Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

einrichten würde; es ist Bosheit, wen man bei solchen besondern Umständen sich aufhält, um daraus einen Beweis wieder das gesamte Verfaren und deßen Rechtmäßigkeit zuerzwingen: wen aber dieses die Absicht nicht ist, so zeiget es doch von einer schwachen Einbildung, wo man glaubet in ähnligen Umständen und bei angewandten pflichtmäßigem Ernste alles dergleichen Versehen wieder die Klugheit vermeiden zuwollen: schon der eigene äusere Vortheil preiset jedem die Klugheit an, wen ein treuer Diener Gottes wieder dieselbe im Eifer zuviel thut, so thut ers Gotte 2 Kön. 5, 13. meistens zu seinem äusern Schaden; die es aber am schuldigen Ernste ermangeln laßen; haben keine Ursach ihrer Menschenfurcht und Menschengefälligkeit sich zurümen, als ob es geistlige Klugheit wäre. Eudoxia folgte dem seltenen Beispiele Theodosii nicht; sie wurde mehr erbittert 404und lies nun zu Anfange des folgenden 404 Jahrs eine Versamlung von Bischöfen zusammenkommen: dis waren meistens gefällige, bequeme Leute, die zuleben wusten, wie die Welt sie haben wil; ohne sich mit unnüzer Untersuchung abzugeben, bestätigten sie das vorige Urtheil der Absezung; der Wiederspruch von zwei und vierzig Bischöfen, die auf seiner Seite waren, wurde nicht geachtet: er ward also am Ostertage nach Bithynien abgefüret; und weil am selbigen Tage in der großen Kirche Feuer ausbrach, wodurch dieselbe, das

einrichten würde; es ist Bosheit, wen man bei solchen besondern Umständen sich aufhält, um daraus einen Beweis wieder das gesamte Verfaren und deßen Rechtmäßigkeit zuerzwingen: wen aber dieses die Absicht nicht ist, so zeiget es doch von einer schwachen Einbildung, wo man glaubet in ähnligen Umständen und bei angewandten pflichtmäßigem Ernste alles dergleichen Versehen wieder die Klugheit vermeiden zuwollen: schon der eigene äusere Vortheil preiset jedem die Klugheit an, wen ein treuer Diener Gottes wieder dieselbe im Eifer zuviel thut, so thut ers Gotte 2 Kön. 5, 13. meistens zu seinem äusern Schaden; die es aber am schuldigen Ernste ermangeln laßen; haben keine Ursach ihrer Menschenfurcht und Menschengefälligkeit sich zurümen, als ob es geistlige Klugheit wäre. Eudoxia folgte dem seltenen Beispiele Theodosii nicht; sie wurde mehr erbittert 404und lies nun zu Anfange des folgenden 404 Jahrs eine Versamlung von Bischöfen zusammenkommen: dis waren meistens gefällige, bequeme Leute, die zuleben wusten, wie die Welt sie haben wil; ohne sich mit unnüzer Untersuchung abzugeben, bestätigten sie das vorige Urtheil der Absezung; der Wiederspruch von zwei und vierzig Bischöfen, die auf seiner Seite waren, wurde nicht geachtet: er ward also am Ostertage nach Bithynien abgefüret; und weil am selbigen Tage in der großen Kirche Feuer ausbrach, wodurch dieselbe, das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0116" n="104"/>
einrichten würde; es ist Bosheit, wen man bei solchen besondern Umständen sich                      aufhält, um daraus einen Beweis wieder das gesamte Verfaren und deßen                      Rechtmäßigkeit zuerzwingen: wen aber dieses die Absicht nicht ist, so zeiget es                      doch von einer schwachen Einbildung, wo man glaubet in ähnligen Umständen und                      bei angewandten pflichtmäßigem Ernste alles dergleichen Versehen wieder die                      Klugheit vermeiden zuwollen: schon der eigene äusere Vortheil preiset jedem die                      Klugheit an, wen ein treuer Diener Gottes wieder dieselbe im Eifer zuviel thut,                      so thut ers Gotte 2 Kön. 5, 13. meistens zu seinem äusern Schaden; die es aber                      am schuldigen Ernste ermangeln laßen; haben keine Ursach ihrer Menschenfurcht                      und Menschengefälligkeit sich zurümen, als ob es geistlige Klugheit wäre.                      Eudoxia folgte dem seltenen Beispiele Theodosii nicht; sie wurde mehr erbittert                          <note place="left">404</note>und lies nun zu Anfange des folgenden                      404 Jahrs eine Versamlung von Bischöfen zusammenkommen: dis waren meistens                      gefällige, bequeme Leute, die zuleben wusten, wie die Welt sie haben wil; ohne                      sich mit unnüzer Untersuchung abzugeben, bestätigten sie das vorige Urtheil der                      Absezung; der Wiederspruch von zwei und vierzig Bischöfen, die auf seiner Seite                      waren, wurde nicht geachtet: er ward also am Ostertage nach Bithynien abgefüret;                      und weil am selbigen Tage in der großen Kirche Feuer ausbrach, wodurch dieselbe,                      das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0116] einrichten würde; es ist Bosheit, wen man bei solchen besondern Umständen sich aufhält, um daraus einen Beweis wieder das gesamte Verfaren und deßen Rechtmäßigkeit zuerzwingen: wen aber dieses die Absicht nicht ist, so zeiget es doch von einer schwachen Einbildung, wo man glaubet in ähnligen Umständen und bei angewandten pflichtmäßigem Ernste alles dergleichen Versehen wieder die Klugheit vermeiden zuwollen: schon der eigene äusere Vortheil preiset jedem die Klugheit an, wen ein treuer Diener Gottes wieder dieselbe im Eifer zuviel thut, so thut ers Gotte 2 Kön. 5, 13. meistens zu seinem äusern Schaden; die es aber am schuldigen Ernste ermangeln laßen; haben keine Ursach ihrer Menschenfurcht und Menschengefälligkeit sich zurümen, als ob es geistlige Klugheit wäre. Eudoxia folgte dem seltenen Beispiele Theodosii nicht; sie wurde mehr erbittert und lies nun zu Anfange des folgenden 404 Jahrs eine Versamlung von Bischöfen zusammenkommen: dis waren meistens gefällige, bequeme Leute, die zuleben wusten, wie die Welt sie haben wil; ohne sich mit unnüzer Untersuchung abzugeben, bestätigten sie das vorige Urtheil der Absezung; der Wiederspruch von zwei und vierzig Bischöfen, die auf seiner Seite waren, wurde nicht geachtet: er ward also am Ostertage nach Bithynien abgefüret; und weil am selbigen Tage in der großen Kirche Feuer ausbrach, wodurch dieselbe, das 404

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/116
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/116>, abgerufen am 06.05.2024.