Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Landeshoheit fast unabhängig, des Kaisers Gewalt hingegen ward also eingeschränket, daß nichts ohne Einwilligung der Stände geschehen solte; die Bekenner in seinen Erblanden aber überlies man seinem Wilkür. So endigte sich durch diesen westphälischen Frieden der dreißigjärige teutsche Krieg. Die Spanier sezten den Krieg wieder Frankreich fort, welcher durch den pyrenäischen Frieden 1659 erst geendiget wurde: nachdem Leopold seinem Vater Ferdinande 3 in der kaiserligen Würde 1658 gefolget war: noch länger daurete der Krieg mit Portugal, welches die Spanier doch in Freiheit laßen und sich zulezt ihres Anspruchs begeben musten. So bereitwillig, als die helvetischen Bekenner vorhin die Vereinigung mit gegenseitiger Duldung anzubieten pflegen, waren die augsburgischen Bekenner meistens nicht gewesen: Georg Kalixtus, ein Lehrer zu Helmstät, bezeigte sich nun dazu sehr geneigt, samt seinen Gehülfen und Schülern; er fand aber von andern Bekentnisgenoßen heftigen Wiederspruch, daß auch der Streit noch nach seinem Tode mit seinem Sohne und Nachfolger fortgesezet ward, bis zur nahen Trennung der Augsburgischen selbst: da diese Vereinigungsbegierde auch auf die Römischgesinten mit Beschönigung ihrer Grundirthümer ausgedenet ward, so war auf dieser Seite der Wiederspruch nicht unnöthig, ob

Landeshoheit fast unabhängig, des Kaisers Gewalt hingegen ward also eingeschränket, daß nichts ohne Einwilligung der Stände geschehen solte; die Bekenner in seinen Erblanden aber überlies man seinem Wilkür. So endigte sich durch diesen westphälischen Frieden der dreißigjärige teutsche Krieg. Die Spanier sezten den Krieg wieder Frankreich fort, welcher durch den pyrenäischen Frieden 1659 erst geendiget wurde: nachdem Leopold seinem Vater Ferdinande 3 in der kaiserligen Würde 1658 gefolget war: noch länger daurete der Krieg mit Portugal, welches die Spanier doch in Freiheit laßen und sich zulezt ihres Anspruchs begeben musten. So bereitwillig, als die helvetischen Bekenner vorhin die Vereinigung mit gegenseitiger Duldung anzubieten pflegen, waren die augsburgischen Bekenner meistens nicht gewesen: Georg Kalixtus, ein Lehrer zu Helmstät, bezeigte sich nun dazu sehr geneigt, samt seinen Gehülfen und Schülern; er fand aber von andern Bekentnisgenoßen heftigen Wiederspruch, daß auch der Streit noch nach seinem Tode mit seinem Sohne und Nachfolger fortgesezet ward, bis zur nahen Trennung der Augsburgischen selbst: da diese Vereinigungsbegierde auch auf die Römischgesinten mit Beschönigung ihrer Grundirthümer ausgedenet ward, so war auf dieser Seite der Wiederspruch nicht unnöthig, ob

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0829" n="817"/>
Landeshoheit fast                      unabhängig, des Kaisers Gewalt hingegen ward also eingeschränket, daß nichts                      ohne Einwilligung der Stände geschehen solte; die Bekenner in seinen Erblanden                      aber überlies man seinem Wilkür. So endigte sich durch diesen westphälischen                      Frieden der dreißigjärige teutsche Krieg. Die Spanier sezten den Krieg wieder                      Frankreich fort, welcher durch den pyrenäischen Frieden 1659 erst geendiget                      wurde: nachdem Leopold seinem Vater Ferdinande 3 in der kaiserligen Würde 1658                      gefolget war: noch länger daurete der Krieg mit Portugal, welches die Spanier                      doch in Freiheit laßen und sich zulezt ihres Anspruchs begeben musten. So                      bereitwillig, als die helvetischen Bekenner vorhin die Vereinigung mit                      gegenseitiger Duldung anzubieten pflegen, waren die augsburgischen Bekenner                      meistens nicht gewesen: Georg Kalixtus, ein Lehrer zu Helmstät, bezeigte sich                      nun dazu sehr geneigt, samt seinen Gehülfen und Schülern; er fand aber von                      andern Bekentnisgenoßen heftigen Wiederspruch, daß auch der Streit noch nach                      seinem Tode mit seinem Sohne und Nachfolger fortgesezet ward, bis zur nahen                      Trennung der Augsburgischen selbst: da diese Vereinigungsbegierde auch auf die                      Römischgesinten mit Beschönigung ihrer Grundirthümer ausgedenet ward, so war auf                      dieser Seite der Wiederspruch nicht unnöthig, ob
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[817/0829] Landeshoheit fast unabhängig, des Kaisers Gewalt hingegen ward also eingeschränket, daß nichts ohne Einwilligung der Stände geschehen solte; die Bekenner in seinen Erblanden aber überlies man seinem Wilkür. So endigte sich durch diesen westphälischen Frieden der dreißigjärige teutsche Krieg. Die Spanier sezten den Krieg wieder Frankreich fort, welcher durch den pyrenäischen Frieden 1659 erst geendiget wurde: nachdem Leopold seinem Vater Ferdinande 3 in der kaiserligen Würde 1658 gefolget war: noch länger daurete der Krieg mit Portugal, welches die Spanier doch in Freiheit laßen und sich zulezt ihres Anspruchs begeben musten. So bereitwillig, als die helvetischen Bekenner vorhin die Vereinigung mit gegenseitiger Duldung anzubieten pflegen, waren die augsburgischen Bekenner meistens nicht gewesen: Georg Kalixtus, ein Lehrer zu Helmstät, bezeigte sich nun dazu sehr geneigt, samt seinen Gehülfen und Schülern; er fand aber von andern Bekentnisgenoßen heftigen Wiederspruch, daß auch der Streit noch nach seinem Tode mit seinem Sohne und Nachfolger fortgesezet ward, bis zur nahen Trennung der Augsburgischen selbst: da diese Vereinigungsbegierde auch auf die Römischgesinten mit Beschönigung ihrer Grundirthümer ausgedenet ward, so war auf dieser Seite der Wiederspruch nicht unnöthig, ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/829
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/829>, abgerufen am 18.06.2024.