se von der Unbrauchbarkeit derselben geliefert. Von dem Standpunkte aus, den wir jetzt erreicht haben, ist die Unrichtigkeit derselben augenschein- lich. Beyde Männer ahndeten, dass in der Art der äussern Einwirkungen und der Reaktionen ge- gen diese der unterscheidende Charakter des Lebens liegen müsse. Aber beyde vermogten ihre Begriffe darüber nicht zu entwickeln, und nahmen daher zu unerwiesenen Voraussetzungen ihre Zuflucht.
Nach Kant(p) heisst Leben das Vermögen einer Substanz, sich aus einem innern Princip zum Handeln, einer endlichen Substanz sich zur Veränderung, und einer materiellen Substanz sich zur Bewegung oder Ruhe, als Veränderun- gen ihres Zustandes, zu bestimmen. "Nun kennen wir", sagt er, "kein anderes Princip "einer Substanz, ihren Zustand zu verändern, als "das Begehren, und überhaupt keine andere in- "nere Thätigkeit, als Denken, mit dem, was da- "von abhängt, Gefühl der Lust oder Unlust, und "Begierde oder Willen. Diese Bestimmungsgrün- "de aber und Handlungen gehören gar nicht zu den "Vorstellungen äusserer Sinne, und also auch nicht
zu
(p) Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissen- schaft. S. 120.
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se von der Unbrauchbarkeit derselben geliefert. Von dem Standpunkte aus, den wir jetzt erreicht haben, ist die Unrichtigkeit derselben augenschein- lich. Beyde Männer ahndeten, daſs in der Art der äussern Einwirkungen und der Reaktionen ge- gen diese der unterscheidende Charakter des Lebens liegen müsse. Aber beyde vermogten ihre Begriffe darüber nicht zu entwickeln, und nahmen daher zu unerwiesenen Voraussetzungen ihre Zuflucht.
Nach Kant(p) heiſst Leben das Vermögen einer Substanz, sich aus einem innern Princip zum Handeln, einer endlichen Substanz sich zur Veränderung, und einer materiellen Substanz sich zur Bewegung oder Ruhe, als Veränderun- gen ihres Zustandes, zu bestimmen. “Nun kennen wir”, sagt er, “kein anderes Princip „einer Substanz, ihren Zustand zu verändern, als „das Begehren, und überhaupt keine andere in- „nere Thätigkeit, als Denken, mit dem, was da- „von abhängt, Gefühl der Lust oder Unlust, und „Begierde oder Willen. Diese Bestimmungsgrün- „de aber und Handlungen gehören gar nicht zu den „Vorstellungen äusserer Sinne, und also auch nicht
zu
(p) Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissen- schaft. S. 120.
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se von der Unbrauchbarkeit derselben geliefert.
Von dem Standpunkte aus, den wir jetzt erreicht
haben, ist die Unrichtigkeit derselben augenschein-
lich. Beyde Männer ahndeten, daſs in der Art
der äussern Einwirkungen und der Reaktionen ge-
gen diese der unterscheidende Charakter des
Lebens liegen müsse. Aber beyde vermogten ihre
Begriffe darüber nicht zu entwickeln, und nahmen
daher zu unerwiesenen Voraussetzungen ihre
Zuflucht.
Nach Kant (p) heiſst Leben das Vermögen
einer Substanz, sich aus einem innern
Princip zum Handeln, einer endlichen
Substanz sich zur Veränderung, und
einer materiellen Substanz sich zur
Bewegung oder Ruhe, als Veränderun-
gen ihres Zustandes, zu bestimmen.
“Nun kennen wir”, sagt er, “kein anderes Princip
„einer Substanz, ihren Zustand zu verändern, als
„das Begehren, und überhaupt keine andere in-
„nere Thätigkeit, als Denken, mit dem, was da-
„von abhängt, Gefühl der Lust oder Unlust, und
„Begierde oder Willen. Diese Bestimmungsgrün-
„de aber und Handlungen gehören gar nicht zu den
„Vorstellungen äusserer Sinne, und also auch nicht
zu
(p) Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissen-
schaft. S. 120.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/59>, abgerufen am 04.12.2024.
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