Ausrurs halber, der vor einiger Zeit in verschiedenen Gegenden des Reichs wegen harter Befele und schwerer Auflagen entstanden war, für deßen Urheber die Ritter gehalten wurden: ihres Grosmeisters Ansehen schien auch dem königligen zu großem Nachtheile zugereichen und ihre Güter waren keine geringe Reizung. Die Hospitalier oder Johanniter, welche kein beßers Leben füreten, hatten 13061306 Rhodus erobert und alda ihren Hauptsiz aufgeschlagen; wobei die vom Tempel ihnen beigestanden, deren Grosmeister von solchem Zuge zurük gekommen war, 1307als der Orden 1307 von zweien seiner Mitglieder vieler gotlosen und schändligen Gewonheiten vor dem Könige beschuldiget ward, welche Zeugen dadurch ihr Leben retteten, so sie verwürket hatten. Der König lies auf einen Tag den 5 Oct. in ganz Frankreich alle Ritter einziehen, deren man habhast werden 1308konte, und in Engelland versur man 1308 auf gleiche Weise durch Versprechungen, Drohungen und Folter suchte man die Gefangenen zum Geständniße zubringen. Als dieses Unternemen des Königs den Papst mit ihm verglichen hatte, indem jener in Bonifazens Freisprechung, dieser in die Verdammung des Ritterordens willigte, von deßen Gütern er gleichfals ein Theil an sich ziehen konte; so kamen die päpstligen Untersucher an die Stelle der königligen und furen mit gleicher Grausamkeit in der Sache fort:
Ausrurs halber, der vor einiger Zeit in verschiedenen Gegenden des Reichs wegen harter Befele und schwerer Auflagen entstanden war, für deßen Urheber die Ritter gehalten wurden: ihres Grosmeisters Ansehen schien auch dem königligen zu großem Nachtheile zugereichen und ihre Güter waren keine geringe Reizung. Die Hospitalier oder Johanniter, welche kein beßers Leben füreten, hatten 13061306 Rhodus erobert und alda ihren Hauptsiz aufgeschlagen; wobei die vom Tempel ihnen beigestanden, deren Grosmeister von solchem Zuge zurük gekommen war, 1307als der Orden 1307 von zweien seiner Mitglieder vieler gotlosen und schändligen Gewonheiten vor dem Könige beschuldiget ward, welche Zeugen dadurch ihr Leben retteten, so sie verwürket hatten. Der König lies auf einen Tag den 5 Oct. in ganz Frankreich alle Ritter einziehen, deren man habhast werden 1308konte, und in Engelland versur man 1308 auf gleiche Weise durch Versprechungen, Drohungen und Folter suchte man die Gefangenen zum Geständniße zubringen. Als dieses Unternemen des Königs den Papst mit ihm verglichen hatte, indem jener in Bonifazens Freisprechung, dieser in die Verdammung des Ritterordens willigte, von deßen Gütern er gleichfals ein Theil an sich ziehen konte; so kamen die päpstligen Untersucher an die Stelle der königligen und furen mit gleicher Grausamkeit in der Sache fort:
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Ausrurs halber, der vor einiger Zeit in verschiedenen Gegenden des Reichs wegen harter Befele und schwerer Auflagen entstanden war, für deßen Urheber die Ritter gehalten wurden: ihres Grosmeisters Ansehen schien auch dem königligen zu großem Nachtheile zugereichen und ihre Güter waren keine geringe Reizung. Die Hospitalier oder Johanniter, welche kein beßers Leben füreten, hatten <noteplace="left">1306</note>1306 Rhodus erobert und alda ihren Hauptsiz aufgeschlagen; wobei die vom Tempel ihnen beigestanden, deren Grosmeister von solchem Zuge zurük gekommen war, <noteplace="left">1307</note>als der Orden 1307 von zweien seiner Mitglieder vieler gotlosen und schändligen Gewonheiten vor dem Könige beschuldiget ward, welche Zeugen dadurch ihr Leben retteten, so sie verwürket hatten. Der König lies auf einen Tag den 5 Oct. in ganz Frankreich alle Ritter einziehen, deren man habhast werden <noteplace="left">1308</note>konte, und in Engelland versur man 1308 auf gleiche Weise durch Versprechungen, Drohungen und Folter suchte man die Gefangenen zum Geständniße zubringen. Als dieses Unternemen des Königs den Papst mit ihm verglichen hatte, indem jener in Bonifazens Freisprechung, dieser in die Verdammung des Ritterordens willigte, von deßen Gütern er gleichfals ein Theil an sich ziehen konte; so kamen die päpstligen Untersucher an die Stelle der königligen und furen mit gleicher Grausamkeit in der Sache fort:
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Ausrurs halber, der vor einiger Zeit in verschiedenen Gegenden des Reichs wegen harter Befele und schwerer Auflagen entstanden war, für deßen Urheber die Ritter gehalten wurden: ihres Grosmeisters Ansehen schien auch dem königligen zu großem Nachtheile zugereichen und ihre Güter waren keine geringe Reizung. Die Hospitalier oder Johanniter, welche kein beßers Leben füreten, hatten 1306 Rhodus erobert und alda ihren Hauptsiz aufgeschlagen; wobei die vom Tempel ihnen beigestanden, deren Grosmeister von solchem Zuge zurük gekommen war, als der Orden 1307 von zweien seiner Mitglieder vieler gotlosen und schändligen Gewonheiten vor dem Könige beschuldiget ward, welche Zeugen dadurch ihr Leben retteten, so sie verwürket hatten. Der König lies auf einen Tag den 5 Oct. in ganz Frankreich alle Ritter einziehen, deren man habhast werden konte, und in Engelland versur man 1308 auf gleiche Weise durch Versprechungen, Drohungen und Folter suchte man die Gefangenen zum Geständniße zubringen. Als dieses Unternemen des Königs den Papst mit ihm verglichen hatte, indem jener in Bonifazens Freisprechung, dieser in die Verdammung des Ritterordens willigte, von deßen Gütern er gleichfals ein Theil an sich ziehen konte; so kamen die päpstligen Untersucher an die Stelle der königligen und furen mit gleicher Grausamkeit in der Sache fort:
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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