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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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ner Schrift vom Leibe und Blute Jesu behauptete, daß Brodt und Wein verwandelt würden in denselben Leib und in daßelbe Blut, so am Kreuze gehangen und vergoßen worden: er ward Abt zu Corbie 844 und starb 865: sein Irthum wurde nachmals eine Quelle vieler andern und vermehrete den Gözendienst: jezt wiedersprachen solchem Irthume Ratram ein Münch zu Corbte, nachmals Abt von Orbais, Johannes der Schotte, genant Erigena, Rabanus Maurus und andere; welche die sichtbaren Dinge für Zeichen von unsichtbaren erklärten, mit Bestreitung der vorgegebenen räumligen Gegenwart solcher unsichtbaren, wobei sie doch theils eine anderweitige Gegenwart nicht leugneten.

Die meisten auch redligen Lehrer gingen gleichwol in ihrem Wiederspruche gegen die einreissenden Irthümer nicht soweit, als es nöthig war, tadelten sogar andere die mehr Eifer bewiesen, als ob sie zuweit gingen. Jonas, Bischof zu Orleans, verwarf den Bilderdienst, wolte sie aber doch, zum Andenken und Unterrichte, beibehalten wissen, alles nach dem Schluße der Frankfurter Versamlung; daher er Claudii Verfaren misbilligte und wieder ihn schrieb: also sprach man vom guten Gebrauche der Bilder und wolte keine Gefahr des Misbrauchs erkennen, oder durch ihre Wegschaffung verhüten laßen; bis der abgöttische Misbrauch überhand nam.

ner Schrift vom Leibe und Blute Jesu behauptete, daß Brodt und Wein verwandelt würden in denselben Leib und in daßelbe Blut, so am Kreuze gehangen und vergoßen worden: er ward Abt zu Corbie 844 und starb 865: sein Irthum wurde nachmals eine Quelle vieler andern und vermehrete den Gözendienst: jezt wiedersprachen solchem Irthume Ratram ein Münch zu Corbte, nachmals Abt von Orbais, Johannes der Schotte, genant Erigena, Rabanus Maurus und andere; welche die sichtbaren Dinge für Zeichen von unsichtbaren erklärten, mit Bestreitung der vorgegebenen räumligen Gegenwart solcher unsichtbaren, wobei sie doch theils eine anderweitige Gegenwart nicht leugneten.

Die meisten auch redligen Lehrer gingen gleichwol in ihrem Wiederspruche gegen die einreissenden Irthümer nicht soweit, als es nöthig war, tadelten sogar andere die mehr Eifer bewiesen, als ob sie zuweit gingen. Jonas, Bischof zu Orleans, verwarf den Bilderdienst, wolte sie aber doch, zum Andenken und Unterrichte, beibehalten wissen, alles nach dem Schluße der Frankfurter Versamlung; daher er Claudii Verfaren misbilligte und wieder ihn schrieb: also sprach man vom guten Gebrauche der Bilder und wolte keine Gefahr des Misbrauchs erkennen, oder durch ihre Wegschaffung verhüten laßen; bis der abgöttische Misbrauch überhand nam.

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[268/0280] ner Schrift vom Leibe und Blute Jesu behauptete, daß Brodt und Wein verwandelt würden in denselben Leib und in daßelbe Blut, so am Kreuze gehangen und vergoßen worden: er ward Abt zu Corbie 844 und starb 865: sein Irthum wurde nachmals eine Quelle vieler andern und vermehrete den Gözendienst: jezt wiedersprachen solchem Irthume Ratram ein Münch zu Corbte, nachmals Abt von Orbais, Johannes der Schotte, genant Erigena, Rabanus Maurus und andere; welche die sichtbaren Dinge für Zeichen von unsichtbaren erklärten, mit Bestreitung der vorgegebenen räumligen Gegenwart solcher unsichtbaren, wobei sie doch theils eine anderweitige Gegenwart nicht leugneten. Die meisten auch redligen Lehrer gingen gleichwol in ihrem Wiederspruche gegen die einreissenden Irthümer nicht soweit, als es nöthig war, tadelten sogar andere die mehr Eifer bewiesen, als ob sie zuweit gingen. Jonas, Bischof zu Orleans, verwarf den Bilderdienst, wolte sie aber doch, zum Andenken und Unterrichte, beibehalten wissen, alles nach dem Schluße der Frankfurter Versamlung; daher er Claudii Verfaren misbilligte und wieder ihn schrieb: also sprach man vom guten Gebrauche der Bilder und wolte keine Gefahr des Misbrauchs erkennen, oder durch ihre Wegschaffung verhüten laßen; bis der abgöttische Misbrauch überhand nam.

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/280>, abgerufen am 17.05.2024.