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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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relative Stärke derselben, ihrer absolu-
ten Verschiedenheit ohngeachtet, un-
verändert bleibt
. Die Reaktionen gegen jene
Einwirkungen können in dieser Erklärung nicht
mit in Anschlag kommen, da in ihnen nichts
enthalten zu seyn braucht, wodurch sie sich von
den Reaktionen der leblosen Natur unterscheiden.

Die Gleichförmigkeit jener Reaktionen ist der
Maassstab, wonach wir den Grad der Reitzbarkeit
zu schätzen haben. Je gleichförmiger jene bey
ungleichen äussern Einwirkungen, desto höher,
je ungleichförmiger, desto niedriger ist der Grad
der letztern. Nach dem ehemaligen Begriffe von
Reitzbarkeit wurde der Grad derselben durch die
Leichtigkeit bestimmt, mit welcher jene Reaktio-
nen erfolgen. Die Reitzbarkeit war daher höher
bey dem Kinde, als bey dem Erwachsenen, und
höher bey dem Weibe, als bey dem Manne. Nach
unserm Begriffe von Reitzbarkeit kann bey einem
hohen Grade derselben ein geringer Grad von
Empfänglichkeit für die Einwirkungen der Aussen-
welt, und umgekehrt bey einem hohen Grade der
letztern ein geringer der erstern statt finden. Um
Verwirrungen zu vermeiden, werden wir diese
Empfänglichkeit des lebenden Organismus für äus-
sere Einwirkungen unter dem Namen der Recep-
tivität
von der Reitzbarkeit in Zukunft unter-
scheiden, und das Vermögen desselben, den Ein-

wir-

relative Stärke derselben, ihrer absolu-
ten Verschiedenheit ohngeachtet, un-
verändert bleibt
. Die Reaktionen gegen jene
Einwirkungen können in dieser Erklärung nicht
mit in Anschlag kommen, da in ihnen nichts
enthalten zu seyn braucht, wodurch sie sich von
den Reaktionen der leblosen Natur unterscheiden.

Die Gleichförmigkeit jener Reaktionen ist der
Maaſsstab, wonach wir den Grad der Reitzbarkeit
zu schätzen haben. Je gleichförmiger jene bey
ungleichen äussern Einwirkungen, desto höher,
je ungleichförmiger, desto niedriger ist der Grad
der letztern. Nach dem ehemaligen Begriffe von
Reitzbarkeit wurde der Grad derselben durch die
Leichtigkeit bestimmt, mit welcher jene Reaktio-
nen erfolgen. Die Reitzbarkeit war daher höher
bey dem Kinde, als bey dem Erwachsenen, und
höher bey dem Weibe, als bey dem Manne. Nach
unserm Begriffe von Reitzbarkeit kann bey einem
hohen Grade derselben ein geringer Grad von
Empfänglichkeit für die Einwirkungen der Aussen-
welt, und umgekehrt bey einem hohen Grade der
letztern ein geringer der erstern statt finden. Um
Verwirrungen zu vermeiden, werden wir diese
Empfänglichkeit des lebenden Organismus für äus-
sere Einwirkungen unter dem Namen der Recep-
tivität
von der Reitzbarkeit in Zukunft unter-
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[62/0082] relative Stärke derselben, ihrer absolu- ten Verschiedenheit ohngeachtet, un- verändert bleibt. Die Reaktionen gegen jene Einwirkungen können in dieser Erklärung nicht mit in Anschlag kommen, da in ihnen nichts enthalten zu seyn braucht, wodurch sie sich von den Reaktionen der leblosen Natur unterscheiden. Die Gleichförmigkeit jener Reaktionen ist der Maaſsstab, wonach wir den Grad der Reitzbarkeit zu schätzen haben. Je gleichförmiger jene bey ungleichen äussern Einwirkungen, desto höher, je ungleichförmiger, desto niedriger ist der Grad der letztern. Nach dem ehemaligen Begriffe von Reitzbarkeit wurde der Grad derselben durch die Leichtigkeit bestimmt, mit welcher jene Reaktio- nen erfolgen. Die Reitzbarkeit war daher höher bey dem Kinde, als bey dem Erwachsenen, und höher bey dem Weibe, als bey dem Manne. Nach unserm Begriffe von Reitzbarkeit kann bey einem hohen Grade derselben ein geringer Grad von Empfänglichkeit für die Einwirkungen der Aussen- welt, und umgekehrt bey einem hohen Grade der letztern ein geringer der erstern statt finden. Um Verwirrungen zu vermeiden, werden wir diese Empfänglichkeit des lebenden Organismus für äus- sere Einwirkungen unter dem Namen der Recep- tivität von der Reitzbarkeit in Zukunft unter- scheiden, und das Vermögen desselben, den Ein- wir-

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/82>, abgerufen am 04.05.2024.