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Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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beladenen Tisch, schenkte sich Wein ein, lobte die warme Stube, den vergnügten Tag, erzählte dem Mädchen alle Possen, die seine Freunde heute gesprochen und getrieben, ergötzte sich, wenn Rosi lachte, nöthigte sie zu trinken und ihm zu erzählen, wie sie in das Verhältniß mit dem fürstlichen Büchsenspanner gerathen sei, wie lange ihre Liebschaft bestehe, und was sich dabei alles zugetragen. Rosi erzählte genau und immer feuriger und nahm sich allerliebst dabei aus. Der weiße Rock und die schwarzseidene Schürze flossen in langen Falten herab, nur hie und da an die Form der vollen Glieder sich anschmiegend, ein graues Schnürleibchen hob den von einem blauen Seidentuche bedeckten Busen, auf welchem, je lebhafter sie sprach, ein goldenes Kreuzchen desto schneller sich bewegte. Der Pfarrer mußte sich selbst gestehen, daß er seine Magd heute mit ganz anderen Augen als je betrachte; eben wollte er, wie von Theilnahme bewegt, einen ihrer bloßen, vollen Arm fassen, als sie ihre Erzählung mit den Worten schloß: Auch freue ich mich, wenn ich einmal meinen Paul werde geheirathet haben, meinem lieben, alten Vater recht viel Gutes thun zu können. Er ist ein guter Mann und verdient jedes Opfer.

Der Pfarrer verbarg mühsam seine heftige Bewegung, zog mit zitternder Hand seine Taschenuhr aus der Weste und sprach: Hoho, schon 9 Uhr -- dann müssen wir schlafen gehen. Gute Nacht, Rosi!

Herr Pfarrer, sagte diese, Sie scheinen mir heute unwohl, läuten Sie ja recht schnell, wenn Ihnen in der

beladenen Tisch, schenkte sich Wein ein, lobte die warme Stube, den vergnügten Tag, erzählte dem Mädchen alle Possen, die seine Freunde heute gesprochen und getrieben, ergötzte sich, wenn Rosi lachte, nöthigte sie zu trinken und ihm zu erzählen, wie sie in das Verhältniß mit dem fürstlichen Büchsenspanner gerathen sei, wie lange ihre Liebschaft bestehe, und was sich dabei alles zugetragen. Rosi erzählte genau und immer feuriger und nahm sich allerliebst dabei aus. Der weiße Rock und die schwarzseidene Schürze flossen in langen Falten herab, nur hie und da an die Form der vollen Glieder sich anschmiegend, ein graues Schnürleibchen hob den von einem blauen Seidentuche bedeckten Busen, auf welchem, je lebhafter sie sprach, ein goldenes Kreuzchen desto schneller sich bewegte. Der Pfarrer mußte sich selbst gestehen, daß er seine Magd heute mit ganz anderen Augen als je betrachte; eben wollte er, wie von Theilnahme bewegt, einen ihrer bloßen, vollen Arm fassen, als sie ihre Erzählung mit den Worten schloß: Auch freue ich mich, wenn ich einmal meinen Paul werde geheirathet haben, meinem lieben, alten Vater recht viel Gutes thun zu können. Er ist ein guter Mann und verdient jedes Opfer.

Der Pfarrer verbarg mühsam seine heftige Bewegung, zog mit zitternder Hand seine Taschenuhr aus der Weste und sprach: Hoho, schon 9 Uhr — dann müssen wir schlafen gehen. Gute Nacht, Rosi!

Herr Pfarrer, sagte diese, Sie scheinen mir heute unwohl, läuten Sie ja recht schnell, wenn Ihnen in der

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[0027] beladenen Tisch, schenkte sich Wein ein, lobte die warme Stube, den vergnügten Tag, erzählte dem Mädchen alle Possen, die seine Freunde heute gesprochen und getrieben, ergötzte sich, wenn Rosi lachte, nöthigte sie zu trinken und ihm zu erzählen, wie sie in das Verhältniß mit dem fürstlichen Büchsenspanner gerathen sei, wie lange ihre Liebschaft bestehe, und was sich dabei alles zugetragen. Rosi erzählte genau und immer feuriger und nahm sich allerliebst dabei aus. Der weiße Rock und die schwarzseidene Schürze flossen in langen Falten herab, nur hie und da an die Form der vollen Glieder sich anschmiegend, ein graues Schnürleibchen hob den von einem blauen Seidentuche bedeckten Busen, auf welchem, je lebhafter sie sprach, ein goldenes Kreuzchen desto schneller sich bewegte. Der Pfarrer mußte sich selbst gestehen, daß er seine Magd heute mit ganz anderen Augen als je betrachte; eben wollte er, wie von Theilnahme bewegt, einen ihrer bloßen, vollen Arm fassen, als sie ihre Erzählung mit den Worten schloß: Auch freue ich mich, wenn ich einmal meinen Paul werde geheirathet haben, meinem lieben, alten Vater recht viel Gutes thun zu können. Er ist ein guter Mann und verdient jedes Opfer. Der Pfarrer verbarg mühsam seine heftige Bewegung, zog mit zitternder Hand seine Taschenuhr aus der Weste und sprach: Hoho, schon 9 Uhr — dann müssen wir schlafen gehen. Gute Nacht, Rosi! Herr Pfarrer, sagte diese, Sie scheinen mir heute unwohl, läuten Sie ja recht schnell, wenn Ihnen in der

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:38:41Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:38:41Z)

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Zitationshilfe: Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/traun_gebirgspfarrer_1910/27>, abgerufen am 21.11.2024.