Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Die drey erstern Sätze zusammengenommen
lassen sich kürzer dadurch ausdrücken, dass
nicht nur der lebende Körper, gleich al-
len leblosen, organisirt ist, sondern
dass auch die Organisation desselben
weit deutlicher, als die der letztern, in
die Augen fällt
. Und hieraus erhellet, wie
man darauf verfallen konnte, Organisation für ein
ausschliessliches Eigenthum der lebenden Körper
zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn-
zeichen derselben aufzustellen.

Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die
Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem
Namen der Funktionen, denen der leblosen
Körper, unter dem Namen der Actionen ent-
gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in
so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig,
jene aber mehr oder weniger unabhängig von den
äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück-
sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin-
det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt,
und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältniss
zum charakteristischen Merkmale der erstern
macht.

Aus dem vierten Satze lässt sich ferner abneh-
men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen
seit Gautier's (w) Zeiten, ausser der Organisation,

auch
(w) De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55.
§. 9.

Die drey erstern Sätze zusammengenommen
lassen sich kürzer dadurch ausdrücken, daſs
nicht nur der lebende Körper, gleich al-
len leblosen, organisirt ist, sondern
daſs auch die Organisation desselben
weit deutlicher, als die der letztern, in
die Augen fällt
. Und hieraus erhellet, wie
man darauf verfallen konnte, Organisation für ein
ausschlieſsliches Eigenthum der lebenden Körper
zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn-
zeichen derselben aufzustellen.

Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die
Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem
Namen der Funktionen, denen der leblosen
Körper, unter dem Namen der Actionen ent-
gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in
so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig,
jene aber mehr oder weniger unabhängig von den
äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück-
sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin-
det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt,
und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältniſs
zum charakteristischen Merkmale der erstern
macht.

Aus dem vierten Satze läſst sich ferner abneh-
men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen
seit Gautier’s (w) Zeiten, ausser der Organisation,

auch
(w) De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55.
§. 9.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0080" n="60"/>
          <p>Die drey erstern Sätze zusammengenommen<lb/>
lassen sich kürzer dadurch ausdrücken, <hi rendition="#g">da&#x017F;s<lb/>
nicht nur der lebende Körper, gleich al-<lb/>
len leblosen, organisirt ist, sondern<lb/>
da&#x017F;s auch die Organisation desselben<lb/>
weit deutlicher, als die der letztern, in<lb/>
die Augen fällt</hi>. Und hieraus erhellet, wie<lb/>
man darauf verfallen konnte, Organisation für ein<lb/>
ausschlie&#x017F;sliches Eigenthum der lebenden Körper<lb/>
zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn-<lb/>
zeichen derselben aufzustellen.</p><lb/>
          <p>Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die<lb/>
Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem<lb/>
Namen der <hi rendition="#g">Funktionen</hi>, denen der leblosen<lb/>
Körper, unter dem Namen der <hi rendition="#g">Actionen</hi> ent-<lb/>
gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in<lb/>
so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig,<lb/>
jene aber mehr oder weniger unabhängig von den<lb/>
äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück-<lb/>
sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin-<lb/>
det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt,<lb/>
und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältni&#x017F;s<lb/>
zum charakteristischen Merkmale der erstern<lb/>
macht.</p><lb/>
          <p>Aus dem vierten Satze lä&#x017F;st sich ferner abneh-<lb/>
men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen<lb/>
seit <hi rendition="#k"><hi rendition="#g">Gautier&#x2019;s</hi></hi> <note place="foot" n="(w)">De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55.<lb/>
§. 9.</note> Zeiten, ausser der Organisation,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0080] Die drey erstern Sätze zusammengenommen lassen sich kürzer dadurch ausdrücken, daſs nicht nur der lebende Körper, gleich al- len leblosen, organisirt ist, sondern daſs auch die Organisation desselben weit deutlicher, als die der letztern, in die Augen fällt. Und hieraus erhellet, wie man darauf verfallen konnte, Organisation für ein ausschlieſsliches Eigenthum der lebenden Körper zu halten, und sie als ein charakteristisches Kenn- zeichen derselben aufzustellen. Der vierte Satz zeiget, in wie fern sich die Thätigkeiten der lebenden Organismen, unter dem Namen der Funktionen, denen der leblosen Körper, unter dem Namen der Actionen ent- gegensetzen lassen. Ein Gegensatz findet nur in so fern unter ihnen statt, als diese ganz abhängig, jene aber mehr oder weniger unabhängig von den äussern Einwirkungen sind. Hingegen in Rück- sicht des Verhältnisses von Mittel und Zweck fin- det unter ihnen nur ein relativer Unterschied statt, und es ist unrichtig, wenn man dieses Verhältniſs zum charakteristischen Merkmale der erstern macht. Aus dem vierten Satze läſst sich ferner abneh- men, was davon zu halten ist, wenn die Biologen seit Gautier’s (w) Zeiten, ausser der Organisation, auch (w) De irritabilitatis notione, natura et morbis. p. 55. §. 9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/80
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/80>, abgerufen am 04.12.2024.