gang ewig zu beginnen, zu vollenden, und von neuem anzufangen. Jedes der drey Naturreiche ist folglich Mittel und zugleich Zweck, jedes ein Glied einer in sich zurückkehrenden Kette von Veränderungen, worin das mittlere immer Wir- kung des vorhergehenden und zugleich Ursache des folgenden ist. Ferner äussern alle Erdarten eine Anziehung gegen den Sauerstoff des Luft- kreises, der sich mit dem Kohlenstoff derselben verbindet, und so das Hauptnahrungsmittel der Pflanzen bildet. Das Thierreich aber, zu dessen Unterhalte der Sauerstoff ein nothwendiges Erfor- derniss ist, würde aussterben müssen, wenn die- ser Stoff unaufhörlich der Atmosphäre entzogen würde, ohne wieder ersetzt zu werden. Dieser Ersatz geschieht durch die Ausdünstung der Pflan- zen während der Tageszeit, wodurch die Atmo- sphäre mit jenem, zum Athmen der Thiere erfor- derlichen Bestandtheile wieder versehen wird (z).
So
(z) Man hat hiergegen den Einwurf gemacht, dass die Luft im Sommer mehr Sauerstoffgas, als im Winter enthalten müsste, wenn die Pflanzen wirklich einen bedeutenden Beytrag zur Erhaltung des Oxygene in der Atmosphäre lieferten, dass aber eudiometrische Untersuchungen von dieser Folgerung das Gegentheil lehrten. Aber man vergisst bey diesem Einwurfe, dass der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre im Som- mer vielleicht noch geringer seyn würde, wie er
in
gang ewig zu beginnen, zu vollenden, und von neuem anzufangen. Jedes der drey Naturreiche ist folglich Mittel und zugleich Zweck, jedes ein Glied einer in sich zurückkehrenden Kette von Veränderungen, worin das mittlere immer Wir- kung des vorhergehenden und zugleich Ursache des folgenden ist. Ferner äussern alle Erdarten eine Anziehung gegen den Sauerstoff des Luft- kreises, der sich mit dem Kohlenstoff derselben verbindet, und so das Hauptnahrungsmittel der Pflanzen bildet. Das Thierreich aber, zu dessen Unterhalte der Sauerstoff ein nothwendiges Erfor- derniſs ist, würde aussterben müssen, wenn die- ser Stoff unaufhörlich der Atmosphäre entzogen würde, ohne wieder ersetzt zu werden. Dieser Ersatz geschieht durch die Ausdünstung der Pflan- zen während der Tageszeit, wodurch die Atmo- sphäre mit jenem, zum Athmen der Thiere erfor- derlichen Bestandtheile wieder versehen wird (z).
So
(z) Man hat hiergegen den Einwurf gemacht, daſs die Luft im Sommer mehr Sauerstoffgas, als im Winter enthalten müſste, wenn die Pflanzen wirklich einen bedeutenden Beytrag zur Erhaltung des Oxygene in der Atmosphäre lieferten, daſs aber eudiometrische Untersuchungen von dieser Folgerung das Gegentheil lehrten. Aber man vergiſst bey diesem Einwurfe, daſs der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre im Som- mer vielleicht noch geringer seyn würde, wie er
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gang ewig zu beginnen, zu vollenden, und von
neuem anzufangen. Jedes der drey Naturreiche ist
folglich Mittel und zugleich Zweck, jedes ein
Glied einer in sich zurückkehrenden Kette von
Veränderungen, worin das mittlere immer Wir-
kung des vorhergehenden und zugleich Ursache
des folgenden ist. Ferner äussern alle Erdarten
eine Anziehung gegen den Sauerstoff des Luft-
kreises, der sich mit dem Kohlenstoff derselben
verbindet, und so das Hauptnahrungsmittel der
Pflanzen bildet. Das Thierreich aber, zu dessen
Unterhalte der Sauerstoff ein nothwendiges Erfor-
derniſs ist, würde aussterben müssen, wenn die-
ser Stoff unaufhörlich der Atmosphäre entzogen
würde, ohne wieder ersetzt zu werden. Dieser
Ersatz geschieht durch die Ausdünstung der Pflan-
zen während der Tageszeit, wodurch die Atmo-
sphäre mit jenem, zum Athmen der Thiere erfor-
derlichen Bestandtheile wieder versehen wird (z).
So
(z) Man hat hiergegen den Einwurf gemacht, daſs die
Luft im Sommer mehr Sauerstoffgas, als im Winter
enthalten müſste, wenn die Pflanzen wirklich einen
bedeutenden Beytrag zur Erhaltung des Oxygene in
der Atmosphäre lieferten, daſs aber eudiometrische
Untersuchungen von dieser Folgerung das Gegentheil
lehrten. Aber man vergiſst bey diesem Einwurfe,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/86>, abgerufen am 19.07.2024.
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