Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Der Meßner unverdrossen voranleuchtend und von Zeit zu Zeit mit fernem Glöcklein läutend. Unter den Füßen der Wanderer knarrte der Schnee. Wolken von gefrorenen Flocken und Eisnadeln, welche der Wind von den Tannen herabwehte, stießen ihnen ins Gesicht, rieselten auf ihre Kleider nieder und blieben daran hasten. Ich hätte mir den Weg viel schlechter gedacht, sprach der Meßner, und wenn uns der Wind die Laterne nicht auslöscht, werden wir ohne Gefahr an Ort und Stelle gelangen. Hatte mir's selbst ärger vorgestellt, versetzte der Pfarrer, aber eile! eile! Eine gute Strecke Weges wurde wieder schweigend zurückgelegt. Wenn wir aber den Alten schon todt treffen -- begann Malachias. So haben wir dennoch unsere Pflicht gethan, versetzte der Meßner und begann mit seinem Glöcklein zu läuten, da eine Bauernhütte in der Nähe war, aus welcher einige Personen mit einem Lichte traten, in dem Schnee knieten und von dem Pfarrer mit dem Ciborium gesegnet wurden. Nun ging's wieder fort, immer höher hinauf. Der Weg blieb fest, die Gegend wurde wilder, endlich baumlos; der Sturm blies ungehindert den beiden Männern ins Antlitz. Des Bauers Bube, welcher mich herauf berief, sagte Der Meßner unverdrossen voranleuchtend und von Zeit zu Zeit mit fernem Glöcklein läutend. Unter den Füßen der Wanderer knarrte der Schnee. Wolken von gefrorenen Flocken und Eisnadeln, welche der Wind von den Tannen herabwehte, stießen ihnen ins Gesicht, rieselten auf ihre Kleider nieder und blieben daran hasten. Ich hätte mir den Weg viel schlechter gedacht, sprach der Meßner, und wenn uns der Wind die Laterne nicht auslöscht, werden wir ohne Gefahr an Ort und Stelle gelangen. Hatte mir’s selbst ärger vorgestellt, versetzte der Pfarrer, aber eile! eile! Eine gute Strecke Weges wurde wieder schweigend zurückgelegt. Wenn wir aber den Alten schon todt treffen — begann Malachias. So haben wir dennoch unsere Pflicht gethan, versetzte der Meßner und begann mit seinem Glöcklein zu läuten, da eine Bauernhütte in der Nähe war, aus welcher einige Personen mit einem Lichte traten, in dem Schnee knieten und von dem Pfarrer mit dem Ciborium gesegnet wurden. Nun ging's wieder fort, immer höher hinauf. Der Weg blieb fest, die Gegend wurde wilder, endlich baumlos; der Sturm blies ungehindert den beiden Männern ins Antlitz. Des Bauers Bube, welcher mich herauf berief, sagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030"/> Der Meßner unverdrossen voranleuchtend und von Zeit zu Zeit mit fernem Glöcklein läutend. Unter den Füßen der Wanderer knarrte der Schnee. Wolken von gefrorenen Flocken und Eisnadeln, welche der Wind von den Tannen herabwehte, stießen ihnen ins Gesicht, rieselten auf ihre Kleider nieder und blieben daran hasten.</p><lb/> <p>Ich hätte mir den Weg viel schlechter gedacht, sprach der Meßner, und wenn uns der Wind die Laterne nicht auslöscht, werden wir ohne Gefahr an Ort und Stelle gelangen.</p><lb/> <p>Hatte mir’s selbst ärger vorgestellt, versetzte der Pfarrer, aber eile! eile!</p><lb/> <p>Eine gute Strecke Weges wurde wieder schweigend zurückgelegt.</p><lb/> <p>Wenn wir aber den Alten schon todt treffen — begann Malachias.</p><lb/> <p>So haben wir dennoch unsere Pflicht gethan, versetzte der Meßner und begann mit seinem Glöcklein zu läuten, da eine Bauernhütte in der Nähe war, aus welcher einige Personen mit einem Lichte traten, in dem Schnee knieten und von dem Pfarrer mit dem Ciborium gesegnet wurden.</p><lb/> <p>Nun ging's wieder fort, immer höher hinauf. Der Weg blieb fest, die Gegend wurde wilder, endlich baumlos; der Sturm blies ungehindert den beiden Männern ins Antlitz.</p><lb/> <p>Des Bauers Bube, welcher mich herauf berief, sagte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Der Meßner unverdrossen voranleuchtend und von Zeit zu Zeit mit fernem Glöcklein läutend. Unter den Füßen der Wanderer knarrte der Schnee. Wolken von gefrorenen Flocken und Eisnadeln, welche der Wind von den Tannen herabwehte, stießen ihnen ins Gesicht, rieselten auf ihre Kleider nieder und blieben daran hasten.
Ich hätte mir den Weg viel schlechter gedacht, sprach der Meßner, und wenn uns der Wind die Laterne nicht auslöscht, werden wir ohne Gefahr an Ort und Stelle gelangen.
Hatte mir’s selbst ärger vorgestellt, versetzte der Pfarrer, aber eile! eile!
Eine gute Strecke Weges wurde wieder schweigend zurückgelegt.
Wenn wir aber den Alten schon todt treffen — begann Malachias.
So haben wir dennoch unsere Pflicht gethan, versetzte der Meßner und begann mit seinem Glöcklein zu läuten, da eine Bauernhütte in der Nähe war, aus welcher einige Personen mit einem Lichte traten, in dem Schnee knieten und von dem Pfarrer mit dem Ciborium gesegnet wurden.
Nun ging's wieder fort, immer höher hinauf. Der Weg blieb fest, die Gegend wurde wilder, endlich baumlos; der Sturm blies ungehindert den beiden Männern ins Antlitz.
Des Bauers Bube, welcher mich herauf berief, sagte
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Zitationshilfe: | Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/traun_gebirgspfarrer_1910/30>, abgerufen am 16.02.2025. |