Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

der Kirche einen erhabnern Stul über den seinigen für ihn sezen, den anders wolte der stolze Papst nicht mit ihm zugleich den Gottesdienst abwarten: weil er zwar etwas, aber nicht alles verlangte ausgerichtet hatte, lies ihn Theodorik bei seiner Rükkunft samt seinen Gefärten öffentlig ins Gefängnis legen, in 526welchem er 526 starb. Da sich viele um den erledigten Stul bewarben, wolte Ditrich den gewönligen Mishelligkeiten vorbeugen; Felix 3, welcher von ihm ernant wurde, schien deßen würdig, obgleich keiner an ihn gedacht hätte: auf künftig ward gleichwol verglichen, daß Geistligkeit, Rath und Volk zu Rom und andern Orten die Bischöfe wehlen, der König aber sie bestätigen und alsdan erst ihre Einweihung erfolgen solte. Theodorik starb und hinterlies das westgothische Reich Amalariche, dem Sohne Alarichs und seinem Enkel von der zweiten Tochter, das ostgothische dem Athalarich, dem Sohne seiner jüngsten Tochter Amalaswente, welche mit einem vom königlig ostgothischen Geschlechte der Amalen vermälet gewesen und nun stat ihres minderjährigen Sohns das Reich verwalten solte. Benedictus, der vorhin als Einsiedler gelebet hatte, bauete um diese Zeit 529 ein Kloster in Italien bei Monte Caßino und gab deßen München Vorschriften, die hernach in den Abendländern allenthalben angenommen wurden. Der päpstlige Stul war jezt feil, bei jeder Erledigung

der Kirche einen erhabnern Stul über den seinigen für ihn sezen, den anders wolte der stolze Papst nicht mit ihm zugleich den Gottesdienst abwarten: weil er zwar etwas, aber nicht alles verlangte ausgerichtet hatte, lies ihn Theodorik bei seiner Rükkunft samt seinen Gefärten öffentlig ins Gefängnis legen, in 526welchem er 526 starb. Da sich viele um den erledigten Stul bewarben, wolte Ditrich den gewönligen Mishelligkeiten vorbeugen; Felix 3, welcher von ihm ernant wurde, schien deßen würdig, obgleich keiner an ihn gedacht hätte: auf künftig ward gleichwol verglichen, daß Geistligkeit, Rath und Volk zu Rom und andern Orten die Bischöfe wehlen, der König aber sie bestätigen und alsdan erst ihre Einweihung erfolgen solte. Theodorik starb und hinterlies das westgothische Reich Amalariche, dem Sohne Alarichs und seinem Enkel von der zweiten Tochter, das ostgothische dem Athalarich, dem Sohne seiner jüngsten Tochter Amalaswente, welche mit einem vom königlig ostgothischen Geschlechte der Amalen vermälet gewesen und nun stat ihres minderjährigen Sohns das Reich verwalten solte. Benedictus, der vorhin als Einsiedler gelebet hatte, bauete um diese Zeit 529 ein Kloster in Italien bei Monte Caßino und gab deßen München Vorschriften, die hernach in den Abendländern allenthalben angenommen wurden. Der päpstlige Stul war jezt feil, bei jeder Erledigung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0170" n="158"/>
der Kirche                      einen erhabnern Stul über den seinigen für ihn sezen, den anders wolte der                      stolze Papst nicht mit ihm zugleich den Gottesdienst abwarten: weil er zwar                      etwas, aber nicht alles verlangte ausgerichtet hatte, lies ihn Theodorik bei                      seiner Rükkunft samt seinen Gefärten öffentlig ins Gefängnis legen, in <note place="left">526</note>welchem er 526 starb. Da sich viele um den                      erledigten Stul bewarben, wolte Ditrich den gewönligen Mishelligkeiten                      vorbeugen; Felix 3, welcher von ihm ernant wurde, schien deßen würdig, obgleich                      keiner an ihn gedacht hätte: auf künftig ward gleichwol verglichen, daß                      Geistligkeit, Rath und Volk zu Rom und andern Orten die Bischöfe wehlen, der                      König aber sie bestätigen und alsdan erst ihre Einweihung erfolgen solte.                      Theodorik starb und hinterlies das westgothische Reich Amalariche, dem Sohne                      Alarichs und seinem Enkel von der zweiten Tochter, das ostgothische dem                      Athalarich, dem Sohne seiner jüngsten Tochter Amalaswente, welche mit einem vom                      königlig ostgothischen Geschlechte der Amalen vermälet gewesen und nun stat                      ihres minderjährigen Sohns das Reich verwalten solte. Benedictus, der vorhin als                      Einsiedler gelebet hatte, bauete um diese Zeit 529 ein Kloster in Italien bei                      Monte Caßino und gab deßen München Vorschriften, die hernach in den Abendländern                      allenthalben angenommen wurden. Der päpstlige Stul war jezt feil, bei jeder                      Erledigung
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0170] der Kirche einen erhabnern Stul über den seinigen für ihn sezen, den anders wolte der stolze Papst nicht mit ihm zugleich den Gottesdienst abwarten: weil er zwar etwas, aber nicht alles verlangte ausgerichtet hatte, lies ihn Theodorik bei seiner Rükkunft samt seinen Gefärten öffentlig ins Gefängnis legen, in welchem er 526 starb. Da sich viele um den erledigten Stul bewarben, wolte Ditrich den gewönligen Mishelligkeiten vorbeugen; Felix 3, welcher von ihm ernant wurde, schien deßen würdig, obgleich keiner an ihn gedacht hätte: auf künftig ward gleichwol verglichen, daß Geistligkeit, Rath und Volk zu Rom und andern Orten die Bischöfe wehlen, der König aber sie bestätigen und alsdan erst ihre Einweihung erfolgen solte. Theodorik starb und hinterlies das westgothische Reich Amalariche, dem Sohne Alarichs und seinem Enkel von der zweiten Tochter, das ostgothische dem Athalarich, dem Sohne seiner jüngsten Tochter Amalaswente, welche mit einem vom königlig ostgothischen Geschlechte der Amalen vermälet gewesen und nun stat ihres minderjährigen Sohns das Reich verwalten solte. Benedictus, der vorhin als Einsiedler gelebet hatte, bauete um diese Zeit 529 ein Kloster in Italien bei Monte Caßino und gab deßen München Vorschriften, die hernach in den Abendländern allenthalben angenommen wurden. Der päpstlige Stul war jezt feil, bei jeder Erledigung 526

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/170
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/170>, abgerufen am 24.11.2024.