Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

gern zu Rom zuerscheinen: da ihm aber alles das herzhaft abgeschlagen ward, mit Bedeuten, daß Karl nicht Stathalter des Papstes, sondern Herr in seinem Lande sei; sah er fürs dienligste an seine gebieterische Sprache zuändern, versprach dem Könige die kaiserlige Würde, verlies Hinkmarn von Laon und Karlmannen, welche geblendet wurden. Hinkmar von Laon hatte alles gethan des Papstes Ansehen zuerheben, mit behaupteter Gültigkeit erdichteter Entscheidungen der ältern römischen Bischöfe: aber sein Oheim zu Rheims wiederstund ihm und allen päpstligen Anmaßungen, trug also vieles dazu bei, daß Frankreich oder deßen Könige in gottesdienstligen Dingen mehr Vorrechte behielten und weniger dem Stule zu Rom unterworfen wurden, ale die meisten Länder und Fürsten; wozu doch in folgenden Zeiten dieses kam, daß die Päpste dienlig fanden sich für Frankreich in vielen Stükken gefällig zubeweisen, um daselbst eine sichere Zuflucht bei aller Gefar zuhaben und andere Länder desto strenger beherschen zukönnen.

872

Auf den Papst Hadrian folgende 872 Johannes 8. Der Kaiser Ludwig 2 875ging 875 mit Tode ab und Karl der kale kam eilend nach Italien; dieses Landes nebst kaiserliger Würde an sich zubringen, welche der Papst ihm zuerkante, obgleich der Vorzug Ludwige dem teutschen gebüret hätte: Karl, der sich des Schazes bemäch-

gern zu Rom zuerscheinen: da ihm aber alles das herzhaft abgeschlagen ward, mit Bedeuten, daß Karl nicht Stathalter des Papstes, sondern Herr in seinem Lande sei; sah er fürs dienligste an seine gebieterische Sprache zuändern, versprach dem Könige die kaiserlige Würde, verlies Hinkmarn von Laon und Karlmannen, welche geblendet wurden. Hinkmar von Laon hatte alles gethan des Papstes Ansehen zuerheben, mit behaupteter Gültigkeit erdichteter Entscheidungen der ältern römischen Bischöfe: aber sein Oheim zu Rheims wiederstund ihm und allen päpstligen Anmaßungen, trug also vieles dazu bei, daß Frankreich oder deßen Könige in gottesdienstligen Dingen mehr Vorrechte behielten und weniger dem Stule zu Rom unterworfen wurden, ale die meisten Länder und Fürsten; wozu doch in folgenden Zeiten dieses kam, daß die Päpste dienlig fanden sich für Frankreich in vielen Stükken gefällig zubeweisen, um daselbst eine sichere Zuflucht bei aller Gefar zuhaben und andere Länder desto strenger beherschen zukönnen.

872

Auf den Papst Hadrian folgende 872 Johannes 8. Der Kaiser Ludwig 2 875ging 875 mit Tode ab und Karl der kale kam eilend nach Italien; dieses Landes nebst kaiserliger Würde an sich zubringen, welche der Papst ihm zuerkante, obgleich der Vorzug Ludwige dem teutschen gebüret hätte: Karl, der sich des Schazes bemäch-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0304" n="292"/>
gern zu Rom                      zuerscheinen: da ihm aber alles das herzhaft abgeschlagen ward, mit Bedeuten,                      daß Karl nicht Stathalter des Papstes, sondern Herr in seinem Lande sei; sah er                      fürs dienligste an seine gebieterische Sprache zuändern, versprach dem Könige                      die kaiserlige Würde, verlies Hinkmarn von Laon und Karlmannen, welche geblendet                      wurden. Hinkmar von Laon hatte alles gethan des Papstes Ansehen zuerheben, mit                      behaupteter Gültigkeit erdichteter Entscheidungen der ältern römischen Bischöfe:                      aber sein Oheim zu Rheims wiederstund ihm und allen päpstligen Anmaßungen, trug                      also vieles dazu bei, daß Frankreich oder deßen Könige in gottesdienstligen                      Dingen mehr Vorrechte behielten und weniger dem Stule zu Rom unterworfen wurden,                      ale die meisten Länder und Fürsten; wozu doch in folgenden Zeiten dieses kam,                      daß die Päpste dienlig fanden sich für Frankreich in vielen Stükken gefällig                      zubeweisen, um daselbst eine sichere Zuflucht bei aller Gefar zuhaben und andere                      Länder desto strenger beherschen zukönnen.</p>
        <note place="left">872</note>
        <p>Auf den Papst Hadrian folgende 872 Johannes 8. Der Kaiser Ludwig 2 <note place="left">875</note>ging 875 mit Tode ab und Karl der kale kam                      eilend nach Italien; dieses Landes nebst kaiserliger Würde an sich zubringen,                      welche der Papst ihm zuerkante, obgleich der Vorzug Ludwige dem teutschen                      gebüret hätte: Karl, der sich des Schazes bemäch-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0304] gern zu Rom zuerscheinen: da ihm aber alles das herzhaft abgeschlagen ward, mit Bedeuten, daß Karl nicht Stathalter des Papstes, sondern Herr in seinem Lande sei; sah er fürs dienligste an seine gebieterische Sprache zuändern, versprach dem Könige die kaiserlige Würde, verlies Hinkmarn von Laon und Karlmannen, welche geblendet wurden. Hinkmar von Laon hatte alles gethan des Papstes Ansehen zuerheben, mit behaupteter Gültigkeit erdichteter Entscheidungen der ältern römischen Bischöfe: aber sein Oheim zu Rheims wiederstund ihm und allen päpstligen Anmaßungen, trug also vieles dazu bei, daß Frankreich oder deßen Könige in gottesdienstligen Dingen mehr Vorrechte behielten und weniger dem Stule zu Rom unterworfen wurden, ale die meisten Länder und Fürsten; wozu doch in folgenden Zeiten dieses kam, daß die Päpste dienlig fanden sich für Frankreich in vielen Stükken gefällig zubeweisen, um daselbst eine sichere Zuflucht bei aller Gefar zuhaben und andere Länder desto strenger beherschen zukönnen. Auf den Papst Hadrian folgende 872 Johannes 8. Der Kaiser Ludwig 2 ging 875 mit Tode ab und Karl der kale kam eilend nach Italien; dieses Landes nebst kaiserliger Würde an sich zubringen, welche der Papst ihm zuerkante, obgleich der Vorzug Ludwige dem teutschen gebüret hätte: Karl, der sich des Schazes bemäch- 875

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/304
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/304>, abgerufen am 22.11.2024.