Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

bad angerichtet: Ambrosius begab sich aufs Land und that schriftlig Vorstellung an Theodosium, daß er sich des Abendmals enthalten mögte: als der Fürst sich dennoch dabei einfand, wiederholte er solche Vorstellung öffentlig: Theodosius wurde durch seine Rede beweget, bezeugte seine Reue, unterwarf sich der Kirchenzucht und Ausschliessung, ward endlig am Weinachtfeste, nach nochmaliger Bezeugung der Reue zum Abendmale gelaßen. Dis Verhalten gereichte Theodosio keinesweges zur Verachtung, erwarb ihm vielmehr Hochachtung und Liebe, tilgte dagegen den Has und Unwillen, welthen seine Grausamkeit verursachet hatte. Die Fürsten meineten damals noch nicht, daß in der Gemeine Gottes sie anders als Glieder zubetrachten und von aller Zucht auszunemen wären; ihre Schmeichler haben aber jederzeit Fleis bewiesen sie deßen zubelehren: Allerdings ist auch dergleichen Einschränkung auf keine Weise zureimen mit einem unumschränkten Herscher, deßen Willen nichts wiederstehen darf, von deßen Thaten jederman glauben mus, daß sie lauter Lobreden verdienen: welchen Begriffen gemäs der Lobredner und Schmeichler, wie zu allen, also in diesen und vorigen heidnischen Zeiten eine große Menge gewesen, wenigen hingegen mit unangenemer Erinnerung an Pflicht und Warheit beschwerlig zuwerden sich erkünet haben. Rufinus, nach deßen

bad angerichtet: Ambrosius begab sich aufs Land und that schriftlig Vorstellung an Theodosium, daß er sich des Abendmals enthalten mögte: als der Fürst sich dennoch dabei einfand, wiederholte er solche Vorstellung öffentlig: Theodosius wurde durch seine Rede beweget, bezeugte seine Reue, unterwarf sich der Kirchenzucht und Ausschliessung, ward endlig am Weinachtfeste, nach nochmaliger Bezeugung der Reue zum Abendmale gelaßen. Dis Verhalten gereichte Theodosio keinesweges zur Verachtung, erwarb ihm vielmehr Hochachtung und Liebe, tilgte dagegen den Has und Unwillen, welthen seine Grausamkeit verursachet hatte. Die Fürsten meineten damals noch nicht, daß in der Gemeine Gottes sie anders als Glieder zubetrachten und von aller Zucht auszunemen wären; ihre Schmeichler haben aber jederzeit Fleis bewiesen sie deßen zubelehren: Allerdings ist auch dergleichen Einschränkung auf keine Weise zureimen mit einem unumschränkten Herscher, deßen Willen nichts wiederstehen darf, von deßen Thaten jederman glauben mus, daß sie lauter Lobreden verdienen: welchen Begriffen gemäs der Lobredner und Schmeichler, wie zu allen, also in diesen und vorigen heidnischen Zeiten eine große Menge gewesen, wenigen hingegen mit unangenemer Erinnerung an Pflicht und Warheit beschwerlig zuwerden sich erkünet haben. Rufinus, nach deßen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0109" n="97"/>
bad                      angerichtet: Ambrosius begab sich aufs Land und that schriftlig Vorstellung an                      Theodosium, daß er sich des Abendmals enthalten mögte: als der Fürst sich                      dennoch dabei einfand, wiederholte er solche Vorstellung öffentlig: Theodosius                      wurde durch seine Rede beweget, bezeugte seine Reue, unterwarf sich der                      Kirchenzucht und Ausschliessung, ward endlig am Weinachtfeste, nach nochmaliger                      Bezeugung der Reue zum Abendmale gelaßen. Dis Verhalten gereichte Theodosio                      keinesweges zur Verachtung, erwarb ihm vielmehr Hochachtung und Liebe, tilgte                      dagegen den Has und Unwillen, welthen seine Grausamkeit verursachet hatte. Die                      Fürsten meineten damals noch nicht, daß in der Gemeine Gottes sie anders als                      Glieder zubetrachten und von aller Zucht auszunemen wären; ihre Schmeichler                      haben aber jederzeit Fleis bewiesen sie deßen zubelehren: Allerdings ist auch                      dergleichen Einschränkung auf keine Weise zureimen mit einem unumschränkten                      Herscher, deßen Willen nichts wiederstehen darf, von deßen Thaten jederman                      glauben mus, daß sie lauter Lobreden verdienen: welchen Begriffen gemäs der                      Lobredner und Schmeichler, wie zu allen, also in diesen und vorigen heidnischen                      Zeiten eine große Menge gewesen, wenigen hingegen mit unangenemer Erinnerung an                      Pflicht und Warheit beschwerlig zuwerden sich erkünet haben. Rufinus, nach deßen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0109] bad angerichtet: Ambrosius begab sich aufs Land und that schriftlig Vorstellung an Theodosium, daß er sich des Abendmals enthalten mögte: als der Fürst sich dennoch dabei einfand, wiederholte er solche Vorstellung öffentlig: Theodosius wurde durch seine Rede beweget, bezeugte seine Reue, unterwarf sich der Kirchenzucht und Ausschliessung, ward endlig am Weinachtfeste, nach nochmaliger Bezeugung der Reue zum Abendmale gelaßen. Dis Verhalten gereichte Theodosio keinesweges zur Verachtung, erwarb ihm vielmehr Hochachtung und Liebe, tilgte dagegen den Has und Unwillen, welthen seine Grausamkeit verursachet hatte. Die Fürsten meineten damals noch nicht, daß in der Gemeine Gottes sie anders als Glieder zubetrachten und von aller Zucht auszunemen wären; ihre Schmeichler haben aber jederzeit Fleis bewiesen sie deßen zubelehren: Allerdings ist auch dergleichen Einschränkung auf keine Weise zureimen mit einem unumschränkten Herscher, deßen Willen nichts wiederstehen darf, von deßen Thaten jederman glauben mus, daß sie lauter Lobreden verdienen: welchen Begriffen gemäs der Lobredner und Schmeichler, wie zu allen, also in diesen und vorigen heidnischen Zeiten eine große Menge gewesen, wenigen hingegen mit unangenemer Erinnerung an Pflicht und Warheit beschwerlig zuwerden sich erkünet haben. Rufinus, nach deßen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/109
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/109>, abgerufen am 06.05.2024.