Bruys, freier und ernstliger vortrug; da er überlegte, was für Unheil aus der weltligen Gewalt der Päpste, was für Unordnungen aus dem Reichthume derer, die Armuth gelobet hatten, entstanden war, und mit jezigen Zustande die ältere Verfassung verglich; so urtheilte er, daß die Bischöfe keine weltlige Hoheit und Gewalt; auch die abgesonderten und gottesdienstligen Leute kein Eigenthum haben müsten; welches Urtheil in Absicht auf damaligen Zustand nicht verwerflig ist, ob es gleich sonst manger Einschränkungen bedürfte. Innocentius verdamte diese Lehre dieser Leute, auf einer im Laterane 1139 gehaltenen Versamlung, und befal sie zu verfolgen mit Calixti auf der Versamlung zu Tuluse gebrauchten Ausdrükken: Arnaldus insonderheit war seines Lebens in Italten nicht sicher, daher er solches verlies, aber auch in andern Ländern von Bernharde allenthalben verfolgt und verjaget wurde. Roger, grif in Unteritalien wieder um sich: auch diesen belegte Innocentius mit Banne und ging wieder ihn zufelde; ward gefangen, erlangte aber die Freiheit leicht wieder, da Rogerius aufs neue zum lehnspflichtigen Verteidiger des römischen Stuls angenommen wurde, indem er ihn den 27 Jul. als König von Sicilien, Herzog von Apulien und Fürsten von Capua bestätigte und belehnte. Aus Arnolds Lehre namen hernach zwar die Römer Anlas wieder den Papst sich zuempören, weh-
Bruys, freier und ernstliger vortrug; da er überlegte, was für Unheil aus der weltligen Gewalt der Päpste, was für Unordnungen aus dem Reichthume derer, die Armuth gelobet hatten, entstanden war, und mit jezigen Zustande die ältere Verfassung verglich; so urtheilte er, daß die Bischöfe keine weltlige Hoheit und Gewalt; auch die abgesonderten und gottesdienstligen Leute kein Eigenthum haben müsten; welches Urtheil in Absicht auf damaligen Zustand nicht verwerflig ist, ob es gleich sonst manger Einschränkungen bedürfte. Innocentius verdamte diese Lehre dieser Leute, auf einer im Laterane 1139 gehaltenen Versamlung, und befal sie zu verfolgen mit Calixti auf der Versamlung zu Tuluse gebrauchten Ausdrükken: Arnaldus insonderheit war seines Lebens in Italten nicht sicher, daher er solches verlies, aber auch in andern Ländern von Bernharde allenthalben verfolgt und verjaget wurde. Roger, grif in Unteritalien wieder um sich: auch diesen belegte Innocentius mit Banne und ging wieder ihn zufelde; ward gefangen, erlangte aber die Freiheit leicht wieder, da Rogerius aufs neue zum lehnspflichtigen Verteidiger des römischen Stuls angenommen wurde, indem er ihn den 27 Jul. als König von Sicilien, Herzog von Apulien und Fürsten von Capua bestätigte und belehnte. Aus Arnolds Lehre namen hernach zwar die Römer Anlas wieder den Papst sich zuempören, weh-
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0412"n="400"/>
Bruys, freier und ernstliger vortrug; da er überlegte, was für Unheil aus der weltligen Gewalt der Päpste, was für Unordnungen aus dem Reichthume derer, die Armuth gelobet hatten, entstanden war, und mit jezigen Zustande die ältere Verfassung verglich; so urtheilte er, daß die Bischöfe keine weltlige Hoheit und Gewalt; auch die abgesonderten und gottesdienstligen Leute kein Eigenthum haben müsten; welches Urtheil in Absicht auf damaligen Zustand nicht verwerflig ist, ob es gleich sonst manger Einschränkungen bedürfte. Innocentius verdamte diese Lehre dieser Leute, auf einer im Laterane 1139 gehaltenen Versamlung, und befal sie zu verfolgen mit Calixti auf der Versamlung zu Tuluse gebrauchten Ausdrükken: Arnaldus insonderheit war seines Lebens in Italten nicht sicher, daher er solches verlies, aber auch in andern Ländern von Bernharde allenthalben verfolgt und verjaget wurde. Roger, grif in Unteritalien wieder um sich: auch diesen belegte Innocentius mit Banne und ging wieder ihn zufelde; ward gefangen, erlangte aber die Freiheit leicht wieder, da Rogerius aufs neue zum lehnspflichtigen Verteidiger des römischen Stuls angenommen wurde, indem er ihn den 27 Jul. als König von Sicilien, Herzog von Apulien und Fürsten von Capua bestätigte und belehnte. Aus Arnolds Lehre namen hernach zwar die Römer Anlas wieder den Papst sich zuempören, weh-
</p></div></body></text></TEI>
[400/0412]
Bruys, freier und ernstliger vortrug; da er überlegte, was für Unheil aus der weltligen Gewalt der Päpste, was für Unordnungen aus dem Reichthume derer, die Armuth gelobet hatten, entstanden war, und mit jezigen Zustande die ältere Verfassung verglich; so urtheilte er, daß die Bischöfe keine weltlige Hoheit und Gewalt; auch die abgesonderten und gottesdienstligen Leute kein Eigenthum haben müsten; welches Urtheil in Absicht auf damaligen Zustand nicht verwerflig ist, ob es gleich sonst manger Einschränkungen bedürfte. Innocentius verdamte diese Lehre dieser Leute, auf einer im Laterane 1139 gehaltenen Versamlung, und befal sie zu verfolgen mit Calixti auf der Versamlung zu Tuluse gebrauchten Ausdrükken: Arnaldus insonderheit war seines Lebens in Italten nicht sicher, daher er solches verlies, aber auch in andern Ländern von Bernharde allenthalben verfolgt und verjaget wurde. Roger, grif in Unteritalien wieder um sich: auch diesen belegte Innocentius mit Banne und ging wieder ihn zufelde; ward gefangen, erlangte aber die Freiheit leicht wieder, da Rogerius aufs neue zum lehnspflichtigen Verteidiger des römischen Stuls angenommen wurde, indem er ihn den 27 Jul. als König von Sicilien, Herzog von Apulien und Fürsten von Capua bestätigte und belehnte. Aus Arnolds Lehre namen hernach zwar die Römer Anlas wieder den Papst sich zuempören, weh-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/412>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.