Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

zusprechen und auch Fürsten dazu zuermanen wäre löblig und ohne Tadel gewesen: aber das Recht muste auf dem Ausspruche des römischen Stuls beruhen; und wen ein gewaltsam angemaster Herr dem götligen und apostolischen Willen zuwieder sich unterstünde in solches Reich einzudringen, solte er die Zucht apostolischer Ahndung alsbald empfinden, mit Banfluche beleget und an den Argen verwiesen werden: Hinkmar von Rheims muste dieses beantworten und ging auf der andern Seite zuweit, in Rechtfertigung der königligen Gewaltsamkeit. Karl kerete sich also zwar an des Papstes Drohungen wenig, wurde aber genöthiget 870 seinem Bruder Ludwige dem teuischen die Helfte von dem streitigen Reiche zu überlaßen. Sein Sohn Karloman, welchen er zum geistligen Stande gezwungen hatte, empörete sich wieder ihn und ward 870 auf einer Versamlung zum ewigen Gefängniße verurtheilet; er berief sich aber auf den Papst und Hinkmar von Laon trat ihm bei: da er 871 entfloh und neuen Aufstand erregete,871 warder von den Bischöfen in den Bangethan. Auf einer Versamlung übergaben der König Karl und Hinkmar von Rheims Klageschriften wieder Hinkmar von Laon, welcher abgesezet wurde, aller Berufung auf den Papst ohngeachtet. Hadrian tadelte solches Verfaren zwar heftig, verbotthm einen Nachfolger zusezen und befal seinen Klä-

zusprechen und auch Fürsten dazu zuermanen wäre löblig und ohne Tadel gewesen: aber das Recht muste auf dem Ausspruche des römischen Stuls beruhen; und wen ein gewaltsam angemaster Herr dem götligen und apostolischen Willen zuwieder sich unterstünde in solches Reich einzudringen, solte er die Zucht apostolischer Ahndung alsbald empfinden, mit Banfluche beleget und an den Argen verwiesen werden: Hinkmar von Rheims muste dieses beantworten und ging auf der andern Seite zuweit, in Rechtfertigung der königligen Gewaltsamkeit. Karl kerete sich also zwar an des Papstes Drohungen wenig, wurde aber genöthiget 870 seinem Bruder Ludwige dem teuischen die Helfte von dem streitigen Reiche zu überlaßen. Sein Sohn Karloman, welchen er zum geistligen Stande gezwungen hatte, empörete sich wieder ihn und ward 870 auf einer Versamlung zum ewigen Gefängniße verurtheilet; er berief sich aber auf den Papst und Hinkmar von Laon trat ihm bei: da er 871 entfloh und neuen Aufstand erregete,871 warder von den Bischöfen in den Bangethan. Auf einer Versamlung übergaben der König Karl und Hinkmar von Rheims Klageschriften wieder Hinkmar von Laon, welcher abgesezet wurde, aller Berufung auf den Papst ohngeachtet. Hadrian tadelte solches Verfaren zwar heftig, verbotthm einen Nachfolger zusezen und befal seinen Klä-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0303" n="291"/>
zusprechen und auch Fürsten dazu zuermanen wäre löblig und ohne Tadel gewesen:                      aber das Recht muste auf dem Ausspruche des römischen Stuls beruhen; und wen ein                      gewaltsam angemaster Herr dem götligen und apostolischen Willen zuwieder sich                      unterstünde in solches Reich einzudringen, solte er die Zucht apostolischer                      Ahndung alsbald empfinden, mit Banfluche beleget und an den Argen verwiesen                      werden: Hinkmar von Rheims muste dieses beantworten und ging auf der andern                      Seite zuweit, in Rechtfertigung der königligen Gewaltsamkeit. Karl kerete sich                      also zwar an des Papstes Drohungen wenig, wurde aber genöthiget 870 seinem                      Bruder Ludwige dem teuischen die Helfte von dem streitigen Reiche zu überlaßen.                      Sein Sohn Karloman, welchen er zum geistligen Stande gezwungen hatte, empörete                      sich wieder ihn und ward 870 auf einer Versamlung zum ewigen Gefängniße                      verurtheilet; er berief sich aber auf den Papst und Hinkmar von Laon trat ihm                      bei: da er 871 entfloh und neuen Aufstand erregete,<note place="right">871</note> warder von den Bischöfen in den Bangethan. Auf einer Versamlung                      übergaben der König Karl und Hinkmar von Rheims Klageschriften wieder Hinkmar                      von Laon, welcher abgesezet wurde, aller Berufung auf den Papst ohngeachtet.                      Hadrian tadelte solches Verfaren zwar heftig, verbotthm einen Nachfolger                      zusezen und befal seinen Klä-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0303] zusprechen und auch Fürsten dazu zuermanen wäre löblig und ohne Tadel gewesen: aber das Recht muste auf dem Ausspruche des römischen Stuls beruhen; und wen ein gewaltsam angemaster Herr dem götligen und apostolischen Willen zuwieder sich unterstünde in solches Reich einzudringen, solte er die Zucht apostolischer Ahndung alsbald empfinden, mit Banfluche beleget und an den Argen verwiesen werden: Hinkmar von Rheims muste dieses beantworten und ging auf der andern Seite zuweit, in Rechtfertigung der königligen Gewaltsamkeit. Karl kerete sich also zwar an des Papstes Drohungen wenig, wurde aber genöthiget 870 seinem Bruder Ludwige dem teuischen die Helfte von dem streitigen Reiche zu überlaßen. Sein Sohn Karloman, welchen er zum geistligen Stande gezwungen hatte, empörete sich wieder ihn und ward 870 auf einer Versamlung zum ewigen Gefängniße verurtheilet; er berief sich aber auf den Papst und Hinkmar von Laon trat ihm bei: da er 871 entfloh und neuen Aufstand erregete, warder von den Bischöfen in den Bangethan. Auf einer Versamlung übergaben der König Karl und Hinkmar von Rheims Klageschriften wieder Hinkmar von Laon, welcher abgesezet wurde, aller Berufung auf den Papst ohngeachtet. Hadrian tadelte solches Verfaren zwar heftig, verbotthm einen Nachfolger zusezen und befal seinen Klä- 871

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/303
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/303>, abgerufen am 22.05.2024.