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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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schen mit kaltem Wasser begoßen und gewaschen, damit nicht bei troknem Halse der Tod bald erfolgte, der nach vielen Stunden zulezt erfolgen muste, wen alle Haut umher abgesenget und also der Brand ins Inwendige gedrungen war; alsdan wurde der Leichnam verbrant, die Asche in einem Flus oder ins Meer geworfen. Was er nun bei der Qual der Christen gelernet hatte, das übte er aus Gewonheit an allen. Gelinde Strafen, Verbannung, Gefängnis, Bergarbeit waren in keinem Gebrauche, sondern Feuer, Kreuz, wilde Thiere waren das gewönlige: wenige wurden, als zur Wolthat, alter Verdienste wegen, zum Schwerte verdammet: zur Besrung wurden die Hofbedienten mit Spiessen geschlagen. Die Gelersamkeit rechnete man zu den bösen Künsten und Gelerte wurden als Feinde verwünschet: ganz unwissende Kriegesleute wurden als Richter in die Länder gesand, ohne Beisizer, und mit völliger Geseziosigkeit ward ihnen alles erlaubet. Die ausgeschriebenen Steuren machten ein algemeines Elend: die Akker wurden bis auf eine Erdscholle gemeßen, die Weinstökke und Bäume gezelet, alle Arten von Viehe aufgefchrieben, die Menschenköpfe nach ihrer Zal bemerket. Menschen und Vieh wurden in die Städte zusammengetrieben, die treuesten Knecht, die Söhne, die Weiber, endlig die Hausväter selbst wurden geschlagen und gefoltert, und wen der Schmerz übernahm,

schen mit kaltem Wasser begoßen und gewaschen, damit nicht bei troknem Halse der Tod bald erfolgte, der nach vielen Stunden zulezt erfolgen muste, wen alle Haut umher abgesenget und also der Brand ins Inwendige gedrungen war; alsdan wurde der Leichnam verbrant, die Asche in einem Flus oder ins Meer geworfen. Was er nun bei der Qual der Christen gelernet hatte, das übte er aus Gewonheit an allen. Gelinde Strafen, Verbannung, Gefängnis, Bergarbeit waren in keinem Gebrauche, sondern Feuer, Kreuz, wilde Thiere waren das gewönlige: wenige wurden, als zur Wolthat, alter Verdienste wegen, zum Schwerte verdammet: zur Besrung wurden die Hofbedienten mit Spiessen geschlagen. Die Gelersamkeit rechnete man zu den bösen Künsten und Gelerte wurden als Feinde verwünschet: ganz unwissende Kriegesleute wurden als Richter in die Länder gesand, ohne Beisizer, und mit völliger Geseziosigkeit ward ihnen alles erlaubet. Die ausgeschriebenen Steuren machten ein algemeines Elend: die Akker wurden bis auf eine Erdscholle gemeßen, die Weinstökke und Bäume gezelet, alle Arten von Viehe aufgefchrieben, die Menschenköpfe nach ihrer Zal bemerket. Menschen und Vieh wurden in die Städte zusammengetrieben, die treuesten Knecht, die Söhne, die Weiber, endlig die Hausväter selbst wurden geschlagen und gefoltert, und wen der Schmerz übernahm,

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[33/0045] schen mit kaltem Wasser begoßen und gewaschen, damit nicht bei troknem Halse der Tod bald erfolgte, der nach vielen Stunden zulezt erfolgen muste, wen alle Haut umher abgesenget und also der Brand ins Inwendige gedrungen war; alsdan wurde der Leichnam verbrant, die Asche in einem Flus oder ins Meer geworfen. Was er nun bei der Qual der Christen gelernet hatte, das übte er aus Gewonheit an allen. Gelinde Strafen, Verbannung, Gefängnis, Bergarbeit waren in keinem Gebrauche, sondern Feuer, Kreuz, wilde Thiere waren das gewönlige: wenige wurden, als zur Wolthat, alter Verdienste wegen, zum Schwerte verdammet: zur Besrung wurden die Hofbedienten mit Spiessen geschlagen. Die Gelersamkeit rechnete man zu den bösen Künsten und Gelerte wurden als Feinde verwünschet: ganz unwissende Kriegesleute wurden als Richter in die Länder gesand, ohne Beisizer, und mit völliger Geseziosigkeit ward ihnen alles erlaubet. Die ausgeschriebenen Steuren machten ein algemeines Elend: die Akker wurden bis auf eine Erdscholle gemeßen, die Weinstökke und Bäume gezelet, alle Arten von Viehe aufgefchrieben, die Menschenköpfe nach ihrer Zal bemerket. Menschen und Vieh wurden in die Städte zusammengetrieben, die treuesten Knecht, die Söhne, die Weiber, endlig die Hausväter selbst wurden geschlagen und gefoltert, und wen der Schmerz übernahm,

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/45>, abgerufen am 24.11.2024.