nigs Ankunft in Italien entstund bei ihm einige Besorgnis; daher begab er sich nach Canusium oder Canoßa in Apulien, auf ein dasiges festes Schlos der Mathilde; den es wurde Heinrich von den Italiänern als König aufgenommen und ihm aller Beistand angeboten; er war aber zu muthlos, diesen zugebrauchen; ging vielmer nach Canoßa, durch Mathilden und anderer Fürsprache die päpstlige Lossprechung zusuchen, that alles, was der Papst fordete, ward ohne Gefärten in den mitlern Vorhof gelaßen, stund alda barfus im härnen Kittel: Der Papst ergezte sich an diesen Anblikke und lies ihn 3 Tage lang warten: er konte auch in einem Schretben an die Teutschen seine Freude nicht bergen; rümte sich sogar seines hartnäkkigen Stolzes, indem er gestund, alle Anwesenden, die sämtlig von Mitleiden eingenommen worden, hätten für Heinrichen gebeten, sich dabei über seine Härte gewundert, ja sie eine ungezämte Grausamkeit gescholten. Am vierten Tage den 28 Jan. lies er sich von den Umstehenden erbitten und sprach Heinrichen los; doch muste selbiger vorher eidlig angeloben; daß er des Papstes Ausspruch erwarten, sich selbigen unterwerfen und, wen er im Reiche bestätiget würde, dem Papste gehorsamen, bis dahin aber sich der Herschaft begeben wolte. Die getreuen Fürsten Italiens waren ungehalten darüber, daß Heinrich sich einem so lasterhaften Menschen unterwor-
nigs Ankunft in Italien entstund bei ihm einige Besorgnis; daher begab er sich nach Canusium oder Canoßa in Apulien, auf ein dasiges festes Schlos der Mathilde; den es wurde Heinrich von den Italiänern als König aufgenommen und ihm aller Beistand angeboten; er war aber zu muthlos, diesen zugebrauchen; ging vielmer nach Canoßa, durch Mathilden und anderer Fürsprache die päpstlige Lossprechung zusuchen, that alles, was der Papst fordete, ward ohne Gefärten in den mitlern Vorhof gelaßen, stund alda barfus im härnen Kittel: Der Papst ergezte sich an diesen Anblikke und lies ihn 3 Tage lang warten: er konte auch in einem Schretben an die Teutschen seine Freude nicht bergen; rümte sich sogar seines hartnäkkigen Stolzes, indem er gestund, alle Anwesenden, die sämtlig von Mitleiden eingenommen worden, hätten für Heinrichen gebeten, sich dabei über seine Härte gewundert, ja sie eine ungezämte Grausamkeit gescholten. Am vierten Tage den 28 Jan. lies er sich von den Umstehenden erbitten und sprach Heinrichen los; doch muste selbiger vorher eidlig angeloben; daß er des Papstes Ausspruch erwarten, sich selbigen unterwerfen und, wen er im Reiche bestätiget würde, dem Papste gehorsamen, bis dahin aber sich der Herschaft begeben wolte. Die getreuen Fürsten Italiens waren ungehalten darüber, daß Heinrich sich einem so lasterhaften Menschen unterwor-
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nigs Ankunft in Italien entstund bei ihm einige Besorgnis; daher begab er sich nach Canusium oder Canoßa in Apulien, auf ein dasiges festes Schlos der Mathilde; den es wurde Heinrich von den Italiänern als König aufgenommen und ihm aller Beistand angeboten; er war aber zu muthlos, diesen zugebrauchen; ging vielmer nach Canoßa, durch Mathilden und anderer Fürsprache die päpstlige Lossprechung zusuchen, that alles, was der Papst fordete, ward ohne Gefärten in den mitlern Vorhof gelaßen, stund alda barfus im härnen Kittel: Der Papst ergezte sich an diesen Anblikke und lies ihn 3 Tage lang warten: er konte auch in einem Schretben an die Teutschen seine Freude nicht bergen; rümte sich sogar seines hartnäkkigen Stolzes, indem er gestund, alle Anwesenden, die sämtlig von Mitleiden eingenommen worden, hätten für Heinrichen gebeten, sich dabei über seine Härte gewundert, ja sie eine ungezämte Grausamkeit gescholten. Am vierten Tage den 28 Jan. lies er sich von den Umstehenden erbitten und sprach Heinrichen los; doch muste selbiger vorher eidlig angeloben; daß er des Papstes Ausspruch erwarten, sich selbigen unterwerfen und, wen er im Reiche bestätiget würde, dem Papste gehorsamen, bis dahin aber sich der Herschaft begeben wolte. Die getreuen Fürsten Italiens waren ungehalten darüber, daß Heinrich sich einem so lasterhaften Menschen unterwor-
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nigs Ankunft in Italien entstund bei ihm einige Besorgnis; daher begab er sich nach Canusium oder Canoßa in Apulien, auf ein dasiges festes Schlos der Mathilde; den es wurde Heinrich von den Italiänern als König aufgenommen und ihm aller Beistand angeboten; er war aber zu muthlos, diesen zugebrauchen; ging vielmer nach Canoßa, durch Mathilden und anderer Fürsprache die päpstlige Lossprechung zusuchen, that alles, was der Papst fordete, ward ohne Gefärten in den mitlern Vorhof gelaßen, stund alda barfus im härnen Kittel: Der Papst ergezte sich an diesen Anblikke und lies ihn 3 Tage lang warten: er konte auch in einem Schretben an die Teutschen seine Freude nicht bergen; rümte sich sogar seines hartnäkkigen Stolzes, indem er gestund, alle Anwesenden, die sämtlig von Mitleiden eingenommen worden, hätten für Heinrichen gebeten, sich dabei über seine Härte gewundert, ja sie eine ungezämte Grausamkeit gescholten. Am vierten Tage den 28 Jan. lies er sich von den Umstehenden erbitten und sprach Heinrichen los; doch muste selbiger vorher eidlig angeloben; daß er des Papstes Ausspruch erwarten, sich selbigen unterwerfen und, wen er im Reiche bestätiget würde, dem Papste gehorsamen, bis dahin aber sich der Herschaft begeben wolte. Die getreuen Fürsten Italiens waren ungehalten darüber, daß Heinrich sich einem so lasterhaften Menschen unterwor-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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