ten, übertriebene Lobeserhebungen und Anreden an dieselben, als ob sie gegenwärtig, welche von den gekünstelt rednerischen Lehrern oft gebrauchet wurden, baneten almälig den Weg zur würkligen Anbetung der Heiligen, die solchergestalt an die Stelle der heidnischen Gözen kamen: zur andern Art gehöret sowol die hohe Meinung vom Vorzuge des ehelosen Lebens, als auch vieler Aberglaube in der Wahl der Speisen und Enthaltung vom Fleische, an den durch Sazungen bestimten häufigen Fasttagen; also im Ganzen das gesamte Einsiedler- und Mönchswesen, welches als besonders heilig angesehen und angepriesen ward, sich auch daher sehr ausbreitete, wozu in Asien Basilius, Bischof zu Cäsarea in Cappadocien, vieles beitrug: Bei dem allen wuchs des Römischen Bischofes Gewalt, welcher gern sich zum Richter aufwarf, wo man freundschaftligen Rath und Beistand von ihm erwartete. Basilius bemühete sich eine Spaltung zuheben, so zu Antiochien eingerißen war, schrieb auch an Damasum und ersuchte ihn sich deßen mit anzunemen: dieser würdigte ihn keiner Antwort, plözlig that er hernach einen richterligen Ausspruch in der Sache, die er nicht gnugsam untersucher hatte, die auch durchaus einen gütligen Vergleich erforderte; das Ybel wurde also vermeret, indem von der andern Seite man auch solch eigenmächtiges Urtheil nicht sonderlich achtete. Damasus muste
ten, übertriebene Lobeserhebungen und Anreden an dieselben, als ob sie gegenwärtig, welche von den gekünstelt rednerischen Lehrern oft gebrauchet wurden, baneten almälig den Weg zur würkligen Anbetung der Heiligen, die solchergestalt an die Stelle der heidnischen Gözen kamen: zur andern Art gehöret sowol die hohe Meinung vom Vorzuge des ehelosen Lebens, als auch vieler Aberglaube in der Wahl der Speisen und Enthaltung vom Fleische, an den durch Sazungen bestimten häufigen Fasttagen; also im Ganzen das gesamte Einsiedler- und Mönchswesen, welches als besonders heilig angesehen und angepriesen ward, sich auch daher sehr ausbreitete, wozu in Asien Basilius, Bischof zu Cäsarea in Cappadocien, vieles beitrug: Bei dem allen wuchs des Römischen Bischofes Gewalt, welcher gern sich zum Richter aufwarf, wo man freundschaftligen Rath und Beistand von ihm erwartete. Basilius bemühete sich eine Spaltung zuheben, so zu Antiochien eingerißen war, schrieb auch an Damasum und ersuchte ihn sich deßen mit anzunemen: dieser würdigte ihn keiner Antwort, plözlig that er hernach einen richterligen Ausspruch in der Sache, die er nicht gnugsam untersucher hatte, die auch durchaus einen gütligen Vergleich erforderte; das Ybel wurde also vermeret, indem von der andern Seite man auch solch eigenmächtiges Urtheil nicht sonderlich achtete. Damasus muste
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ten, übertriebene Lobeserhebungen und Anreden an dieselben, als ob sie gegenwärtig, welche von den gekünstelt rednerischen Lehrern oft gebrauchet wurden, baneten almälig den Weg zur würkligen Anbetung der Heiligen, die solchergestalt an die Stelle der heidnischen Gözen kamen: zur andern Art gehöret sowol die hohe Meinung vom Vorzuge des ehelosen Lebens, als auch vieler Aberglaube in der Wahl der Speisen und Enthaltung vom Fleische, an den durch Sazungen bestimten häufigen Fasttagen; also im Ganzen das gesamte Einsiedler- und Mönchswesen, welches als besonders heilig angesehen und angepriesen ward, sich auch daher sehr ausbreitete, wozu in Asien Basilius, Bischof zu Cäsarea in Cappadocien, vieles beitrug: Bei dem allen wuchs des Römischen Bischofes Gewalt, welcher gern sich zum Richter aufwarf, wo man freundschaftligen Rath und Beistand von ihm erwartete. Basilius bemühete sich eine Spaltung zuheben, so zu Antiochien eingerißen war, schrieb auch an Damasum und ersuchte ihn sich deßen mit anzunemen: dieser würdigte ihn keiner Antwort, plözlig that er hernach einen richterligen Ausspruch in der Sache, die er nicht gnugsam untersucher hatte, die auch durchaus einen gütligen Vergleich erforderte; das Ybel wurde also vermeret, indem von der andern Seite man auch solch eigenmächtiges Urtheil nicht sonderlich achtete. Damasus muste
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ten, übertriebene Lobeserhebungen und Anreden an dieselben, als ob sie gegenwärtig, welche von den gekünstelt rednerischen Lehrern oft gebrauchet wurden, baneten almälig den Weg zur würkligen Anbetung der Heiligen, die solchergestalt an die Stelle der heidnischen Gözen kamen: zur andern Art gehöret sowol die hohe Meinung vom Vorzuge des ehelosen Lebens, als auch vieler Aberglaube in der Wahl der Speisen und Enthaltung vom Fleische, an den durch Sazungen bestimten häufigen Fasttagen; also im Ganzen das gesamte Einsiedler- und Mönchswesen, welches als besonders heilig angesehen und angepriesen ward, sich auch daher sehr ausbreitete, wozu in Asien Basilius, Bischof zu Cäsarea in Cappadocien, vieles beitrug: Bei dem allen wuchs des Römischen Bischofes Gewalt, welcher gern sich zum Richter aufwarf, wo man freundschaftligen Rath und Beistand von ihm erwartete. Basilius bemühete sich eine Spaltung zuheben, so zu Antiochien eingerißen war, schrieb auch an Damasum und ersuchte ihn sich deßen mit anzunemen: dieser würdigte ihn keiner Antwort, plözlig that er hernach einen richterligen Ausspruch in der Sache, die er nicht gnugsam untersucher hatte, die auch durchaus einen gütligen Vergleich erforderte; das Ybel wurde also vermeret, indem von der andern Seite man auch solch eigenmächtiges Urtheil nicht sonderlich achtete. Damasus muste
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/98>, abgerufen am 23.11.2024.
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