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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Oerter den Franken überlies. (Zum Nachtheile des Dawd, welchen er dieses und mehr versprochen.)

Der folgende Zug nach Jerusalem wurde durch die Chorasmier veranlaßet, als diese die Stadt eroberten und schreklig verwüsteten, nachdem sie von den Tartarn vertrieben worden. Vor hundert Jahren 533. 1138 war der König oder Schah von Chowarazin abgefallen von dem seljukkischen Soltane in Chorasan, deßen Stathalter er gewesen; beim Verfalle dieses östligen Soltanats 557. 1161 hatte deßen Sohn sein Gebiet erweitert, wozu nachmals mehr Eroberungen gekommen: endlig 590. 1194 hob der fünfte König von Chorazim auch das Soltanat von Irak oder Persien auf, nachdem es bereits durch die Atabeks von Adherbijan entkräftet worden: aber auch das Karazmische Reich, welches unter dem sechsten Könige am weitesten ausgebreitet war, wurde nun von den Tartarn und Moguln aufgehoben. Diese Mungeln, Tartern und andere Völkerschaften, so vormals unter dem nordöstligem türkischen Reiche begriffen gewesen, hießen Türken und sahen sich selbst für Stämme dieses weit verbreiteten Volkes an; als nach häufigem Auswanderungen der Stam der eigentligen Türken sich bereits in jenen Gegenden verloren hatte, auch das vormals mächtige türkische Reich daselbst geschwächet und endlig untergegangen war. Viele der östligen

Oerter den Franken überlies. (Zum Nachtheile des Dawd, welchen er dieses und mehr versprochen.)

Der folgende Zug nach Jerusalem wurde durch die Chorasmier veranlaßet, als diese die Stadt eroberten und schreklig verwüsteten, nachdem sie von den Tartarn vertrieben worden. Vor hundert Jahren 533. 1138 war der König oder Schah von Chowarazin abgefallen von dem seljukkischen Soltane in Chorasan, deßen Stathalter er gewesen; beim Verfalle dieses östligen Soltanats 557. 1161 hatte deßen Sohn sein Gebiet erweitert, wozu nachmals mehr Eroberungen gekommen: endlig 590. 1194 hob der fünfte König von Chorazim auch das Soltanat von Irak oder Persien auf, nachdem es bereits durch die Atabeks von Adherbijan entkräftet worden: aber auch das Karazmische Reich, welches unter dem sechsten Könige am weitesten ausgebreitet war, wurde nun von den Tartarn und Moguln aufgehoben. Diese Mungeln, Tartern und andere Völkerschaften, so vormals unter dem nordöstligem türkischen Reiche begriffen gewesen, hießen Türken und sahen sich selbst für Stämme dieses weit verbreiteten Volkes an; als nach häufigem Auswanderungen der Stam der eigentligen Türken sich bereits in jenen Gegenden verloren hatte, auch das vormals mächtige türkische Reich daselbst geschwächet und endlig untergegangen war. Viele der östligen

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[468/0480] Oerter den Franken überlies. (Zum Nachtheile des Dawd, welchen er dieses und mehr versprochen.) Der folgende Zug nach Jerusalem wurde durch die Chorasmier veranlaßet, als diese die Stadt eroberten und schreklig verwüsteten, nachdem sie von den Tartarn vertrieben worden. Vor hundert Jahren 533. 1138 war der König oder Schah von Chowarazin abgefallen von dem seljukkischen Soltane in Chorasan, deßen Stathalter er gewesen; beim Verfalle dieses östligen Soltanats 557. 1161 hatte deßen Sohn sein Gebiet erweitert, wozu nachmals mehr Eroberungen gekommen: endlig 590. 1194 hob der fünfte König von Chorazim auch das Soltanat von Irak oder Persien auf, nachdem es bereits durch die Atabeks von Adherbijan entkräftet worden: aber auch das Karazmische Reich, welches unter dem sechsten Könige am weitesten ausgebreitet war, wurde nun von den Tartarn und Moguln aufgehoben. Diese Mungeln, Tartern und andere Völkerschaften, so vormals unter dem nordöstligem türkischen Reiche begriffen gewesen, hießen Türken und sahen sich selbst für Stämme dieses weit verbreiteten Volkes an; als nach häufigem Auswanderungen der Stam der eigentligen Türken sich bereits in jenen Gegenden verloren hatte, auch das vormals mächtige türkische Reich daselbst geschwächet und endlig untergegangen war. Viele der östligen

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/480>, abgerufen am 31.10.2024.