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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. 305Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend:

tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. 305Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend:

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[28/0040] tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend: 305

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/40>, abgerufen am 25.04.2024.