Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Anhänger, wie die erste über Nestorium; der Kaiser Theodosius der jüngere that den Ausspruch, daß die drei benanten, als Urheber der Unruhen, die Absezung verdienet hätten, ob sie gleich alle dreie in der Lehre rechtgläubig zusein schienen: es hatte das Anlehen, daß er mehr auf Nestorii Seite treten wolte, aber Cyrillus bestach die Hofbedienten, die den Kaiser wieder Nestorium einnamen, welch erwiesen wurde und im Elende starb. In Gallien fing man an den Römischen Befehlen gehorsamer zuwerden, deren Cölestinus verschiedene dahin ergehen lies. Als aber nach seinem Tode 432 Sixtus den Stul bestiegen hatte; wolten die Bischöfe von Illyrien selbigem nicht mehr unterworfen sein: doch scheueten sie große Unruhen, ließen sich also durch Sixti Drohungen und Ermanungen stillen.

Leo, der Große zugenant, folgte 440 und erweiterte 442 das Gesez vom ehelosen Leben auf die Subdiaconos, die doch mit ihren vorhin geeheligten Weibern als mit Schwestern leben könten: welches Gesez aber noch lange ohne Beobachtung blieb. Was den Vorfaren in Afrika nicht hatte gelingen wollen, das versuchte Leo in Gallien und brachte es zum Stande. In einer dasigen Versamlung unter Hilario, Exarchen zu Arelat, war der Bischof zu Besuntium abgesezet: den Gesezen gemäs, welche zwar keinen Beifal verdieneten, aber gleichwol von Kirchenversamlungen und Römischen Bischöfen eingefüret

ihre Anhänger, wie die erste über Nestorium; der Kaiser Theodosius der jüngere that den Ausspruch, daß die drei benanten, als Urheber der Unruhen, die Absezung verdienet hätten, ob sie gleich alle dreie in der Lehre rechtgläubig zusein schienen: es hatte das Anlehen, daß er mehr auf Nestorii Seite treten wolte, aber Cyrillus bestach die Hofbedienten, die den Kaiser wieder Nestorium einnamen, welch erwiesen wurde und im Elende starb. In Gallien fing man an den Römischen Befehlen gehorsamer zuwerden, deren Cölestinus verschiedene dahin ergehen lies. Als aber nach seinem Tode 432 Sixtus den Stul bestiegen hatte; wolten die Bischöfe von Illyrien selbigem nicht mehr unterworfen sein: doch scheueten sie große Unruhen, ließen sich also durch Sixti Drohungen und Ermanungen stillen.

Leo, der Große zugenant, folgte 440 und erweiterte 442 das Gesez vom ehelosen Leben auf die Subdiaconos, die doch mit ihren vorhin geeheligten Weibern als mit Schwestern leben könten: welches Gesez aber noch lange ohne Beobachtung blieb. Was den Vorfaren in Afrika nicht hatte gelingen wollen, das versuchte Leo in Gallien und brachte es zum Stande. In einer dasigen Versamlung unter Hilario, Exarchen zu Arelat, war der Bischof zu Besuntium abgesezet: den Gesezen gemäs, welche zwar keinen Beifal verdieneten, aber gleichwol von Kirchenversamlungen und Römischen Bischöfen eingefüret

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0147" n="135"/>
ihre Anhänger, wie die erste über                      Nestorium; der Kaiser Theodosius der jüngere that den Ausspruch, daß die drei                      benanten, als Urheber der Unruhen, die Absezung verdienet hätten, ob sie gleich                      alle dreie in der Lehre rechtgläubig zusein schienen: es hatte das Anlehen, daß                      er mehr auf Nestorii Seite treten wolte, aber Cyrillus bestach die Hofbedienten,                      die den Kaiser wieder Nestorium einnamen, welch erwiesen wurde und im Elende                      starb. In Gallien fing man an den Römischen Befehlen gehorsamer zuwerden, deren                      Cölestinus verschiedene dahin ergehen lies. Als aber nach seinem Tode 432 Sixtus                      den Stul bestiegen hatte; wolten die Bischöfe von Illyrien selbigem nicht mehr                      unterworfen sein: doch scheueten sie große Unruhen, ließen sich also durch Sixti                      Drohungen und Ermanungen stillen.</p>
        <p>Leo, der Große zugenant, folgte 440 und erweiterte 442 das Gesez vom ehelosen                      Leben auf die Subdiaconos, die doch mit ihren vorhin geeheligten Weibern als mit                      Schwestern leben könten: welches Gesez aber noch lange ohne Beobachtung blieb.                      Was den Vorfaren in Afrika nicht hatte gelingen wollen, das versuchte Leo in                      Gallien und brachte es zum Stande. In einer dasigen Versamlung unter Hilario,                      Exarchen zu Arelat, war der Bischof zu Besuntium abgesezet: den Gesezen gemäs,                      welche zwar keinen Beifal verdieneten, aber gleichwol von Kirchenversamlungen                      und Römischen Bischöfen eingefüret
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0147] ihre Anhänger, wie die erste über Nestorium; der Kaiser Theodosius der jüngere that den Ausspruch, daß die drei benanten, als Urheber der Unruhen, die Absezung verdienet hätten, ob sie gleich alle dreie in der Lehre rechtgläubig zusein schienen: es hatte das Anlehen, daß er mehr auf Nestorii Seite treten wolte, aber Cyrillus bestach die Hofbedienten, die den Kaiser wieder Nestorium einnamen, welch erwiesen wurde und im Elende starb. In Gallien fing man an den Römischen Befehlen gehorsamer zuwerden, deren Cölestinus verschiedene dahin ergehen lies. Als aber nach seinem Tode 432 Sixtus den Stul bestiegen hatte; wolten die Bischöfe von Illyrien selbigem nicht mehr unterworfen sein: doch scheueten sie große Unruhen, ließen sich also durch Sixti Drohungen und Ermanungen stillen. Leo, der Große zugenant, folgte 440 und erweiterte 442 das Gesez vom ehelosen Leben auf die Subdiaconos, die doch mit ihren vorhin geeheligten Weibern als mit Schwestern leben könten: welches Gesez aber noch lange ohne Beobachtung blieb. Was den Vorfaren in Afrika nicht hatte gelingen wollen, das versuchte Leo in Gallien und brachte es zum Stande. In einer dasigen Versamlung unter Hilario, Exarchen zu Arelat, war der Bischof zu Besuntium abgesezet: den Gesezen gemäs, welche zwar keinen Beifal verdieneten, aber gleichwol von Kirchenversamlungen und Römischen Bischöfen eingefüret

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/147
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/147>, abgerufen am 22.11.2024.