Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

des Gegentheils, nach des Kaisers Meinung solten sie wenigstens gehöret werden; der Papst aber wolte keinen von ihnen, sondern allein seinen Anhang zulaßen, wolte der Oberste sein und alle Gewalt über die Versamlung haben, Fürsten und Völker, so ihm zuwieder wären, verfluchen, mit Hülfe der gehorsamen Fürsten sie bezwingen und gänzlig ausrotten, wen einer der Abtrünnigen so unsinnig wäre zur Versamlung zukommen, solte er sogleich in ein tiefes Gefängnis geworfen und verbrant werden, unangesehen alle kaiserlig oder königlige Geleitsbriefe. Der Kaiser verlangte gleichwol in dem Reichtagesabschiede 15511551 den 13 Horn. daß die, so dem augsburgischen Bekentniße zugethan wären, sich solten gefast machen auf der Versamlung zuerscheinen, versprach ihnen Sicherheit und gnugsames Gehör zuverschaffen: gegen den kaiserligen Willen sich folgsam zubeweisen lies, Moriz durch den Melanchthon ein Bekentnis aufsezen und Herzog Christoph Ulrichson von Würtenberg ein anders; theils war keine Verbindung der gesamten Bekenner, theils vermied man geflißentlig den Schein genauer Ybereinstimmung; der Name des augsburgischen Bekentnißes und schmalkaldischer Lehrstükke war dem Gegentheile verhaft, man wolte durch neue Bekentniße den Anstos vermeiden und gab Anlas zum Vorwurfe von oftmaligen AEnderungen: Moriz, verlangte aber, wegen des Costnizer

des Gegentheils, nach des Kaisers Meinung solten sie wenigstens gehöret werden; der Papst aber wolte keinen von ihnen, sondern allein seinen Anhang zulaßen, wolte der Oberste sein und alle Gewalt über die Versamlung haben, Fürsten und Völker, so ihm zuwieder wären, verfluchen, mit Hülfe der gehorsamen Fürsten sie bezwingen und gänzlig ausrotten, wen einer der Abtrünnigen so unsinnig wäre zur Versamlung zukommen, solte er sogleich in ein tiefes Gefängnis geworfen und verbrant werden, unangesehen alle kaiserlig oder königlige Geleitsbriefe. Der Kaiser verlangte gleichwol in dem Reichtagesabschiede 15511551 den 13 Horn. daß die, so dem augsburgischen Bekentniße zugethan wären, sich solten gefast machen auf der Versamlung zuerscheinen, versprach ihnen Sicherheit und gnugsames Gehör zuverschaffen: gegen den kaiserligen Willen sich folgsam zubeweisen lies, Moriz durch den Melanchthon ein Bekentnis aufsezen und Herzog Christoph Ulrichson von Würtenberg ein anders; theils war keine Verbindung der gesamten Bekenner, theils vermied man geflißentlig den Schein genauer Ybereinstimmung; der Name des augsburgischen Bekentnißes und schmalkaldischer Lehrstükke war dem Gegentheile verhaft, man wolte durch neue Bekentniße den Anstos vermeiden und gab Anlas zum Vorwurfe von oftmaligen AEnderungen: Moriz, verlangte aber, wegen des Costnizer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0774" n="762"/>
des Gegentheils, nach des Kaisers                      Meinung solten sie wenigstens gehöret werden; der Papst aber wolte keinen von                      ihnen, sondern allein seinen Anhang zulaßen, wolte der Oberste sein und alle                      Gewalt über die Versamlung haben, Fürsten und Völker, so ihm zuwieder wären,                      verfluchen, mit Hülfe der gehorsamen Fürsten sie bezwingen und gänzlig                      ausrotten, wen einer der Abtrünnigen so unsinnig wäre zur Versamlung zukommen,                      solte er sogleich in ein tiefes Gefängnis geworfen und verbrant werden,                      unangesehen alle kaiserlig oder königlige Geleitsbriefe. Der Kaiser verlangte                      gleichwol in dem Reichtagesabschiede <note place="left">1551</note>1551                      den 13 Horn. daß die, so dem augsburgischen Bekentniße zugethan wären, sich                      solten gefast machen auf der Versamlung zuerscheinen, versprach ihnen Sicherheit                      und gnugsames Gehör zuverschaffen: gegen den kaiserligen Willen sich folgsam                      zubeweisen lies, Moriz durch den Melanchthon ein Bekentnis aufsezen und Herzog                      Christoph Ulrichson von Würtenberg ein anders; theils war keine Verbindung der                      gesamten Bekenner, theils vermied man geflißentlig den Schein genauer                      Ybereinstimmung; der Name des augsburgischen Bekentnißes und schmalkaldischer                      Lehrstükke war dem Gegentheile verhaft, man wolte durch neue Bekentniße den                      Anstos vermeiden und gab Anlas zum Vorwurfe von oftmaligen AEnderungen: Moriz,                      verlangte aber, wegen des Costnizer
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[762/0774] des Gegentheils, nach des Kaisers Meinung solten sie wenigstens gehöret werden; der Papst aber wolte keinen von ihnen, sondern allein seinen Anhang zulaßen, wolte der Oberste sein und alle Gewalt über die Versamlung haben, Fürsten und Völker, so ihm zuwieder wären, verfluchen, mit Hülfe der gehorsamen Fürsten sie bezwingen und gänzlig ausrotten, wen einer der Abtrünnigen so unsinnig wäre zur Versamlung zukommen, solte er sogleich in ein tiefes Gefängnis geworfen und verbrant werden, unangesehen alle kaiserlig oder königlige Geleitsbriefe. Der Kaiser verlangte gleichwol in dem Reichtagesabschiede 1551 den 13 Horn. daß die, so dem augsburgischen Bekentniße zugethan wären, sich solten gefast machen auf der Versamlung zuerscheinen, versprach ihnen Sicherheit und gnugsames Gehör zuverschaffen: gegen den kaiserligen Willen sich folgsam zubeweisen lies, Moriz durch den Melanchthon ein Bekentnis aufsezen und Herzog Christoph Ulrichson von Würtenberg ein anders; theils war keine Verbindung der gesamten Bekenner, theils vermied man geflißentlig den Schein genauer Ybereinstimmung; der Name des augsburgischen Bekentnißes und schmalkaldischer Lehrstükke war dem Gegentheile verhaft, man wolte durch neue Bekentniße den Anstos vermeiden und gab Anlas zum Vorwurfe von oftmaligen AEnderungen: Moriz, verlangte aber, wegen des Costnizer 1551

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/774
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/774>, abgerufen am 23.11.2024.