Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.IM ROTEN LAUBWERK VOLL GUITARREN ... Im roten Laubwerk voll Guitarren Der Mädchen gelbe Haare wehen Am Zaun, wo Sonnenblumen stehen. Durch Wolken fährt ein goldner Karren. In brauner Schatten Ruh verstummen Die Alten, die sich blöd umschlingen. Die Waisen süß zur Vesper singen. In gelben Dünsten Fliegen summen. Am Bache waschen noch die Frauen. Die aufgehängten Linnen wallen. Die Kleine, die mir lang gefallen, Kommt wieder durch das Abendgrauen. Vom lauen Himmel Spatzen stürzen In grüne Löcher voll Verwesung. Dem Hungrigen täuscht vor Genesung Ein Duft von Brot und herben Würzen. IM ROTEN LAUBWERK VOLL GUITARREN ... Im roten Laubwerk voll Guitarren Der Mädchen gelbe Haare wehen Am Zaun, wo Sonnenblumen stehen. Durch Wolken fährt ein goldner Karren. In brauner Schatten Ruh verstummen Die Alten, die sich blöd umschlingen. Die Waisen süß zur Vesper singen. In gelben Dünsten Fliegen summen. Am Bache waschen noch die Frauen. Die aufgehängten Linnen wallen. Die Kleine, die mir lang gefallen, Kommt wieder durch das Abendgrauen. Vom lauen Himmel Spatzen stürzen In grüne Löcher voll Verwesung. Dem Hungrigen täuscht vor Genesung Ein Duft von Brot und herben Würzen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0008" n="10"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head>IM ROTEN LAUBWERK VOLL GUITARREN ...</head><lb/> <lg n="1"> <l>Im roten Laubwerk voll Guitarren</l><lb/> <l>Der Mädchen gelbe Haare wehen</l><lb/> <l>Am Zaun, wo Sonnenblumen stehen.</l><lb/> <l>Durch Wolken fährt ein goldner Karren.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>In brauner Schatten Ruh verstummen</l><lb/> <l>Die Alten, die sich blöd umschlingen.</l><lb/> <l>Die Waisen süß zur Vesper singen.</l><lb/> <l>In gelben Dünsten Fliegen summen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Am Bache waschen noch die Frauen.</l><lb/> <l>Die aufgehängten Linnen wallen.</l><lb/> <l>Die Kleine, die mir lang gefallen,</l><lb/> <l>Kommt wieder durch das Abendgrauen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Vom lauen Himmel Spatzen stürzen</l><lb/> <l>In grüne Löcher voll Verwesung.</l><lb/> <l>Dem Hungrigen täuscht vor Genesung</l><lb/> <l>Ein Duft von Brot und herben Würzen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [10/0008]
IM ROTEN LAUBWERK VOLL GUITARREN ...
Im roten Laubwerk voll Guitarren
Der Mädchen gelbe Haare wehen
Am Zaun, wo Sonnenblumen stehen.
Durch Wolken fährt ein goldner Karren.
In brauner Schatten Ruh verstummen
Die Alten, die sich blöd umschlingen.
Die Waisen süß zur Vesper singen.
In gelben Dünsten Fliegen summen.
Am Bache waschen noch die Frauen.
Die aufgehängten Linnen wallen.
Die Kleine, die mir lang gefallen,
Kommt wieder durch das Abendgrauen.
Vom lauen Himmel Spatzen stürzen
In grüne Löcher voll Verwesung.
Dem Hungrigen täuscht vor Genesung
Ein Duft von Brot und herben Würzen.
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Zitationshilfe: | Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/8>, abgerufen am 16.07.2024. |