Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

daraus hergeleiteten Ablaßes, über welche nach dem Gebrauche der Hohenschulen solte gestritten werden; zugleich schrieb er selbiges Tages an den Erzbischof Albrecht von welchem er nicht eigentlig wuste, daß er selbst Urheber des Handels wäre, und bat, daß derselbe dem Unwesen steuren mögte, so von den Ablaskrämern angerichtet würde, welche das Volk in den Irthum verleitete, daß es glaubte durch erkauften Ablas der Seligkeit gewis zuwerden und nicht mer suchte durch Besrung des Lebens dazu zugelangen; dergleichen schrieb er auch an den Bischof zu Brandenburg unter deßen Aussicht Wittenberg zu nächst gehörete: bei dem allen zweifete er noch nicht an des Papstes Hoheit, nicht an der Würkligkeit eines Fegefeuers, trug auch seine Meinung vom Ablaße, von der Quelle und vom Werthe deßelben nicht als entscheidend vor, sondern zweifelte nur am Gegentheile und suchte Belerung, doch nicht aus dem Schulweisen, sondern aus den heil. Schriften, wenigstens aus den ältern Vätern: er lies auch eine Rede drukken, die er zu dem Volke gehalten hatte, von der Schädlinkeit des Ablaßes, da man durch weniges Geld sich loszukaufen meinete von der nothwendigen Buße oder Besrung, von den guten Wetke die durchs ganze Leben müsten geübet werden, wogegen er für beßer hielt solches Geld freiwillig an die Armen zugeben; doch ward es alles

daraus hergeleiteten Ablaßes, über welche nach dem Gebrauche der Hohenschulen solte gestritten werden; zugleich schrieb er selbiges Tages an den Erzbischof Albrecht von welchem er nicht eigentlig wuste, daß er selbst Urheber des Handels wäre, und bat, daß derselbe dem Unwesen steuren mögte, so von den Ablaskrämern angerichtet würde, welche das Volk in den Irthum verleitete, daß es glaubte durch erkauften Ablas der Seligkeit gewis zuwerden und nicht mer suchte durch Besrung des Lebens dazu zugelangen; dergleichen schrieb er auch an den Bischof zu Brandenburg unter deßen Aussicht Wittenberg zu nächst gehörete: bei dem allen zweifete er noch nicht an des Papstes Hoheit, nicht an der Würkligkeit eines Fegefeuers, trug auch seine Meinung vom Ablaße, von der Quelle und vom Werthe deßelben nicht als entscheidend vor, sondern zweifelte nur am Gegentheile und suchte Belerung, doch nicht aus dem Schulweisen, sondern aus den heil. Schriften, wenigstens aus den ältern Vätern: er lies auch eine Rede drukken, die er zu dem Volke gehalten hatte, von der Schädlinkeit des Ablaßes, da man durch weniges Geld sich loszukaufen meinete von der nothwendigen Buße oder Besrung, von den guten Wetke die durchs ganze Leben müsten geübet werden, wogegen er für beßer hielt solches Geld freiwillig an die Armen zugeben; doch ward es alles

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0670" n="658"/>
daraus                      hergeleiteten Ablaßes, über welche nach dem Gebrauche der Hohenschulen solte                      gestritten werden; zugleich schrieb er selbiges Tages an den Erzbischof Albrecht                      von welchem er nicht eigentlig wuste, daß er selbst Urheber des Handels wäre,                      und bat, daß derselbe dem Unwesen steuren mögte, so von den Ablaskrämern                      angerichtet würde, welche das Volk in den Irthum verleitete, daß es glaubte                      durch erkauften Ablas der Seligkeit gewis zuwerden und nicht mer suchte durch                      Besrung des Lebens dazu zugelangen; dergleichen schrieb er auch an den Bischof                      zu Brandenburg unter deßen Aussicht Wittenberg zu nächst gehörete: bei dem allen                      zweifete er noch nicht an des Papstes Hoheit, nicht an der Würkligkeit eines                      Fegefeuers, trug auch seine Meinung vom Ablaße, von der Quelle und vom Werthe                      deßelben nicht als entscheidend vor, sondern zweifelte nur am Gegentheile und                      suchte Belerung, doch nicht aus dem Schulweisen, sondern aus den heil.                      Schriften, wenigstens aus den ältern Vätern: er lies auch eine Rede drukken, die                      er zu dem Volke gehalten hatte, von der Schädlinkeit des Ablaßes, da man durch                      weniges Geld sich loszukaufen meinete von der nothwendigen Buße oder Besrung,                      von den guten Wetke die durchs ganze Leben müsten geübet werden, wogegen er für                      beßer hielt solches Geld freiwillig an die Armen zugeben; doch ward es alles
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[658/0670] daraus hergeleiteten Ablaßes, über welche nach dem Gebrauche der Hohenschulen solte gestritten werden; zugleich schrieb er selbiges Tages an den Erzbischof Albrecht von welchem er nicht eigentlig wuste, daß er selbst Urheber des Handels wäre, und bat, daß derselbe dem Unwesen steuren mögte, so von den Ablaskrämern angerichtet würde, welche das Volk in den Irthum verleitete, daß es glaubte durch erkauften Ablas der Seligkeit gewis zuwerden und nicht mer suchte durch Besrung des Lebens dazu zugelangen; dergleichen schrieb er auch an den Bischof zu Brandenburg unter deßen Aussicht Wittenberg zu nächst gehörete: bei dem allen zweifete er noch nicht an des Papstes Hoheit, nicht an der Würkligkeit eines Fegefeuers, trug auch seine Meinung vom Ablaße, von der Quelle und vom Werthe deßelben nicht als entscheidend vor, sondern zweifelte nur am Gegentheile und suchte Belerung, doch nicht aus dem Schulweisen, sondern aus den heil. Schriften, wenigstens aus den ältern Vätern: er lies auch eine Rede drukken, die er zu dem Volke gehalten hatte, von der Schädlinkeit des Ablaßes, da man durch weniges Geld sich loszukaufen meinete von der nothwendigen Buße oder Besrung, von den guten Wetke die durchs ganze Leben müsten geübet werden, wogegen er für beßer hielt solches Geld freiwillig an die Armen zugeben; doch ward es alles

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/670
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/670>, abgerufen am 04.07.2024.