Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

ganz wiederrechtlig besunden wurde, den Archidiakonum zu Salona in Dalmatien schüzte er wieder den dasigen Erzbischof, der die Kirchengüter verschwenden wolte; als dieser verstorben war, wiedersezte er sich dem folgenden Bischofe, der um seines Geldes willen gewelet worden und sich bald schwerer Verbrechen schuldig machte: weil aber derselbe beim Kaiser einiges Gehör gefunden hatte, welcher den Streit geendigt wißen wolte und dem Exarchen deßen Beilegung anbefahl, muste Gregorius endlig den Bischof zu Ravenna Schiedrichter sein laßen und einen Vergleich annemen, daß der zu Salona ihm Abbitte that und von ihm als rechtmäßiger Bischof erkant wurde: sogar in des Patriarchen zu Constantinopel Gerichtbarkeit nam Gregorius einiger Aeltesten sich an, die schuldgegebener Irthümer wegen hart bestrafet und geschlagen waren; jezt wiedersprach er wieder Gewißenszwang und Verfolgung, er ernante das eine neue und unerhörte Art zulehren, wenn man die Menschen mit Schlägen zum Glauben zwingen wolte, nam die Aeltesten auf, da sie nach Rom kamen und erklärte sie rechtgläubig.

Bei allem seinen oft irrigen Eifer blieb er doch dem Kaiser gehorsam, auch wol bei Befelen, die mit seiner Einsicht stritten Mauritius 593befahl 593, daß kein Soldat vor Verlaufe seiner Dienstjahre ins Kloster gehen solte; Gregorius hielt für seine Pflicht ihm zuge-

ganz wiederrechtlig besunden wurde, den Archidiakonum zu Salona in Dalmatien schüzte er wieder den dasigen Erzbischof, der die Kirchengüter verschwenden wolte; als dieser verstorben war, wiedersezte er sich dem folgenden Bischofe, der um seines Geldes willen gewelet worden und sich bald schwerer Verbrechen schuldig machte: weil aber derselbe beim Kaiser einiges Gehör gefunden hatte, welcher den Streit geendigt wißen wolte und dem Exarchen deßen Beilegung anbefahl, muste Gregorius endlig den Bischof zu Ravenna Schiedrichter sein laßen und einen Vergleich annemen, daß der zu Salona ihm Abbitte that und von ihm als rechtmäßiger Bischof erkant wurde: sogar in des Patriarchen zu Constantinopel Gerichtbarkeit nam Gregorius einiger Aeltesten sich an, die schuldgegebener Irthümer wegen hart bestrafet und geschlagen waren; jezt wiedersprach er wieder Gewißenszwang und Verfolgung, er ernante das eine neue und unerhörte Art zulehren, wenn man die Menschen mit Schlägen zum Glauben zwingen wolte, nam die Aeltesten auf, da sie nach Rom kamen und erklärte sie rechtgläubig.

Bei allem seinen oft irrigen Eifer blieb er doch dem Kaiser gehorsam, auch wol bei Befelen, die mit seiner Einsicht stritten Mauritius 593befahl 593, daß kein Soldat vor Verlaufe seiner Dienstjahre ins Kloster gehen solte; Gregorius hielt für seine Pflicht ihm zuge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0188" n="176"/>
ganz wiederrechtlig besunden wurde, den                      Archidiakonum zu Salona in Dalmatien schüzte er wieder den dasigen Erzbischof,                      der die Kirchengüter verschwenden wolte; als dieser verstorben war, wiedersezte                      er sich dem folgenden Bischofe, der um seines Geldes willen gewelet worden und                      sich bald schwerer Verbrechen schuldig machte: weil aber derselbe beim Kaiser                      einiges Gehör gefunden hatte, welcher den Streit geendigt wißen wolte und dem                      Exarchen deßen Beilegung anbefahl, muste Gregorius endlig den Bischof zu Ravenna                      Schiedrichter sein laßen und einen Vergleich annemen, daß der zu Salona ihm                      Abbitte that und von ihm als rechtmäßiger Bischof erkant wurde: sogar in des                      Patriarchen zu Constantinopel Gerichtbarkeit nam Gregorius einiger Aeltesten                      sich an, die schuldgegebener Irthümer wegen hart bestrafet und geschlagen waren;                      jezt wiedersprach er wieder Gewißenszwang und Verfolgung, er ernante das eine                      neue und unerhörte Art zulehren, wenn man die Menschen mit Schlägen zum Glauben                      zwingen wolte, nam die Aeltesten auf, da sie nach Rom kamen und erklärte sie                      rechtgläubig.</p>
        <p>Bei allem seinen oft irrigen Eifer blieb er doch dem Kaiser gehorsam, auch wol                      bei Befelen, die mit seiner Einsicht stritten Mauritius <note place="left">593</note>befahl 593, daß kein Soldat vor Verlaufe                      seiner Dienstjahre ins Kloster gehen solte; Gregorius hielt für seine Pflicht                      ihm zuge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0188] ganz wiederrechtlig besunden wurde, den Archidiakonum zu Salona in Dalmatien schüzte er wieder den dasigen Erzbischof, der die Kirchengüter verschwenden wolte; als dieser verstorben war, wiedersezte er sich dem folgenden Bischofe, der um seines Geldes willen gewelet worden und sich bald schwerer Verbrechen schuldig machte: weil aber derselbe beim Kaiser einiges Gehör gefunden hatte, welcher den Streit geendigt wißen wolte und dem Exarchen deßen Beilegung anbefahl, muste Gregorius endlig den Bischof zu Ravenna Schiedrichter sein laßen und einen Vergleich annemen, daß der zu Salona ihm Abbitte that und von ihm als rechtmäßiger Bischof erkant wurde: sogar in des Patriarchen zu Constantinopel Gerichtbarkeit nam Gregorius einiger Aeltesten sich an, die schuldgegebener Irthümer wegen hart bestrafet und geschlagen waren; jezt wiedersprach er wieder Gewißenszwang und Verfolgung, er ernante das eine neue und unerhörte Art zulehren, wenn man die Menschen mit Schlägen zum Glauben zwingen wolte, nam die Aeltesten auf, da sie nach Rom kamen und erklärte sie rechtgläubig. Bei allem seinen oft irrigen Eifer blieb er doch dem Kaiser gehorsam, auch wol bei Befelen, die mit seiner Einsicht stritten Mauritius befahl 593, daß kein Soldat vor Verlaufe seiner Dienstjahre ins Kloster gehen solte; Gregorius hielt für seine Pflicht ihm zuge- 593

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/188
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/188>, abgerufen am 04.05.2024.