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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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und in den Klüften der Berge, sie sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns! Dekker uns vor dem Angesichte des almächtigen Richters und vor dem Zorne seines Gesalbten! Der große Tag seiner Strafgerichte ist kommen! und wer kan bestehen? Die Fürsten und ihre Reichsgehülfen sind Sonne und Mond, ihre Gewaltigen sind Sterne.

Galerius gedachte bereits auf das Fest seiner zwanzigjährigen Herschaft und gebrauchte diesen Vorwand neue Steuren aufzulegen, die mit äuserster Strenge eingetrieben wurde, indem die Hebungsbedienten allenthalben Kriegesleute bei sich hatten. Er bekam aber noch im achtzehnten Jahre seiner Herrschaft, welches 310 den 1 März zu310 Ende ging, ein unheilbares Geschwür am Unterleibe: die Aerzte schnitten und heilten, es wurde immer ärger; jemehr man wegschnit, destomehr fras der Krebs um sich. Die Gözen, Apollo und Asklepius wurden um ein Hülfsmittel angerufen: Apol verordnete etwas, es ward aber schlimmer darnach. Die Fäulnis drang ins Inwendige, es erzeugten sich Würmer; daß er lebendig verwesete und gefreßen wurde: der Geruch durchdrang nicht nur das Schlos, sondern die ganze Stadt; dabei erhub er ein erschrekliges Geschrei: der Leib hatte bereits alle menschlige Gestalt verloren; der obere Theil war verdorret, die schwarzgelbe Haut halte sich tief

und in den Klüften der Berge, sie sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns! Dekker uns vor dem Angesichte des almächtigen Richters und vor dem Zorne seines Gesalbten! Der große Tag seiner Strafgerichte ist kommen! und wer kan bestehen? Die Fürsten und ihre Reichsgehülfen sind Sonne und Mond, ihre Gewaltigen sind Sterne.

Galerius gedachte bereits auf das Fest seiner zwanzigjährigen Herschaft und gebrauchte diesen Vorwand neue Steuren aufzulegen, die mit äuserster Strenge eingetrieben wurde, indem die Hebungsbedienten allenthalben Kriegesleute bei sich hatten. Er bekam aber noch im achtzehnten Jahre seiner Herrschaft, welches 310 den 1 März zu310 Ende ging, ein unheilbares Geschwür am Unterleibe: die Aerzte schnitten und heilten, es wurde immer ärger; jemehr man wegschnit, destomehr fras der Krebs um sich. Die Gözen, Apollo und Asklepius wurden um ein Hülfsmittel angerufen: Apol verordnete etwas, es ward aber schlimmer darnach. Die Fäulnis drang ins Inwendige, es erzeugten sich Würmer; daß er lebendig verwesete und gefreßen wurde: der Geruch durchdrang nicht nur das Schlos, sondern die ganze Stadt; dabei erhub er ein erschrekliges Geschrei: der Leib hatte bereits alle menschlige Gestalt verloren; der obere Theil war verdorret, die schwarzgelbe Haut halte sich tief

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[43/0055] und in den Klüften der Berge, sie sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns! Dekker uns vor dem Angesichte des almächtigen Richters und vor dem Zorne seines Gesalbten! Der große Tag seiner Strafgerichte ist kommen! und wer kan bestehen? Die Fürsten und ihre Reichsgehülfen sind Sonne und Mond, ihre Gewaltigen sind Sterne. Galerius gedachte bereits auf das Fest seiner zwanzigjährigen Herschaft und gebrauchte diesen Vorwand neue Steuren aufzulegen, die mit äuserster Strenge eingetrieben wurde, indem die Hebungsbedienten allenthalben Kriegesleute bei sich hatten. Er bekam aber noch im achtzehnten Jahre seiner Herrschaft, welches 310 den 1 März zu Ende ging, ein unheilbares Geschwür am Unterleibe: die Aerzte schnitten und heilten, es wurde immer ärger; jemehr man wegschnit, destomehr fras der Krebs um sich. Die Gözen, Apollo und Asklepius wurden um ein Hülfsmittel angerufen: Apol verordnete etwas, es ward aber schlimmer darnach. Die Fäulnis drang ins Inwendige, es erzeugten sich Würmer; daß er lebendig verwesete und gefreßen wurde: der Geruch durchdrang nicht nur das Schlos, sondern die ganze Stadt; dabei erhub er ein erschrekliges Geschrei: der Leib hatte bereits alle menschlige Gestalt verloren; der obere Theil war verdorret, die schwarzgelbe Haut halte sich tief 310

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/55>, abgerufen am 06.05.2024.