mit dem griechischen Reiche, durch Verfolgungen waren Juden und Christen aus demselben nach Arabien und andern Ländern verjaget worden; es fehlete an Einwonern und noch mehr an Kriegesleuten, wozu sich nur das schlechteste Gesindel gebrauchen lies, weil der Krieg von den Lehrern für sündlig angesehen und von allen gottesfürchtigen verabscheuet wurde: Heraklius, gleich seinen Vorfaren und Nachfolgern, mischte sich vom Anfang über die Gebür in die Streitigkeiten der Lehrer, hatte sich auch nunmer der Schwelgerei ergeben; versäumete also die Sorgfalt für das Wohl des Reiches. In Persien stund es nicht besser: innere Zerrüttungen hatten dieses Reich entkräftet: Schiruch oder Siroes, der 628 seinen Vater Kosru Parviz ermordet und mit Heraklio Frieden gemacht hatte, war nach einer kurzen und schlechten Reichsverwaltung verschieden; sein unmündiger Sohn Ardschir war von dem Feldherren Schiariar, dieser wiederum von andern erschlagen worden; Kosru Joon Schir, des Kosru Parviz Brudernsohn, hatte das Reich nicht behaupten können, welches Turandokt, des Kosru Parviz Tochter, sechszehn Monate beherschte. Unter solchen Unruhen waren die Perstschen Schuzverwandten in Arabien ohne Hülfe bezwungen worden und nun rükten die Muhamedaner 632 näher an die persischen Grenzen; die Perser erfochten einen Steg, wobei der Ara-
mit dem griechischen Reiche, durch Verfolgungen waren Juden und Christen aus demselben nach Arabien und andern Ländern verjaget worden; es fehlete an Einwonern und noch mehr an Kriegesleuten, wozu sich nur das schlechteste Gesindel gebrauchen lies, weil der Krieg von den Lehrern für sündlig angesehen und von allen gottesfürchtigen verabscheuet wurde: Heraklius, gleich seinen Vorfaren und Nachfolgern, mischte sich vom Anfang über die Gebür in die Streitigkeiten der Lehrer, hatte sich auch nunmer der Schwelgerei ergeben; versäumete also die Sorgfalt für das Wohl des Reiches. In Persien stund es nicht besser: innere Zerrüttungen hatten dieses Reich entkräftet: Schiruch oder Siroes, der 628 seinen Vater Kosru Parviz ermordet und mit Heraklio Frieden gemacht hatte, war nach einer kurzen und schlechten Reichsverwaltung verschieden; sein unmündiger Sohn Ardschir war von dem Feldherren Schiariar, dieser wiederum von andern erschlagen worden; Kosru Joon Schir, des Kosru Parviz Brudernsohn, hatte das Reich nicht behaupten können, welches Turandokt, des Kosru Parviz Tochter, sechszehn Monate beherschte. Unter solchen Unruhen waren die Perstschen Schuzverwandten in Arabien ohne Hülfe bezwungen worden und nun rükten die Muhamedaner 632 näher an die persischen Grenzen; die Perser erfochten einen Steg, wobei der Ara-
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0205"n="193"/>
mit dem griechischen Reiche, durch Verfolgungen waren Juden und Christen aus demselben nach Arabien und andern Ländern verjaget worden; es fehlete an Einwonern und noch mehr an Kriegesleuten, wozu sich nur das schlechteste Gesindel gebrauchen lies, weil der Krieg von den Lehrern für sündlig angesehen und von allen gottesfürchtigen verabscheuet wurde: Heraklius, gleich seinen Vorfaren und Nachfolgern, mischte sich vom Anfang über die Gebür in die Streitigkeiten der Lehrer, hatte sich auch nunmer der Schwelgerei ergeben; versäumete also die Sorgfalt für das Wohl des Reiches. In Persien stund es nicht besser: innere Zerrüttungen hatten dieses Reich entkräftet: Schiruch oder Siroes, der 628 seinen Vater Kosru Parviz ermordet und mit Heraklio Frieden gemacht hatte, war nach einer kurzen und schlechten Reichsverwaltung verschieden; sein unmündiger Sohn Ardschir war von dem Feldherren Schiariar, dieser wiederum von andern erschlagen worden; Kosru Joon Schir, des Kosru Parviz Brudernsohn, hatte das Reich nicht behaupten können, welches Turandokt, des Kosru Parviz Tochter, sechszehn Monate beherschte. Unter solchen Unruhen waren die Perstschen Schuzverwandten in Arabien ohne Hülfe bezwungen worden und nun rükten die Muhamedaner 632 näher an die persischen Grenzen; die Perser erfochten einen Steg, wobei der Ara-
</p></div></body></text></TEI>
[193/0205]
mit dem griechischen Reiche, durch Verfolgungen waren Juden und Christen aus demselben nach Arabien und andern Ländern verjaget worden; es fehlete an Einwonern und noch mehr an Kriegesleuten, wozu sich nur das schlechteste Gesindel gebrauchen lies, weil der Krieg von den Lehrern für sündlig angesehen und von allen gottesfürchtigen verabscheuet wurde: Heraklius, gleich seinen Vorfaren und Nachfolgern, mischte sich vom Anfang über die Gebür in die Streitigkeiten der Lehrer, hatte sich auch nunmer der Schwelgerei ergeben; versäumete also die Sorgfalt für das Wohl des Reiches. In Persien stund es nicht besser: innere Zerrüttungen hatten dieses Reich entkräftet: Schiruch oder Siroes, der 628 seinen Vater Kosru Parviz ermordet und mit Heraklio Frieden gemacht hatte, war nach einer kurzen und schlechten Reichsverwaltung verschieden; sein unmündiger Sohn Ardschir war von dem Feldherren Schiariar, dieser wiederum von andern erschlagen worden; Kosru Joon Schir, des Kosru Parviz Brudernsohn, hatte das Reich nicht behaupten können, welches Turandokt, des Kosru Parviz Tochter, sechszehn Monate beherschte. Unter solchen Unruhen waren die Perstschen Schuzverwandten in Arabien ohne Hülfe bezwungen worden und nun rükten die Muhamedaner 632 näher an die persischen Grenzen; die Perser erfochten einen Steg, wobei der Ara-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/205>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.