Treuer, Gottlieb Samuel: Die Unveränderliche Tugend Des weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herren, Herren Anthon Ulrichs, Hertzoges zu Braunschweig und Lüneburg. Helmstedt, [1714].des Menschlichen Lebens von unsern höchstgeliebten Landes-Vater bereits erreichet sahen. Alsdann waren die bestürtzten Gedancken nur mit unsrem Hertzog beschäfftiget / wir dachten weder an das Vergangene noch Zukünfftige / sondern der damahlige Zustand / darinnen wir uns befunden / hatte so viel Glantz / so viel fruchtbahre Strahlen / so ein erquickendes Licht mit sich / daß er unsre Augen auf nichts anders fallen ließ. Audere Länder seufzeten unter tausend thränen ihrer verarmten Eiuwohner nach dem Frieden / weil der Krieg / wie ein Wetter über sie gezogen / das sich nicht zertheilen will / ihre Felder verwüstet / und sie selbst zu jammer vollen Zeugen gemacht / daß auch die mächtigsten Reiche durch seine verheerende Flammen können zu Grunde gerichtet und zerstöret werden. Wir aber saßen in Friede durch die Gnade deßen / der dem stürmenden Himmel befiehlet und dem wütenden Meere mit Nachdruck sagen kan daß es nicht toben soll und seine mächtige Hand Gebrauchet sich der Weißheit unsres Fürsten / uns in Ruhe zu erhalten. Andre Länder hatten Friede / welcher das beste Marck ihrer Gebeine verzehrete: aber es war ein allzuheisser Strahl der Sonnen / welcher der lechzenden Erde keinen Safft überließ. Hingegen die Hand unsres Hertzoges war eine Hand des Seegens und seine Regierung dem Schoos der Erden gleich / welcher wenig körner einnimmt / aber hundertfältig wiedergiebt. Andere Länder wünscheten die entfernung des schleichenden Todes / der in ihren Gräntzen wütete, und da er unerbittlich ist / uahmen sie zu der erbarmung des Höchsten ihre ängstliche zuflucht. Allein wir empfunden nichts von diesem Elend als einen Schauer / wenn wir es von weiten betrachteten und solches Glück hatten wir der Vorsorge unsres Landes-Herren zn dancken. Doch ich irre! Gott / Gott hats durch ihn gethan! Habe danck / gütiger Himmel / für deiner uns zu geworffenen Gnade / Krafft welcher du die Mittel gesegnet / die dein Statthalter in unsren Landen zu Abhaltung deiner schrecklichen Straffen auf deinen Winck verordnet hat. Also waren wir allenthalben sicher / da weder die Grausamkeit des Krieges noch die Schrecknisse des Todes uns überfallen hatten, und wir betrachteten mit einer freudigen Verwunderung die Seegen des Himmels und die Tugend und Weißheit unsers Durchlauchtigsten Hertzoges. Irreten die Gymnosophisten / wenn sie in einer beständigen Anschauung der Sonnen eine grosse Weißheit setzten / so funden wir doch / daß wir uns nicht wenig erbaueten / wenn wir diese unsre Sonne allemal vor Augen hatten. Auch die Tugend derer Fürsten ist uns zur Nachahmung vorgestellet / und ob wir gleich nicht fähig seyn / sie zu erlangen / so erfordert doch die Pflicht eines Sterblichen eine rechtschaffene Begierde zu derselben in der Seelen zu erwecken. Auch der Glantz der Kronen kan in geringern Metall einen Wiederschein geben, und von der Pracht des Purpurs entlehnet offt ein geringes Tuch den Schein einer so hohen Farbe. Was war es Wunder / wenn wir uns bemüheten / solchem Glantz in unserm theuresten Hertzog manchmal nahe zu kommen / um von ihm erleuchtet zu seyn / und ob wir gleich die Schwachheit unsrer Kräffte empfunden / etwas demselben ähnliches in unsren Wercken anszudrücken / so waren wir doch nicht wenig glücklich / daß wir ein so grosses Muster vor uns sahen. Niemand vermuhte hier eine vollkommene Beschreibung davon: es haben schon viele Federn solches zu thun vorgenommen / aber auch allemahl die Ohnmüglichkeit ihres Vorhabens gespüret und hundert andere / werden des Menschlichen Lebens von unsern höchstgeliebten Landes-Vater bereits erreichet sahen. Alsdann waren die bestürtzten Gedancken nur mit unsrem Hertzog beschäfftiget / wir dachten weder an das Vergangene noch Zukünfftige / sondern der damahlige Zustand / darinnen wir uns befunden / hatte so viel Glantz / so viel fruchtbahre Strahlen / so ein erquickendes Licht mit sich / daß er unsre Augen auf nichts anders fallen ließ. Audere Länder seufzeten unter tausend thränen ihrer verarmten Eiuwohner nach dem Frieden / weil der Krieg / wie ein Wetter über sie gezogen / das sich nicht zertheilen will / ihre Felder verwüstet / und sie selbst zu jammer vollen Zeugen gemacht / daß auch die mächtigsten Reiche durch seine verheerende Flammen können zu Grunde gerichtet und zerstöret werden. Wir aber saßen in Friede durch die Gnade deßen / der dem stürmenden Himmel befiehlet und dem wütenden Meere mit Nachdruck sagen kan daß es nicht toben soll und seine mächtige Hand Gebrauchet sich der Weißheit unsres Fürsten / uns in Ruhe zu erhalten. Andre Länder hatten Friede / welcher das beste Marck ihrer Gebeine verzehrete: aber es war ein allzuheisser Strahl der Sonnen / welcher der lechzenden Erde keinen Safft überließ. Hingegen die Hand unsres Hertzoges war eine Hand des Seegens und seine Regierung dem Schoos der Erden gleich / welcher wenig körner einnimmt / aber hundertfältig wiedergiebt. Andere Länder wünscheten die entfernung des schleichenden Todes / der in ihren Gräntzen wütete, und da er unerbittlich ist / uahmen sie zu der erbarmung des Höchsten ihre ängstliche zuflucht. Allein wir empfunden nichts von diesem Elend als einen Schauer / wenn wir es von weiten betrachteten und solches Glück hatten wir der Vorsorge unsres Landes-Herren zn dancken. Doch ich irre! Gott / Gott hats durch ihn gethan! Habe danck / gütiger Himmel / für deiner uns zu geworffenen Gnade / Krafft welcher du die Mittel gesegnet / die dein Statthalter in unsren Landen zu Abhaltung deiner schrecklichen Straffen auf deinen Winck verordnet hat. Also waren wir allenthalben sicher / da weder die Grausamkeit des Krieges noch die Schrecknisse des Todes uns überfallen hatten, und wir betrachteten mit einer freudigen Verwunderung die Seegen des Himmels und die Tugend und Weißheit unsers Durchlauchtigsten Hertzoges. Irreten die Gymnosophisten / wenn sie in einer beständigen Anschauung der Sonnen eine grosse Weißheit setzten / so funden wir doch / daß wir uns nicht wenig erbaueten / wenn wir diese unsre Sonne allemal vor Augen hatten. Auch die Tugend derer Fürsten ist uns zur Nachahmung vorgestellet / und ob wir gleich nicht fähig seyn / sie zu erlangen / so erfordert doch die Pflicht eines Sterblichen eine rechtschaffene Begierde zu derselben in der Seelen zu erwecken. Auch der Glantz der Kronen kan in geringern Metall einen Wiederschein geben, und von der Pracht des Purpurs entlehnet offt ein geringes Tuch den Schein einer so hohen Farbe. Was war es Wunder / wenn wir uns bemüheten / solchem Glantz in unserm theuresten Hertzog manchmal nahe zu kommen / um von ihm erleuchtet zu seyn / und ob wir gleich die Schwachheit unsrer Kräffte empfunden / etwas demselben ähnliches in unsren Wercken anszudrücken / so waren wir doch nicht wenig glücklich / daß wir ein so grosses Muster vor uns sahen. Niemand vermuhte hier eine vollkommene Beschreibung davon: es haben schon viele Federn solches zu thun vorgenommen / aber auch allemahl die Ohnmüglichkeit ihres Vorhabens gespüret und hundert andere / werden <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0004" n="4"/> des Menschlichen Lebens von unsern höchstgeliebten Landes-Vater bereits erreichet sahen. Alsdann waren die bestürtzten Gedancken nur mit unsrem Hertzog beschäfftiget / wir dachten weder an das Vergangene noch Zukünfftige / sondern der damahlige Zustand / darinnen wir uns befunden / hatte so viel Glantz / so viel fruchtbahre Strahlen / so ein erquickendes Licht mit sich / daß er unsre Augen auf nichts anders fallen ließ.</p> <p>Audere Länder seufzeten unter tausend thränen ihrer verarmten Eiuwohner nach dem Frieden / weil der Krieg / wie ein Wetter über sie gezogen / das sich nicht zertheilen will / ihre Felder verwüstet / und sie selbst zu jammer vollen Zeugen gemacht / daß auch die mächtigsten Reiche durch seine verheerende Flammen können zu Grunde gerichtet und zerstöret werden. Wir aber saßen in Friede durch die Gnade deßen / der dem stürmenden Himmel befiehlet und dem wütenden Meere mit Nachdruck sagen kan daß es nicht toben soll und seine mächtige Hand Gebrauchet sich der Weißheit unsres Fürsten / uns in Ruhe zu erhalten. Andre Länder hatten Friede / welcher das beste Marck ihrer Gebeine verzehrete: aber es war ein allzuheisser Strahl der Sonnen / welcher der lechzenden Erde keinen Safft überließ. Hingegen die Hand unsres Hertzoges war eine Hand des Seegens und seine Regierung dem Schoos der Erden gleich / welcher wenig körner einnimmt / aber hundertfältig wiedergiebt. Andere Länder wünscheten die entfernung des schleichenden Todes / der in ihren Gräntzen wütete, und da er unerbittlich ist / uahmen sie zu der erbarmung des Höchsten ihre ängstliche zuflucht. Allein wir empfunden nichts von diesem Elend als einen Schauer / wenn wir es von weiten betrachteten und solches Glück hatten wir der Vorsorge unsres Landes-Herren zn dancken. Doch ich irre! Gott / Gott hats durch ihn gethan! Habe danck / gütiger Himmel / für deiner uns zu geworffenen Gnade / Krafft welcher du die Mittel gesegnet / die dein Statthalter in unsren Landen zu Abhaltung deiner schrecklichen Straffen auf deinen Winck verordnet hat.</p> <p>Also waren wir allenthalben sicher / da weder die Grausamkeit des Krieges noch die Schrecknisse des Todes uns überfallen hatten, und wir betrachteten mit einer freudigen Verwunderung die Seegen des Himmels und die Tugend und Weißheit unsers Durchlauchtigsten Hertzoges. Irreten die Gymnosophisten / wenn sie in einer beständigen Anschauung der Sonnen eine grosse Weißheit setzten / so funden wir doch / daß wir uns nicht wenig erbaueten / wenn wir diese unsre Sonne allemal vor Augen hatten. Auch die Tugend derer Fürsten ist uns zur Nachahmung vorgestellet / und ob wir gleich nicht fähig seyn / sie zu erlangen / so erfordert doch die Pflicht eines Sterblichen eine rechtschaffene Begierde zu derselben in der Seelen zu erwecken. Auch der Glantz der Kronen kan in geringern Metall einen Wiederschein geben, und von der Pracht des Purpurs entlehnet offt ein geringes Tuch den Schein einer so hohen Farbe. Was war es Wunder / wenn wir uns bemüheten / solchem Glantz in unserm theuresten Hertzog manchmal nahe zu kommen / um von ihm erleuchtet zu seyn / und ob wir gleich die Schwachheit unsrer Kräffte empfunden / etwas demselben ähnliches in unsren Wercken anszudrücken / so waren wir doch nicht wenig glücklich / daß wir ein so grosses Muster vor uns sahen.</p> <p>Niemand vermuhte hier eine vollkommene Beschreibung davon: es haben schon viele Federn solches zu thun vorgenommen / aber auch allemahl die Ohnmüglichkeit ihres Vorhabens gespüret und hundert andere / werden </p> </body> </text> </TEI> [4/0004]
des Menschlichen Lebens von unsern höchstgeliebten Landes-Vater bereits erreichet sahen. Alsdann waren die bestürtzten Gedancken nur mit unsrem Hertzog beschäfftiget / wir dachten weder an das Vergangene noch Zukünfftige / sondern der damahlige Zustand / darinnen wir uns befunden / hatte so viel Glantz / so viel fruchtbahre Strahlen / so ein erquickendes Licht mit sich / daß er unsre Augen auf nichts anders fallen ließ.
Audere Länder seufzeten unter tausend thränen ihrer verarmten Eiuwohner nach dem Frieden / weil der Krieg / wie ein Wetter über sie gezogen / das sich nicht zertheilen will / ihre Felder verwüstet / und sie selbst zu jammer vollen Zeugen gemacht / daß auch die mächtigsten Reiche durch seine verheerende Flammen können zu Grunde gerichtet und zerstöret werden. Wir aber saßen in Friede durch die Gnade deßen / der dem stürmenden Himmel befiehlet und dem wütenden Meere mit Nachdruck sagen kan daß es nicht toben soll und seine mächtige Hand Gebrauchet sich der Weißheit unsres Fürsten / uns in Ruhe zu erhalten. Andre Länder hatten Friede / welcher das beste Marck ihrer Gebeine verzehrete: aber es war ein allzuheisser Strahl der Sonnen / welcher der lechzenden Erde keinen Safft überließ. Hingegen die Hand unsres Hertzoges war eine Hand des Seegens und seine Regierung dem Schoos der Erden gleich / welcher wenig körner einnimmt / aber hundertfältig wiedergiebt. Andere Länder wünscheten die entfernung des schleichenden Todes / der in ihren Gräntzen wütete, und da er unerbittlich ist / uahmen sie zu der erbarmung des Höchsten ihre ängstliche zuflucht. Allein wir empfunden nichts von diesem Elend als einen Schauer / wenn wir es von weiten betrachteten und solches Glück hatten wir der Vorsorge unsres Landes-Herren zn dancken. Doch ich irre! Gott / Gott hats durch ihn gethan! Habe danck / gütiger Himmel / für deiner uns zu geworffenen Gnade / Krafft welcher du die Mittel gesegnet / die dein Statthalter in unsren Landen zu Abhaltung deiner schrecklichen Straffen auf deinen Winck verordnet hat.
Also waren wir allenthalben sicher / da weder die Grausamkeit des Krieges noch die Schrecknisse des Todes uns überfallen hatten, und wir betrachteten mit einer freudigen Verwunderung die Seegen des Himmels und die Tugend und Weißheit unsers Durchlauchtigsten Hertzoges. Irreten die Gymnosophisten / wenn sie in einer beständigen Anschauung der Sonnen eine grosse Weißheit setzten / so funden wir doch / daß wir uns nicht wenig erbaueten / wenn wir diese unsre Sonne allemal vor Augen hatten. Auch die Tugend derer Fürsten ist uns zur Nachahmung vorgestellet / und ob wir gleich nicht fähig seyn / sie zu erlangen / so erfordert doch die Pflicht eines Sterblichen eine rechtschaffene Begierde zu derselben in der Seelen zu erwecken. Auch der Glantz der Kronen kan in geringern Metall einen Wiederschein geben, und von der Pracht des Purpurs entlehnet offt ein geringes Tuch den Schein einer so hohen Farbe. Was war es Wunder / wenn wir uns bemüheten / solchem Glantz in unserm theuresten Hertzog manchmal nahe zu kommen / um von ihm erleuchtet zu seyn / und ob wir gleich die Schwachheit unsrer Kräffte empfunden / etwas demselben ähnliches in unsren Wercken anszudrücken / so waren wir doch nicht wenig glücklich / daß wir ein so grosses Muster vor uns sahen.
Niemand vermuhte hier eine vollkommene Beschreibung davon: es haben schon viele Federn solches zu thun vorgenommen / aber auch allemahl die Ohnmüglichkeit ihres Vorhabens gespüret und hundert andere / werden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |