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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Gemeine der Blutgierigen beförderte demnach mit ihrem Wansinne selbst ihre gebürende blutige Strafe, wodurch eine Menge von Ruchlosen aufgerieben ward, welche den Lügen glaubten und Lust hatten an der Ungerechtigkeit: Lügen lies Gott kräftig sein bei Völkern, die der Warheit nicht gehorchen wolten, und übergab sie dem verkerten Sinne, mit welchem sich eine Menge nach der andern in den Untergang stürzte, da sie ohne Heiligung dem Heiligsten dienen und gefallen wolten.

Der ganze Anschlag, welcher die Kreuzzüge hervorbrachte, war unbesonnen und mit Unvernunft wurde das Werk betrieben; daher verfelete man auch des Zweks: im zweiten Zuge besonders übergaben sich 200000 Mann dem Hunger und Schwerte, ohne die vorgesezte Absicht im geringsten zuerreichen. Was noch ausgerichtet ward, geschah zufällig und ohne Absicht, außer dem angewiesenen Orte, durch einige Völker, die sich auf den Küsten von Teutschland, Engelland und Frankreich eingeschiffet hatten, um übers Mittelmeer nach Osten zufaren. Als diese beim Ausfluße des Tagus an die Küste von Spanien kamen, fanden sie den ersten König von Portugal mit einem Heere vor der Stadt Lißabon, so noch in den Händen der Moren oder Muhamedaner war. Heinrich von Burgund, ein Enkei des Herzogs Robert von Burgund und Urenkel des Königs Robert von Frank-

Gemeine der Blutgierigen beförderte demnach mit ihrem Wansinne selbst ihre gebürende blutige Strafe, wodurch eine Menge von Ruchlosen aufgerieben ward, welche den Lügen glaubten und Lust hatten an der Ungerechtigkeit: Lügen lies Gott kräftig sein bei Völkern, die der Warheit nicht gehorchen wolten, und übergab sie dem verkerten Sinne, mit welchem sich eine Menge nach der andern in den Untergang stürzte, da sie ohne Heiligung dem Heiligsten dienen und gefallen wolten.

Der ganze Anschlag, welcher die Kreuzzüge hervorbrachte, war unbesonnen und mit Unvernunft wurde das Werk betrieben; daher verfelete man auch des Zweks: im zweiten Zuge besonders übergaben sich 200000 Mann dem Hunger und Schwerte, ohne die vorgesezte Absicht im geringsten zuerreichen. Was noch ausgerichtet ward, geschah zufällig und ohne Absicht, außer dem angewiesenen Orte, durch einige Völker, die sich auf den Küsten von Teutschland, Engelland und Frankreich eingeschiffet hatten, um übers Mittelmeer nach Osten zufaren. Als diese beim Ausfluße des Tagus an die Küste von Spanien kamen, fanden sie den ersten König von Portugal mit einem Heere vor der Stadt Lißabon, so noch in den Händen der Moren oder Muhamedaner war. Heinrich von Burgund, ein Enkei des Herzogs Robert von Burgund und Urenkel des Königs Robert von Frank-

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[409/0421] Gemeine der Blutgierigen beförderte demnach mit ihrem Wansinne selbst ihre gebürende blutige Strafe, wodurch eine Menge von Ruchlosen aufgerieben ward, welche den Lügen glaubten und Lust hatten an der Ungerechtigkeit: Lügen lies Gott kräftig sein bei Völkern, die der Warheit nicht gehorchen wolten, und übergab sie dem verkerten Sinne, mit welchem sich eine Menge nach der andern in den Untergang stürzte, da sie ohne Heiligung dem Heiligsten dienen und gefallen wolten. Der ganze Anschlag, welcher die Kreuzzüge hervorbrachte, war unbesonnen und mit Unvernunft wurde das Werk betrieben; daher verfelete man auch des Zweks: im zweiten Zuge besonders übergaben sich 200000 Mann dem Hunger und Schwerte, ohne die vorgesezte Absicht im geringsten zuerreichen. Was noch ausgerichtet ward, geschah zufällig und ohne Absicht, außer dem angewiesenen Orte, durch einige Völker, die sich auf den Küsten von Teutschland, Engelland und Frankreich eingeschiffet hatten, um übers Mittelmeer nach Osten zufaren. Als diese beim Ausfluße des Tagus an die Küste von Spanien kamen, fanden sie den ersten König von Portugal mit einem Heere vor der Stadt Lißabon, so noch in den Händen der Moren oder Muhamedaner war. Heinrich von Burgund, ein Enkei des Herzogs Robert von Burgund und Urenkel des Königs Robert von Frank-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/421>, abgerufen am 03.07.2024.