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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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chanischen Urveränderung neue Flä-
chenkräfte und neue körperliche For-
men gebildet
.

Die Ursachen, wodurch diese primitiven und
secundären Veränderungen beständig unterhalten
werden, entspringen aus der Unendlichkeit. Jede
Ursache kann daher nur einmal und nicht wieder
statt finden. Jedes materielle System durchläuft
also eine unendliche Reihe von Veränderungen,
ohne je zu dem Punkte, wovon es ausging, zu-
rückzukehren. In jener Reihe kann folglich keine
absolute Gesetzmässigkeit herrschen: Denn diese
ist nur da, wo ein Kreislauf herrscht. Nun aber
zwingt uns dennoch ein Bedürfniss der Vernunft,
Gesetzmässigkeit in der Natur anzunehmen. Diese
kann daher nur relativ seyn. Die Reihe von
Veränderungen, welche jedes materielle
System durchläuft, muss so beschaffen
seyn, dass dieses nach gewissen Revolu-
tionen irgend einem Zustande, worin es
sich vorher schon einmal befand, wieder
nahe kömmt, ohne doch mit demselben
ganz zusammenzutreffen, oder jene muss
sich unter dem Bilde einer Spirallinie
darstellen lassen, worin sich ein beweg-
ter Körper jedem beliebigen Punkte im-
mer wieder nähert, um sich immer wei-
ter von demselben zu entfernen
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Nach

chanischen Urveränderung neue Flä-
chenkräfte und neue körperliche For-
men gebildet
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Die Ursachen, wodurch diese primitiven und
secundären Veränderungen beständig unterhalten
werden, entspringen aus der Unendlichkeit. Jede
Ursache kann daher nur einmal und nicht wieder
statt finden. Jedes materielle System durchläuft
also eine unendliche Reihe von Veränderungen,
ohne je zu dem Punkte, wovon es ausging, zu-
rückzukehren. In jener Reihe kann folglich keine
absolute Gesetzmäſsigkeit herrschen: Denn diese
ist nur da, wo ein Kreislauf herrscht. Nun aber
zwingt uns dennoch ein Bedürfniſs der Vernunft,
Gesetzmäſsigkeit in der Natur anzunehmen. Diese
kann daher nur relativ seyn. Die Reihe von
Veränderungen, welche jedes materielle
System durchläuft, muſs so beschaffen
seyn, daſs dieses nach gewissen Revolu-
tionen irgend einem Zustande, worin es
sich vorher schon einmal befand, wieder
nahe kömmt, ohne doch mit demselben
ganz zusammenzutreffen, oder jene muſs
sich unter dem Bilde einer Spirallinie
darstellen lassen, worin sich ein beweg-
ter Körper jedem beliebigen Punkte im-
mer wieder nähert, um sich immer wei-
ter von demselben zu entfernen
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[50/0070] chanischen Urveränderung neue Flä- chenkräfte und neue körperliche For- men gebildet. Die Ursachen, wodurch diese primitiven und secundären Veränderungen beständig unterhalten werden, entspringen aus der Unendlichkeit. Jede Ursache kann daher nur einmal und nicht wieder statt finden. Jedes materielle System durchläuft also eine unendliche Reihe von Veränderungen, ohne je zu dem Punkte, wovon es ausging, zu- rückzukehren. In jener Reihe kann folglich keine absolute Gesetzmäſsigkeit herrschen: Denn diese ist nur da, wo ein Kreislauf herrscht. Nun aber zwingt uns dennoch ein Bedürfniſs der Vernunft, Gesetzmäſsigkeit in der Natur anzunehmen. Diese kann daher nur relativ seyn. Die Reihe von Veränderungen, welche jedes materielle System durchläuft, muſs so beschaffen seyn, daſs dieses nach gewissen Revolu- tionen irgend einem Zustande, worin es sich vorher schon einmal befand, wieder nahe kömmt, ohne doch mit demselben ganz zusammenzutreffen, oder jene muſs sich unter dem Bilde einer Spirallinie darstellen lassen, worin sich ein beweg- ter Körper jedem beliebigen Punkte im- mer wieder nähert, um sich immer wei- ter von demselben zu entfernen. Nach

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/70>, abgerufen am 04.12.2024.