beizulegen, die man verhast machen wolte; das Gesez wieder sie verordnete: daß die, so nur im Geringsten auf der Spur solcher Käzerei betroffen würden, ohne Vergebung den Tod leiden solten; daß man zu dem Ende Inquisitores oder Glaubensrichter, auch Angeber und Kläger bestellen solte; daß die, so das Osterfest nicht auf dem von der Kirche festgesezten Tage feireten, auf gleiche Weise solten aufgesucht und bestrafet werden. Bei solchen Verfolgungen, die nicht nur wegen unerhebliger Dinge, sondern auch, die gegen angeblige Manichäer verhenget wurden, ward viele Gewalt an redligen Leuten verübet: indem die geheimen gnostischen Lehren von den Ausflüssen der Geister und ihrer Rükkehr in die obere Welt durch Kampf und Reinigung bei vielen mit einem tugendhaften Leben verbunden sein konten; wen gleich der ganze Zusammenhang solcher Meinungen irrig und erdichtet war: viele aber auch in Gemeinschaft stunden mit solchen, die dergleichen Meinungen hegten, ohne selbst hievon Einsicht zuhaben; weil die strengen Ybungen vornemlig das waren, was diese Gemeinschaft anzupreisen schien: endlig musten auch manche Manichäer heißen blos ihres strengen Lebens halber. Das beste war bei den drohenden Gesezen Theodofii, daß sie nicht so eifrig volzogen wurden: es ist aber auch dis kein Zeichen einer weisen Herschaft, daß Geseze gehäufet, wiederholet, verändert
beizulegen, die man verhast machen wolte; das Gesez wieder sie verordnete: daß die, so nur im Geringsten auf der Spur solcher Käzerei betroffen würden, ohne Vergebung den Tod leiden solten; daß man zu dem Ende Inquisitores oder Glaubensrichter, auch Angeber und Kläger bestellen solte; daß die, so das Osterfest nicht auf dem von der Kirche festgesezten Tage feireten, auf gleiche Weise solten aufgesucht und bestrafet werden. Bei solchen Verfolgungen, die nicht nur wegen unerhebliger Dinge, sondern auch, die gegen angeblige Manichäer verhenget wurden, ward viele Gewalt an redligen Leuten verübet: indem die geheimen gnostischen Lehren von den Ausflüssen der Geister und ihrer Rükkehr in die obere Welt durch Kampf und Reinigung bei vielen mit einem tugendhaften Leben verbunden sein konten; wen gleich der ganze Zusammenhang solcher Meinungen irrig und erdichtet war: viele aber auch in Gemeinschaft stunden mit solchen, die dergleichen Meinungen hegten, ohne selbst hievon Einsicht zuhaben; weil die strengen Ybungen vornemlig das waren, was diese Gemeinschaft anzupreisen schien: endlig musten auch manche Manichäer heißen blos ihres strengen Lebens halber. Das beste war bei den drohenden Gesezen Theodofii, daß sie nicht so eifrig volzogen wurden: es ist aber auch dis kein Zeichen einer weisen Herschaft, daß Geseze gehäufet, wiederholet, verändert
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0104"n="92"/>
beizulegen, die man verhast machen wolte; das Gesez wieder sie verordnete: daß die, so nur im Geringsten auf der Spur solcher Käzerei betroffen würden, ohne Vergebung den Tod leiden solten; daß man zu dem Ende Inquisitores oder Glaubensrichter, auch Angeber und Kläger bestellen solte; daß die, so das Osterfest nicht auf dem von der Kirche festgesezten Tage feireten, auf gleiche Weise solten aufgesucht und bestrafet werden. Bei solchen Verfolgungen, die nicht nur wegen unerhebliger Dinge, sondern auch, die gegen angeblige Manichäer verhenget wurden, ward viele Gewalt an redligen Leuten verübet: indem die geheimen gnostischen Lehren von den Ausflüssen der Geister und ihrer Rükkehr in die obere Welt durch Kampf und Reinigung bei vielen mit einem tugendhaften Leben verbunden sein konten; wen gleich der ganze Zusammenhang solcher Meinungen irrig und erdichtet war: viele aber auch in Gemeinschaft stunden mit solchen, die dergleichen Meinungen hegten, ohne selbst hievon Einsicht zuhaben; weil die strengen Ybungen vornemlig das waren, was diese Gemeinschaft anzupreisen schien: endlig musten auch manche Manichäer heißen blos ihres strengen Lebens halber. Das beste war bei den drohenden Gesezen Theodofii, daß sie nicht so eifrig volzogen wurden: es ist aber auch dis kein Zeichen einer weisen Herschaft, daß Geseze gehäufet, wiederholet, verändert
</p></div></body></text></TEI>
[92/0104]
beizulegen, die man verhast machen wolte; das Gesez wieder sie verordnete: daß die, so nur im Geringsten auf der Spur solcher Käzerei betroffen würden, ohne Vergebung den Tod leiden solten; daß man zu dem Ende Inquisitores oder Glaubensrichter, auch Angeber und Kläger bestellen solte; daß die, so das Osterfest nicht auf dem von der Kirche festgesezten Tage feireten, auf gleiche Weise solten aufgesucht und bestrafet werden. Bei solchen Verfolgungen, die nicht nur wegen unerhebliger Dinge, sondern auch, die gegen angeblige Manichäer verhenget wurden, ward viele Gewalt an redligen Leuten verübet: indem die geheimen gnostischen Lehren von den Ausflüssen der Geister und ihrer Rükkehr in die obere Welt durch Kampf und Reinigung bei vielen mit einem tugendhaften Leben verbunden sein konten; wen gleich der ganze Zusammenhang solcher Meinungen irrig und erdichtet war: viele aber auch in Gemeinschaft stunden mit solchen, die dergleichen Meinungen hegten, ohne selbst hievon Einsicht zuhaben; weil die strengen Ybungen vornemlig das waren, was diese Gemeinschaft anzupreisen schien: endlig musten auch manche Manichäer heißen blos ihres strengen Lebens halber. Das beste war bei den drohenden Gesezen Theodofii, daß sie nicht so eifrig volzogen wurden: es ist aber auch dis kein Zeichen einer weisen Herschaft, daß Geseze gehäufet, wiederholet, verändert
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/104>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.