Man findet kein Herz, kein Gehirn, keine Nerven und kein anderes Eingeweide.
Wer erkennet in diesem Gemählde nicht die Or- ganisation der Zoophyten? Aber wer sieht auch nicht die nahe Verwandtschaft eben dieser Thier- pflanze mit den Sepien? Es giebt eine andere Zit- terblase (Holothuria Phantopus L.), die sogar ei- nen Schnabel, wie die letztern Thiere, und eine, dem Dintenbeutel derselben analoge Blase hat, wor- in sich eine der Umbra ähnliche Substanz befindet.
Eine verwandte Struktur ist auch dem Ge- schlechte der Asterien und der Seeigel (Echinus) eigen, und diese, nebst den Zitterblasen, machen die Familie der Asterien aus, deren Charakter in einem mit Zähnen bewaffneten Munde und Kie- men (?) besteht.
Mehr Einfachheit, als bey den Asterien, treffen wir schon bey den Actinien an, die einen wei- chen, gallertartigen Körper, zahlreiche, strahlen- förmige Fühlfäden, eine oder mehrere Oeffnungen, welche die Stelle des Mundes und zugleich des Af- ters vertreten, und eben so viele darmähnliche Schläuche, die sich bey einigen ästig im Körper ver- breiten, aber keine harte Theile und keine kiemen- ähnliche Organe haben. In dieser Familie ist es, wo sich am auffallendsten die Verwandtschaft der
Pflan-
Man findet kein Herz, kein Gehirn, keine Nerven und kein anderes Eingeweide.
Wer erkennet in diesem Gemählde nicht die Or- ganisation der Zoophyten? Aber wer sieht auch nicht die nahe Verwandtschaft eben dieser Thier- pflanze mit den Sepien? Es giebt eine andere Zit- terblase (Holothuria Phantopus L.), die sogar ei- nen Schnabel, wie die letztern Thiere, und eine, dem Dintenbeutel derselben analoge Blase hat, wor- in sich eine der Umbra ähnliche Substanz befindet.
Eine verwandte Struktur ist auch dem Ge- schlechte der Asterien und der Seeigel (Echinus) eigen, und diese, nebst den Zitterblasen, machen die Familie der Asterien aus, deren Charakter in einem mit Zähnen bewaffneten Munde und Kie- men (?) besteht.
Mehr Einfachheit, als bey den Asterien, treffen wir schon bey den Actinien an, die einen wei- chen, gallertartigen Körper, zahlreiche, strahlen- förmige Fühlfäden, eine oder mehrere Oeffnungen, welche die Stelle des Mundes und zugleich des Af- ters vertreten, und eben so viele darmähnliche Schläuche, die sich bey einigen ästig im Körper ver- breiten, aber keine harte Theile und keine kiemen- ähnliche Organe haben. In dieser Familie ist es, wo sich am auffallendsten die Verwandtschaft der
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Man findet kein Herz, kein Gehirn, keine Nerven
und kein anderes Eingeweide.
Wer erkennet in diesem Gemählde nicht die Or-
ganisation der Zoophyten? Aber wer sieht auch
nicht die nahe Verwandtschaft eben dieser Thier-
pflanze mit den Sepien? Es giebt eine andere Zit-
terblase (Holothuria Phantopus L.), die sogar ei-
nen Schnabel, wie die letztern Thiere, und eine,
dem Dintenbeutel derselben analoge Blase hat, wor-
in sich eine der Umbra ähnliche Substanz befindet.
Eine verwandte Struktur ist auch dem Ge-
schlechte der Asterien und der Seeigel (Echinus)
eigen, und diese, nebst den Zitterblasen, machen
die Familie der Asterien aus, deren Charakter in
einem mit Zähnen bewaffneten Munde und Kie-
men (?) besteht.
Mehr Einfachheit, als bey den Asterien, treffen
wir schon bey den Actinien an, die einen wei-
chen, gallertartigen Körper, zahlreiche, strahlen-
förmige Fühlfäden, eine oder mehrere Oeffnungen,
welche die Stelle des Mundes und zugleich des Af-
ters vertreten, und eben so viele darmähnliche
Schläuche, die sich bey einigen ästig im Körper ver-
breiten, aber keine harte Theile und keine kiemen-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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