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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 1te April

So unschuldig die Kurzweil des Aprilschickens scheine[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
artet sie doch nicht selten in faules Geschwätz und bedenkliche [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
schweifungen aus. Wüßte man alle Flüche, falsche Sch[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Schlägereien und Bosheiten, welche aus diesen Possen sch[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
der Welt seit so vielen Jahrhunderten entstanden sind: man w[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
sie nicht für unerhebliche Kleinigkeiten halten. Ein Bild von[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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uns durch.

Ewiger Gott! Laß mich unter deiner Leitung alle Vorurtheil[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ablegen! Sie mögen blos dem Pöbel, oder auch der feinern Wel[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
eigen seyn: ich habe etwas wichtigers zu thun, als zu tändeln.[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Der angefangene Monat hat mir schon so viel erneute Gnade und
Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht
übersehen kan. Und wie viele entzückende Scenen versprechen
mir noch Gärten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem
Ruhme lebendiger: aber die Menschen werden die es auch? Jn
allen Adern der Thiere und Pflanzen ergiesset sich jetzt neues Leben
und Kraft. Lämmer hüpfen, Vögel locken, Blumen duften und
Knospen schwellen auf: aber ach! was thun die mit Verstand be-
gabten Herren des Erdbodens? -- Sie schicken einer den andern
zum April, oder vielmehr sich selbst! Sie suchen Glück, wo das
Elend nistet. Allweiser! mache mich klüger; es ist ja genug, daß
meine Phantasei im Schlafe gaukelt: solte sie es auch wachend
thun? O! daß ich diesen Monat klüger und frömmer beschlösse,
als ich ihn heute anfieng!

Der
Der 1te April

So unſchuldig die Kurzweil des Aprilſchickens ſcheine[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
artet ſie doch nicht ſelten in faules Geſchwaͤtz und bedenkliche [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht
uͤberſehen kan. Und wie viele entzuͤckende Scenen verſprechen
mir noch Gaͤrten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem
Ruhme lebendiger: aber die Menſchen werden die es auch? Jn
allen Adern der Thiere und Pflanzen ergieſſet ſich jetzt neues Leben
und Kraft. Laͤmmer huͤpfen, Voͤgel locken, Blumen duften und
Knoſpen ſchwellen auf: aber ach! was thun die mit Verſtand be-
gabten Herren des Erdbodens? — Sie ſchicken einer den andern
zum April, oder vielmehr ſich ſelbſt! Sie ſuchen Gluͤck, wo das
Elend niſtet. Allweiſer! mache mich kluͤger; es iſt ja genug, daß
meine Phantaſei im Schlafe gaukelt: ſolte ſie es auch wachend
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als ich ihn heute anfieng!

Der
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[192[222]/0229] Der 1te April So unſchuldig die Kurzweil des Aprilſchickens ſcheine_ artet ſie doch nicht ſelten in faules Geſchwaͤtz und bedenkliche _ ſchweifungen aus. Wuͤßte man alle Fluͤche, falſche Sch_ Schlaͤgereien und Bosheiten, welche aus dieſen Poſſen ſch_ der Welt ſeit ſo vielen Jahrhunderten entſtanden ſind: man w_ ſie nicht fuͤr unerhebliche Kleinigkeiten halten. Ein Bild von_ ſern uͤbrigen Thorheiten! Sie ſchleichen ſich. wie ein Zeitvertr_ wie eine unſchuldige Luſt und poßirliche Klemigkeit bei uns e_ arten aber nicht ſelten in beweinenswuͤrdige Auftritte aus. W_ iſt unſchuldiger als die Mode, dem erſten Anblicke nach? A_ werde nicht ihr Sklave, ſonſt ſchicket ſie dich zum April. M_ cher Diebſtal und manche Unzucht wurde begangen, um n_ der neueſte Mode froͤhnen zu koͤnnen. Vernunft muß bei alle_ Handlungen den Zuͤgel fuͤhren, oder die Thorheiten gehen m_ uns durch. Ewiger Gott! Laß mich unter deiner Leitung alle Vorurtheil_ ablegen! Sie moͤgen blos dem Poͤbel, oder auch der feinern Wel_ eigen ſeyn: ich habe etwas wichtigers zu thun, als zu taͤndeln._ Der angefangene Monat hat mir ſchon ſo viel erneute Gnade und Treue von dir mitgebracht, daß ich den Reichthum davon nicht uͤberſehen kan. Und wie viele entzuͤckende Scenen verſprechen mir noch Gaͤrten, Felder und Haine! Schon wird alles zu deinem Ruhme lebendiger: aber die Menſchen werden die es auch? Jn allen Adern der Thiere und Pflanzen ergieſſet ſich jetzt neues Leben und Kraft. Laͤmmer huͤpfen, Voͤgel locken, Blumen duften und Knoſpen ſchwellen auf: aber ach! was thun die mit Verſtand be- gabten Herren des Erdbodens? — Sie ſchicken einer den andern zum April, oder vielmehr ſich ſelbſt! Sie ſuchen Gluͤck, wo das Elend niſtet. Allweiſer! mache mich kluͤger; es iſt ja genug, daß meine Phantaſei im Schlafe gaukelt: ſolte ſie es auch wachend thun? O! daß ich dieſen Monat kluͤger und froͤmmer beſchloͤſſe, als ich ihn heute anfieng! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 192[222]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/229>, abgerufen am 21.11.2024.