So unschuldig die Kurzweil des Aprilschickens scheine[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] artet sie doch nicht selten in faules Geschwätz und bedenkliche [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] schweifungen aus. Wüßte man alle Flüche, falsche Sch[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Schlägereien und Bosheiten, welche aus diesen Possen sch[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der Welt seit so vielen Jahrhunderten entstanden sind: man w[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sie nicht für unerhebliche Kleinigkeiten halten. Ein Bild von[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sern übrigen Thorheiten! Sie schleichen sich. wie ein Zeitvertr[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] wie eine unschuldige Lust und poßirliche Klemigkeit bei uns e[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] arten aber nicht selten in beweinenswürdige Auftritte aus. W[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ist unschuldiger als die Mode, dem ersten Anblicke nach? A[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] werde nicht ihr Sklave, sonst schicket sie dich zum April. M[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] cher Diebstal und manche Unzucht wurde begangen, um n[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] der neueste Mode fröhnen zu können. Vernunft muß bei alle[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Handlungen den Zügel führen, oder die Thorheiten gehen m[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] uns durch.
Ewiger Gott! Laß mich unter deiner Leitung alle Vorurtheil[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ablegen! Sie mögen blos dem Pöbel, oder auch der feinern Wel[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] eigen seyn: ich habe etwas wichtigers zu thun, als zu tändeln.[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Der angefangene Monat hat mir schon so viel erneute Gnade und Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht übersehen kan. Und wie viele entzückende Scenen versprechen mir noch Gärten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem Ruhme lebendiger: aber die Menschen werden die es auch? Jn allen Adern der Thiere und Pflanzen ergiesset sich jetzt neues Leben und Kraft. Lämmer hüpfen, Vögel locken, Blumen duften und Knospen schwellen auf: aber ach! was thun die mit Verstand be- gabten Herren des Erdbodens? -- Sie schicken einer den andern zum April, oder vielmehr sich selbst! Sie suchen Glück, wo das Elend nistet. Allweiser! mache mich klüger; es ist ja genug, daß meine Phantasei im Schlafe gaukelt: solte sie es auch wachend thun? O! daß ich diesen Monat klüger und frömmer beschlösse, als ich ihn heute anfieng!
Der
Der 1te April
So unſchuldig die Kurzweil des Aprilſchickens ſcheine[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] artet ſie doch nicht ſelten in faules Geſchwaͤtz und bedenkliche [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſchweifungen aus. Wuͤßte man alle Fluͤche, falſche Sch[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Schlaͤgereien und Bosheiten, welche aus dieſen Poſſen ſch[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der Welt ſeit ſo vielen Jahrhunderten entſtanden ſind: man w[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſie nicht fuͤr unerhebliche Kleinigkeiten halten. Ein Bild von[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſern uͤbrigen Thorheiten! Sie ſchleichen ſich. wie ein Zeitvertr[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] wie eine unſchuldige Luſt und poßirliche Klemigkeit bei uns e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] arten aber nicht ſelten in beweinenswuͤrdige Auftritte aus. W[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] iſt unſchuldiger als die Mode, dem erſten Anblicke nach? A[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] werde nicht ihr Sklave, ſonſt ſchicket ſie dich zum April. M[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] cher Diebſtal und manche Unzucht wurde begangen, um n[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] der neueſte Mode froͤhnen zu koͤnnen. Vernunft muß bei alle[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Handlungen den Zuͤgel fuͤhren, oder die Thorheiten gehen m[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] uns durch.
Ewiger Gott! Laß mich unter deiner Leitung alle Vorurtheil[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ablegen! Sie moͤgen blos dem Poͤbel, oder auch der feinern Wel[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] eigen ſeyn: ich habe etwas wichtigers zu thun, als zu taͤndeln.[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Der angefangene Monat hat mir ſchon ſo viel erneute Gnade und Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht uͤberſehen kan. Und wie viele entzuͤckende Scenen verſprechen mir noch Gaͤrten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem Ruhme lebendiger: aber die Menſchen werden die es auch? Jn allen Adern der Thiere und Pflanzen ergieſſet ſich jetzt neues Leben und Kraft. Laͤmmer huͤpfen, Voͤgel locken, Blumen duften und Knoſpen ſchwellen auf: aber ach! was thun die mit Verſtand be- gabten Herren des Erdbodens? — Sie ſchicken einer den andern zum April, oder vielmehr ſich ſelbſt! Sie ſuchen Gluͤck, wo das Elend niſtet. Allweiſer! mache mich kluͤger; es iſt ja genug, daß meine Phantaſei im Schlafe gaukelt: ſolte ſie es auch wachend thun? O! daß ich dieſen Monat kluͤger und froͤmmer beſchloͤſſe, als ich ihn heute anfieng!
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0229"n="192[222]"/><fwplace="top"type="header">Der 1<hirendition="#sup">te</hi> April</fw><lb/><p>So unſchuldig die Kurzweil des Aprilſchickens ſcheine<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
artet ſie doch nicht ſelten in faules Geſchwaͤtz und bedenkliche <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſchweifungen aus. Wuͤßte man alle Fluͤche, falſche Sch<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Schlaͤgereien und Bosheiten, welche aus dieſen Poſſen ſch<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
der Welt ſeit ſo vielen Jahrhunderten entſtanden ſind: man w<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſie nicht fuͤr unerhebliche Kleinigkeiten halten. Ein Bild von<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſern uͤbrigen Thorheiten! Sie ſchleichen ſich. wie ein Zeitvertr<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
wie eine unſchuldige Luſt und poßirliche Klemigkeit bei uns e<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
arten aber nicht ſelten in beweinenswuͤrdige Auftritte aus. W<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
iſt unſchuldiger als die Mode, dem erſten Anblicke nach? A<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
werde nicht ihr Sklave, ſonſt ſchicket ſie dich zum April. M<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
cher Diebſtal und manche Unzucht wurde begangen, um n<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
der neueſte Mode froͤhnen zu koͤnnen. Vernunft muß bei alle<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Handlungen den Zuͤgel fuͤhren, oder die Thorheiten gehen m<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
uns durch.</p><lb/><p>Ewiger Gott! Laß mich unter deiner Leitung alle Vorurtheil<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ablegen! Sie moͤgen blos dem Poͤbel, oder auch der feinern Wel<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
eigen ſeyn: ich habe etwas wichtigers zu thun, als zu taͤndeln.<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Der angefangene Monat hat mir ſchon ſo viel erneute Gnade und<lb/>
Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht<lb/>
uͤberſehen kan. Und wie viele entzuͤckende Scenen verſprechen<lb/>
mir noch Gaͤrten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem<lb/>
Ruhme lebendiger: aber die Menſchen werden die es auch? Jn<lb/>
allen Adern der Thiere und Pflanzen ergieſſet ſich jetzt neues Leben<lb/>
und Kraft. Laͤmmer huͤpfen, Voͤgel locken, Blumen duften und<lb/>
Knoſpen ſchwellen auf: aber ach! was thun die mit Verſtand be-<lb/>
gabten Herren des Erdbodens? — Sie ſchicken einer den andern<lb/>
zum April, oder vielmehr ſich ſelbſt! Sie ſuchen Gluͤck, wo das<lb/>
Elend niſtet. Allweiſer! mache mich kluͤger; es iſt ja genug, daß<lb/>
meine Phantaſei im Schlafe gaukelt: ſolte ſie es auch wachend<lb/>
thun? O! daß ich dieſen Monat kluͤger und froͤmmer beſchloͤſſe,<lb/>
als ich ihn heute anfieng!</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[192[222]/0229]
Der 1te April
So unſchuldig die Kurzweil des Aprilſchickens ſcheine_
artet ſie doch nicht ſelten in faules Geſchwaͤtz und bedenkliche _
ſchweifungen aus. Wuͤßte man alle Fluͤche, falſche Sch_
Schlaͤgereien und Bosheiten, welche aus dieſen Poſſen ſch_
der Welt ſeit ſo vielen Jahrhunderten entſtanden ſind: man w_
ſie nicht fuͤr unerhebliche Kleinigkeiten halten. Ein Bild von_
ſern uͤbrigen Thorheiten! Sie ſchleichen ſich. wie ein Zeitvertr_
wie eine unſchuldige Luſt und poßirliche Klemigkeit bei uns e_
arten aber nicht ſelten in beweinenswuͤrdige Auftritte aus. W_
iſt unſchuldiger als die Mode, dem erſten Anblicke nach? A_
werde nicht ihr Sklave, ſonſt ſchicket ſie dich zum April. M_
cher Diebſtal und manche Unzucht wurde begangen, um n_
der neueſte Mode froͤhnen zu koͤnnen. Vernunft muß bei alle_
Handlungen den Zuͤgel fuͤhren, oder die Thorheiten gehen m_
uns durch.
Ewiger Gott! Laß mich unter deiner Leitung alle Vorurtheil_
ablegen! Sie moͤgen blos dem Poͤbel, oder auch der feinern Wel_
eigen ſeyn: ich habe etwas wichtigers zu thun, als zu taͤndeln._
Der angefangene Monat hat mir ſchon ſo viel erneute Gnade und
Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht
uͤberſehen kan. Und wie viele entzuͤckende Scenen verſprechen
mir noch Gaͤrten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem
Ruhme lebendiger: aber die Menſchen werden die es auch? Jn
allen Adern der Thiere und Pflanzen ergieſſet ſich jetzt neues Leben
und Kraft. Laͤmmer huͤpfen, Voͤgel locken, Blumen duften und
Knoſpen ſchwellen auf: aber ach! was thun die mit Verſtand be-
gabten Herren des Erdbodens? — Sie ſchicken einer den andern
zum April, oder vielmehr ſich ſelbſt! Sie ſuchen Gluͤck, wo das
Elend niſtet. Allweiſer! mache mich kluͤger; es iſt ja genug, daß
meine Phantaſei im Schlafe gaukelt: ſolte ſie es auch wachend
thun? O! daß ich dieſen Monat kluͤger und froͤmmer beſchloͤſſe,
als ich ihn heute anfieng!
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 192[222]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/229>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.