nem Lande, die für sich selbst denken, und nicht ihre Gedanken nach den Meynungen anderer bilden? Der größte Theil der Einwohner, nicht bloß der gemeine Haufe, bildet sich nach der Meynung der Großen, und vorzüglich der Landesregierung. Eine Regierung sey gelinde, weise, gütig, gerecht und menschenfreundlich: Ihre Unterthanen werden eben dieses, wenigstens wird dieses die herrschende Denkungsart seyn. Entfernet sich aber die Regierung von dem Wege des Rechts und des Guten, so darf sie sich nicht wundern, wenn der Eigennutz, die Feindseligkeit, die Untreue, und der Menschenhaß unter ihren Bürgern herrschen. Die Erfahrung aller Jahrhunderte hat es bezeuget, daß die Staaten dann am meisten geblühet haben, wenn man auf den Wegen der Gerechtigkeit und der Treue einherging, und daß sie sich ihrem Verderben immer mehr genähert haben, jemehr sie von diesem Wege abgewichen sind. Was man auch von ungerechten Mitteln für Vortheile zu hoffen hätte, so werden doch diese durch den unendlichen Nachtheil weit überwogen, welchen die Verderbniß der Denkungsart, und der Sitten, die mit jenen unzertrennlich verknüpft ist, mit sich führet, und welche so wenig durch alle Silberflotten, und durch die Schätze aller Bergwerke, als durch die Eroberung ganzer Welttheile, ersetzet werden können. Man halte mir diese Ausschweifung zu gute.
Sie ist eigentlig nicht mein, sondern aus einer kleinen
nem Lande, die für sich selbst denken, und nicht ihre Gedanken nach den Meynungen anderer bilden? Der größte Theil der Einwohner, nicht bloß der gemeine Haufe, bildet sich nach der Meynung der Großen, und vorzüglich der Landesregierung. Eine Regierung sey gelinde, weise, gütig, gerecht und menschenfreundlich: Ihre Unterthanen werden eben dieses, wenigstens wird dieses die herrschende Denkungsart seyn. Entfernet sich aber die Regierung von dem Wege des Rechts und des Guten, so darf sie sich nicht wundern, wenn der Eigennutz, die Feindseligkeit, die Untreue, und der Menschenhaß unter ihren Bürgern herrschen. Die Erfahrung aller Jahrhunderte hat es bezeuget, daß die Staaten dann am meisten geblühet haben, wenn man auf den Wegen der Gerechtigkeit und der Treue einherging, und daß sie sich ihrem Verderben immer mehr genähert haben, jemehr sie von diesem Wege abgewichen sind. Was man auch von ungerechten Mitteln für Vortheile zu hoffen hätte, so werden doch diese durch den unendlichen Nachtheil weit überwogen, welchen die Verderbniß der Denkungsart, und der Sitten, die mit jenen unzertrennlich verknüpft ist, mit sich führet, und welche so wenig durch alle Silberflotten, und durch die Schätze aller Bergwerke, als durch die Eroberung ganzer Welttheile, ersetzet werden können. Man halte mir diese Ausschweifung zu gute.
Sie ist eigentlig nicht mein, sondern aus einer kleinen
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nem Lande, die für sich selbst denken, und nicht ihre Gedanken nach den Meynungen anderer bilden? Der größte Theil der Einwohner, nicht bloß der gemeine Haufe, bildet sich nach der Meynung der Großen, und vorzüglich der Landesregierung. Eine Regierung sey gelinde, weise, gütig, gerecht und menschenfreundlich: Ihre Unterthanen werden eben dieses, wenigstens wird dieses die herrschende Denkungsart seyn. Entfernet sich aber die Regierung von dem Wege des Rechts und des Guten, so darf sie sich nicht wundern, wenn der Eigennutz, die Feindseligkeit, die Untreue, und der Menschenhaß unter ihren Bürgern herrschen. Die Erfahrung aller Jahrhunderte hat es bezeuget, daß die Staaten dann am meisten geblühet haben, wenn man auf den Wegen der Gerechtigkeit und der Treue einherging, und daß sie sich ihrem Verderben immer mehr genähert haben, jemehr sie von diesem Wege abgewichen sind. Was man auch von ungerechten Mitteln für Vortheile zu hoffen hätte, so werden doch diese durch den unendlichen Nachtheil weit überwogen, welchen die Verderbniß der Denkungsart, und der Sitten, die mit jenen unzertrennlich verknüpft ist, mit sich führet, und welche so wenig durch alle Silberflotten, und durch die Schätze aller Bergwerke, als durch die Eroberung ganzer Welttheile, ersetzet werden können. Man halte mir diese Ausschweifung zu gute.</p><p>Sie ist eigentlig nicht mein, sondern aus einer kleinen
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nem Lande, die für sich selbst denken, und nicht ihre Gedanken nach den Meynungen anderer bilden? Der größte Theil der Einwohner, nicht bloß der gemeine Haufe, bildet sich nach der Meynung der Großen, und vorzüglich der Landesregierung. Eine Regierung sey gelinde, weise, gütig, gerecht und menschenfreundlich: Ihre Unterthanen werden eben dieses, wenigstens wird dieses die herrschende Denkungsart seyn. Entfernet sich aber die Regierung von dem Wege des Rechts und des Guten, so darf sie sich nicht wundern, wenn der Eigennutz, die Feindseligkeit, die Untreue, und der Menschenhaß unter ihren Bürgern herrschen. Die Erfahrung aller Jahrhunderte hat es bezeuget, daß die Staaten dann am meisten geblühet haben, wenn man auf den Wegen der Gerechtigkeit und der Treue einherging, und daß sie sich ihrem Verderben immer mehr genähert haben, jemehr sie von diesem Wege abgewichen sind. Was man auch von ungerechten Mitteln für Vortheile zu hoffen hätte, so werden doch diese durch den unendlichen Nachtheil weit überwogen, welchen die Verderbniß der Denkungsart, und der Sitten, die mit jenen unzertrennlich verknüpft ist, mit sich führet, und welche so wenig durch alle Silberflotten, und durch die Schätze aller Bergwerke, als durch die Eroberung ganzer Welttheile, ersetzet werden können. Man halte mir diese Ausschweifung zu gute.
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/928>, abgerufen am 23.11.2024.
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