ausbrachen: außer andern Beschwerden der dasigen Bekenner ward ihnen der Bau eines Bethauses geweret und ein anders neuerbautes niedergerißen; sie thaten den 23 Maj Vorstellung bei den königligen Räthen, fanden aber kein Gehör, griffen daher deren zweie, nebst einem Schreiber und warfen sie, einem alten bömischen Brauche nach, aus dem Fenster vom Schloße herab, doch ohn erfolgte Beschädigung, sezten darauf selbst einen Rath nieder, jagten die Jesuwiter aus dem Lande, machten Anstalten zur Verteidigung; dachten auf eine neue Königswahl, weil Ferdinand nur von einigen Ständen, so durch Drohungen dazu vermogt worden, die Einwilligung erhalten, den Bedingungen kein Gnüge geleistet, sondern bei des Kaisers Leben sich der Herschaft angemaßet, ihren Gottesdienst auf alle Weise bedrenget, über dieses zum Nachtheile ihrer Wahlfreiheit mit Spanien eine Erbverbrüderung über Bömen geschloßen habe: da der Krieg auf solche Weise den Anfang genommen hatte, starb 1619Kaiser Matthias den 10 März 1619 und ohngeachtet aller Gegenbemühungen des Pfalzgrafen, der lieber den Herzog Maxmilian von Baiern, als einen Oesterreicher zum latser haben wolte, ward Ferdinand den 18 Aug. erwelet; die Bömen hingegen weleten den 26 jenen Pfalzgrafen und Kurfürsten Fridrich zum Könige; die Ungern, so gleichfals von Ferdinande abfielen, er-
ausbrachen: außer andern Beschwerden der dasigen Bekenner ward ihnen der Bau eines Bethauses geweret und ein anders neuerbautes niedergerißen; sie thaten den 23 Maj Vorstellung bei den königligen Räthen, fanden aber kein Gehör, griffen daher deren zweie, nebst einem Schreiber und warfen sie, einem alten bömischen Brauche nach, aus dem Fenster vom Schloße herab, doch ohn erfolgte Beschädigung, sezten darauf selbst einen Rath nieder, jagten die Jesuwiter aus dem Lande, machten Anstalten zur Verteidigung; dachten auf eine neue Königswahl, weil Ferdinand nur von einigen Ständen, so durch Drohungen dazu vermogt worden, die Einwilligung erhalten, den Bedingungen kein Gnüge geleistet, sondern bei des Kaisers Leben sich der Herschaft angemaßet, ihren Gottesdienst auf alle Weise bedrenget, über dieses zum Nachtheile ihrer Wahlfreiheit mit Spanien eine Erbverbrüderung über Bömen geschloßen habe: da der Krieg auf solche Weise den Anfang genommen hatte, starb 1619Kaiser Matthias den 10 März 1619 und ohngeachtet aller Gegenbemühungen des Pfalzgrafen, der lieber den Herzog Maxmilian von Baiern, als einen Oesterreicher zum latser haben wolte, ward Ferdinand den 18 Aug. erwelet; die Bömen hingegen weleten den 26 jenen Pfalzgrafen und Kurfürsten Fridrich zum Könige; die Ungern, so gleichfals von Ferdinande abfielen, er-
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ausbrachen: außer andern Beschwerden der dasigen Bekenner ward ihnen der Bau eines Bethauses geweret und ein anders neuerbautes niedergerißen; sie thaten den 23 Maj Vorstellung bei den königligen Räthen, fanden aber kein Gehör, griffen daher deren zweie, nebst einem Schreiber und warfen sie, einem alten bömischen Brauche nach, aus dem Fenster vom Schloße herab, doch ohn erfolgte Beschädigung, sezten darauf selbst einen Rath nieder, jagten die Jesuwiter aus dem Lande, machten Anstalten zur Verteidigung; dachten auf eine neue Königswahl, weil Ferdinand nur von einigen Ständen, so durch Drohungen dazu vermogt worden, die Einwilligung erhalten, den Bedingungen kein Gnüge geleistet, sondern bei des Kaisers Leben sich der Herschaft angemaßet, ihren Gottesdienst auf alle Weise bedrenget, über dieses zum Nachtheile ihrer Wahlfreiheit mit Spanien eine Erbverbrüderung über Bömen geschloßen habe: da der Krieg auf solche Weise den Anfang genommen hatte, starb <noteplace="left">1619</note>Kaiser Matthias den 10 März 1619 und ohngeachtet aller Gegenbemühungen des Pfalzgrafen, der lieber den Herzog Maxmilian von Baiern, als einen Oesterreicher zum latser haben wolte, ward Ferdinand den 18 Aug. erwelet; die Bömen hingegen weleten den 26 jenen Pfalzgrafen und Kurfürsten Fridrich zum Könige; die Ungern, so gleichfals von Ferdinande abfielen, er-
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ausbrachen: außer andern Beschwerden der dasigen Bekenner ward ihnen der Bau eines Bethauses geweret und ein anders neuerbautes niedergerißen; sie thaten den 23 Maj Vorstellung bei den königligen Räthen, fanden aber kein Gehör, griffen daher deren zweie, nebst einem Schreiber und warfen sie, einem alten bömischen Brauche nach, aus dem Fenster vom Schloße herab, doch ohn erfolgte Beschädigung, sezten darauf selbst einen Rath nieder, jagten die Jesuwiter aus dem Lande, machten Anstalten zur Verteidigung; dachten auf eine neue Königswahl, weil Ferdinand nur von einigen Ständen, so durch Drohungen dazu vermogt worden, die Einwilligung erhalten, den Bedingungen kein Gnüge geleistet, sondern bei des Kaisers Leben sich der Herschaft angemaßet, ihren Gottesdienst auf alle Weise bedrenget, über dieses zum Nachtheile ihrer Wahlfreiheit mit Spanien eine Erbverbrüderung über Bömen geschloßen habe: da der Krieg auf solche Weise den Anfang genommen hatte, starb Kaiser Matthias den 10 März 1619 und ohngeachtet aller Gegenbemühungen des Pfalzgrafen, der lieber den Herzog Maxmilian von Baiern, als einen Oesterreicher zum latser haben wolte, ward Ferdinand den 18 Aug. erwelet; die Bömen hingegen weleten den 26 jenen Pfalzgrafen und Kurfürsten Fridrich zum Könige; die Ungern, so gleichfals von Ferdinande abfielen, er-
1619
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/820>, abgerufen am 23.11.2024.
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