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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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anlegen und gegenüber in Asien eine andere ausbeßern: Der Kaiser Constantin schikte sogleich Abgesandten und bat um Aufhebung solches Baues; aber Muhamed behauptete, sein sei das Land, es gehöre zu Constantinopel nichts, außerhalb der Mauren, er habe Macht in seinem Lande zubauen; Constantin erbot sich zu einer järligen Steuer gegen Aufhebung des Werks; aber der Solian drohete, die, so ferner, mit solchem Antrage zu ihm kämen, schinden zulaßen: indem die Besazung der neuen Burg durch stete Streifereien Constantinopel beunruhigte, zerstörte der Soltan Athen und schleifte die Verschanzungen auf der Erdenge von Peloponnes. Constantin suchte Hülfe bei den Lateinern und erneuerte die Vereinigung mit ihnen, der päpstligen Forderung gemäs; machte aber die meisten seiner Unterthanen dadurch misvergnügt, als welche von solcher Vereinigung nichts hören wolten, und erhielt gleichwol keine Hülfe; die Stadt ward immer enger beschränket; ein türkisches Heer nam die noch übrigen Festungen ein an der Euxinischen See und näher bei der Stadt, welche den Winter hindurch eingeschloßen gehalten wurde: nachdem noch 300000 Man zusammen gezogen waren, rükte 1453 Muhamed selbst hinan und lagerte sich vor derselben den 6 Apr. auch erschien auf der Seeseite seine zalreiche Flotte; es langten täglig Verstärkungen an aus allen Gegenden des türki-

anlegen und gegenüber in Asien eine andere ausbeßern: Der Kaiser Constantin schikte sogleich Abgesandten und bat um Aufhebung solches Baues; aber Muhamed behauptete, sein sei das Land, es gehöre zu Constantinopel nichts, außerhalb der Mauren, er habe Macht in seinem Lande zubauen; Constantin erbot sich zu einer järligen Steuer gegen Aufhebung des Werks; aber der Solian drohete, die, so ferner, mit solchem Antrage zu ihm kämen, schinden zulaßen: indem die Besazung der neuen Burg durch stete Streifereien Constantinopel beunruhigte, zerstörte der Soltan Athen und schleifte die Verschanzungen auf der Erdenge von Peloponnes. Constantin suchte Hülfe bei den Lateinern und erneuerte die Vereinigung mit ihnen, der päpstligen Forderung gemäs; machte aber die meisten seiner Unterthanen dadurch misvergnügt, als welche von solcher Vereinigung nichts hören wolten, und erhielt gleichwol keine Hülfe; die Stadt ward immer enger beschränket; ein türkisches Heer nam die noch übrigen Festungen ein an der Euxinischen See und näher bei der Stadt, welche den Winter hindurch eingeschloßen gehalten wurde: nachdem noch 300000 Man zusammen gezogen waren, rükte 1453 Muhamed selbst hinan und lagerte sich vor derselben den 6 Apr. auch erschien auf der Seeseite seine zalreiche Flotte; es langten täglig Verstärkungen an aus allen Gegenden des türki-

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[621/0633] anlegen und gegenüber in Asien eine andere ausbeßern: Der Kaiser Constantin schikte sogleich Abgesandten und bat um Aufhebung solches Baues; aber Muhamed behauptete, sein sei das Land, es gehöre zu Constantinopel nichts, außerhalb der Mauren, er habe Macht in seinem Lande zubauen; Constantin erbot sich zu einer järligen Steuer gegen Aufhebung des Werks; aber der Solian drohete, die, so ferner, mit solchem Antrage zu ihm kämen, schinden zulaßen: indem die Besazung der neuen Burg durch stete Streifereien Constantinopel beunruhigte, zerstörte der Soltan Athen und schleifte die Verschanzungen auf der Erdenge von Peloponnes. Constantin suchte Hülfe bei den Lateinern und erneuerte die Vereinigung mit ihnen, der päpstligen Forderung gemäs; machte aber die meisten seiner Unterthanen dadurch misvergnügt, als welche von solcher Vereinigung nichts hören wolten, und erhielt gleichwol keine Hülfe; die Stadt ward immer enger beschränket; ein türkisches Heer nam die noch übrigen Festungen ein an der Euxinischen See und näher bei der Stadt, welche den Winter hindurch eingeschloßen gehalten wurde: nachdem noch 300000 Man zusammen gezogen waren, rükte 1453 Muhamed selbst hinan und lagerte sich vor derselben den 6 Apr. auch erschien auf der Seeseite seine zalreiche Flotte; es langten täglig Verstärkungen an aus allen Gegenden des türki-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/633>, abgerufen am 22.11.2024.