auch unter den

Thie-
(p) Schöpf's Reise. Th. 2. S. 135.

mäſsigten und kalten Ländern die Farben schwä-
cher und weniger abstechend sind. Von mehr als
dreyhundert Vögeln, die sich in den temperirten
Zonen finden, sind die Gold-Drossel (Oriolus gal-
bula), der Eisvogel (Alcedo Ispida) und der Stieg-
litz (Fringilla carduelis) fast die einzigen, die we-
gen der Mannichfaltigkeit ihrer Farben in Betracht
kommen können. Die prachtvollsten Fische sind
ebenfalls den Gewässern zwischen den Wendezir-
keln eigen. Das brennendste Roth, das reinste
Blau, Grün und Gelb sind eben so gemein unter
ihnen, als solche hohe Farben unter den Euro-
päischen Fischen selten sind (p).

Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun-
gen ist, daſs sich die Thiere in Ansehung ihrer Ver-
breitung ganz wie die Pflanzen mit einem einfachen
Saamenblatte verhalten. Wir fanden bey den letz-
tern eine Stufenfolge in der Mannichfaltigkeit der
Geschlechter und Arten, die von den Polarzirkeln
bis zum Aequator in zunehmender Richtung fort-
ging, und eine gleiche Gradation haben wir auch
bey den Thieren bemerkt. Wir haben aber auch
einzelne Geschlechter bey den Monocotyledonen an-
getroffen, deren Arten in entgegengesetzter Rich-
tung vom Aequator bis zur gemäſsigten, oder gar
bis zur kalten Zone an Mannichfaltigkeit zunahmen.
Aehnliche Geschlechter giebt es nun auch unter den

Thie-
(p) Schöpf’s Reise. Th. 2. S. 135.
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[203/0213] mäſsigten und kalten Ländern die Farben schwä- cher und weniger abstechend sind. Von mehr als dreyhundert Vögeln, die sich in den temperirten Zonen finden, sind die Gold-Drossel (Oriolus gal- bula), der Eisvogel (Alcedo Ispida) und der Stieg- litz (Fringilla carduelis) fast die einzigen, die we- gen der Mannichfaltigkeit ihrer Farben in Betracht kommen können. Die prachtvollsten Fische sind ebenfalls den Gewässern zwischen den Wendezir- keln eigen. Das brennendste Roth, das reinste Blau, Grün und Gelb sind eben so gemein unter ihnen, als solche hohe Farben unter den Euro- päischen Fischen selten sind (p). Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun- gen ist, daſs sich die Thiere in Ansehung ihrer Ver- breitung ganz wie die Pflanzen mit einem einfachen Saamenblatte verhalten. Wir fanden bey den letz- tern eine Stufenfolge in der Mannichfaltigkeit der Geschlechter und Arten, die von den Polarzirkeln bis zum Aequator in zunehmender Richtung fort- ging, und eine gleiche Gradation haben wir auch bey den Thieren bemerkt. Wir haben aber auch einzelne Geschlechter bey den Monocotyledonen an- getroffen, deren Arten in entgegengesetzter Rich- tung vom Aequator bis zur gemäſsigten, oder gar bis zur kalten Zone an Mannichfaltigkeit zunahmen. Aehnliche Geschlechter giebt es nun auch unter den Thie- (p) Schöpf’s Reise. Th. 2. S. 135.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/213>, abgerufen am 29.03.2024.