Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Verluste der übrigen Länder ihnen endlig nichts als Granada übrig blieb. Peter 2 von Arragonien kam hernach 1214 Raimunde von Tuluse zuhülfe, der mit ihm verschwiegert war und seine Zuflucht zu ihm genommen hatte; er wurde aber geschlagen und blieb selbst auf dem Plaze: nun schien es mit Raimunde und seinen Albigensern ganz aus zusein; als aber ein Zwist unter dem Heere der Verfolger entstund und viele den Abzug namen, konte Simon den Krieg nicht mit Nachdrukke fortsezen; indes ward ihm 1215 von der Versamlung zu Montpellier unter dem Gesandten des Papstes die Grafschaft Tuluse zuerkant, welches der König von Frankreich genem hielt. Innocentius hatte durch Ausschreiben versuchet auch für Jerusalem einen abermaligen Kreuzzug zubewürken, aber wegen vieler anderweitigen Kriege nichts ausgerichtet: doch war unter diesem, wie unter mangerlei anderm Vorwande in den Ländern umher viel Geld gehoben und von Innocente als einem Räuber und Verschwender durchgebracht worden war; auch war 1213 die Unordnung ertstanden, daß in Teutschland und Frankreich die Kinder haufenweise sich aufgemacht hatten Jerusalem zubefreien, aber theils unterweges von Räubern erschlagen, theils auf dem Meere ersoffen, theils von ruglos geizigen Handelsleuten an die Türken in AEgypten verkaufet waren. Endlig hielt Innocentius 1215 vom 11 bis

Verluste der übrigen Länder ihnen endlig nichts als Granada übrig blieb. Peter 2 von Arragonien kam hernach 1214 Raimunde von Tuluse zuhülfe, der mit ihm verschwiegert war und seine Zuflucht zu ihm genommen hatte; er wurde aber geschlagen und blieb selbst auf dem Plaze: nun schien es mit Raimunde und seinen Albigensern ganz aus zusein; als aber ein Zwist unter dem Heere der Verfolger entstund und viele den Abzug namen, konte Simon den Krieg nicht mit Nachdrukke fortsezen; indes ward ihm 1215 von der Versamlung zu Montpellier unter dem Gesandten des Papstes die Grafschaft Tuluse zuerkant, welches der König von Frankreich genem hielt. Innocentius hatte durch Ausschreiben versuchet auch für Jerusalem einen abermaligen Kreuzzug zubewürken, aber wegen vieler anderweitigen Kriege nichts ausgerichtet: doch war unter diesem, wie unter mangerlei anderm Vorwande in den Ländern umher viel Geld gehoben und von Innocente als einem Räuber und Verschwender durchgebracht worden war; auch war 1213 die Unordnung ertstanden, daß in Teutschland und Frankreich die Kinder haufenweise sich aufgemacht hatten Jerusalem zubefreien, aber theils unterweges von Räubern erschlagen, theils auf dem Meere ersoffen, theils von ruglos geizigen Handelsleuten an die Türken in AEgypten verkaufet waren. Endlig hielt Innocentius 1215 vom 11 bis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0463" n="451"/>
Verluste der                      übrigen Länder ihnen endlig nichts als Granada übrig blieb. Peter 2 von                      Arragonien kam hernach 1214 Raimunde von Tuluse zuhülfe, der mit ihm                      verschwiegert war und seine Zuflucht zu ihm genommen hatte; er wurde aber                      geschlagen und blieb selbst auf dem Plaze: nun schien es mit Raimunde und seinen                      Albigensern ganz aus zusein; als aber ein Zwist unter dem Heere der Verfolger                      entstund und viele den Abzug namen, konte Simon den Krieg nicht mit Nachdrukke                      fortsezen; indes ward ihm 1215 von der Versamlung zu Montpellier unter dem                      Gesandten des Papstes die Grafschaft Tuluse zuerkant, welches der König von                      Frankreich genem hielt. Innocentius hatte durch Ausschreiben versuchet auch für                      Jerusalem einen abermaligen Kreuzzug zubewürken, aber wegen vieler anderweitigen                      Kriege nichts ausgerichtet: doch war unter diesem, wie unter mangerlei anderm                      Vorwande in den Ländern umher viel Geld gehoben und von Innocente als einem                      Räuber und Verschwender durchgebracht worden war; auch war 1213 die Unordnung                      ertstanden, daß in Teutschland und Frankreich die Kinder haufenweise sich                      aufgemacht hatten Jerusalem zubefreien, aber theils unterweges von Räubern                      erschlagen, theils auf dem Meere ersoffen, theils von ruglos geizigen                      Handelsleuten an die Türken in AEgypten verkaufet waren. Endlig hielt                      Innocentius 1215 vom 11 bis
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0463] Verluste der übrigen Länder ihnen endlig nichts als Granada übrig blieb. Peter 2 von Arragonien kam hernach 1214 Raimunde von Tuluse zuhülfe, der mit ihm verschwiegert war und seine Zuflucht zu ihm genommen hatte; er wurde aber geschlagen und blieb selbst auf dem Plaze: nun schien es mit Raimunde und seinen Albigensern ganz aus zusein; als aber ein Zwist unter dem Heere der Verfolger entstund und viele den Abzug namen, konte Simon den Krieg nicht mit Nachdrukke fortsezen; indes ward ihm 1215 von der Versamlung zu Montpellier unter dem Gesandten des Papstes die Grafschaft Tuluse zuerkant, welches der König von Frankreich genem hielt. Innocentius hatte durch Ausschreiben versuchet auch für Jerusalem einen abermaligen Kreuzzug zubewürken, aber wegen vieler anderweitigen Kriege nichts ausgerichtet: doch war unter diesem, wie unter mangerlei anderm Vorwande in den Ländern umher viel Geld gehoben und von Innocente als einem Räuber und Verschwender durchgebracht worden war; auch war 1213 die Unordnung ertstanden, daß in Teutschland und Frankreich die Kinder haufenweise sich aufgemacht hatten Jerusalem zubefreien, aber theils unterweges von Räubern erschlagen, theils auf dem Meere ersoffen, theils von ruglos geizigen Handelsleuten an die Türken in AEgypten verkaufet waren. Endlig hielt Innocentius 1215 vom 11 bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/463
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/463>, abgerufen am 05.06.2024.