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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 16te März.
Anklopfen. Er fängt ein Gebet an, und die Kraft Gott[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
es ihm vollenden. Ein Alpengebürge von Sünden versi[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Meer der göttlichen Liebe: der Himmel jauchzet und fast [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
die Hölle -- beten.

Selig, wer dir ähnlich ist! Aber wo ist der Fromme [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
seinem Bruder siebzigmal einen und denselben Fehler verg[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
O! laßt uns niederfallen und die Majestät anbeten, welche [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Knechten millionenmal den verwürkten Hochverrath verg[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
hat. Wie oft reichte ich nicht aus Angst meinem Gotte[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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nige anbot! Mein Schöpfer und Herr in Ewigkeit erwartet [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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gebornen Sohnes. Noch ehe ich tugendhaft bin; wenn ich n[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
herzlich bekennen will: so vergibt er mir schon die Missethat, u[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wäre sie grösser als Davids Sünde, welche Nathan ihm vorhie[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Erhebe ich etwa seine Langmut und Güte zu hoch? Gott zu hoch [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Nein! ich rede es seinen Worten nach. Und ist diese Eigenschaf[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nicht göttlicher, als wenn ein betender Bußfertiger zur Hölle ver-
stossen würde, weil er etliche mal zu viel oder einige Monate zu
lange gesündiget hätte? Wer darf zu dem Blut und zu den Für-
bitten Jesu sagen: bis hieher! O! so vergib mir denn alle meine
Schulden, wie ich vergeben solte meinen Schuldigern!

Ja, du verzeihest dem,
Dem seine Sünden kränken.
Du liebst Barmherzigkeit
Und wirst auch mir sie schenken!
Auch diese Nacht bist du
Der Wächter über mir:
Leb ich, so leb ich dir,
Sterb ich, so sterb ich dir!
Der

Der 16te Maͤrz.
Anklopfen. Er faͤngt ein Gebet an, und die Kraft Gott[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
es ihm vollenden. Ein Alpengebuͤrge von Suͤnden verſi[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Meer der goͤttlichen Liebe: der Himmel jauchzet und faſt [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
die Hoͤlle — beten.

Selig, wer dir aͤhnlich iſt! Aber wo iſt der Fromme [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ſeinem Bruder ſiebzigmal einen und denſelben Fehler verg[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
O! laßt uns niederfallen und die Majeſtaͤt anbeten, welche [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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hat. Wie oft reichte ich nicht aus Angſt meinem Gotte[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Hand, und entzog ſie ihm ſpoͤttiſch wieder, wann er mir die[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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meine Einwilligung, ſo ſchenket er mir das Verdienſt ſeine e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
gebornen Sohnes. Noch ehe ich tugendhaft bin; wenn ich n[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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nicht goͤttlicher, als wenn ein betender Bußfertiger zur Hoͤlle ver-
ſtoſſen wuͤrde, weil er etliche mal zu viel oder einige Monate zu
lange geſuͤndiget haͤtte? Wer darf zu dem Blut und zu den Fuͤr-
bitten Jeſu ſagen: bis hieher! O! ſo vergib mir denn alle meine
Schulden, wie ich vergeben ſolte meinen Schuldigern!

Ja, du verzeiheſt dem,
Dem ſeine Suͤnden kraͤnken.
Du liebſt Barmherzigkeit
Und wirſt auch mir ſie ſchenken!
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[158[188]/0195] Der 16te Maͤrz. Anklopfen. Er faͤngt ein Gebet an, und die Kraft Gott_ es ihm vollenden. Ein Alpengebuͤrge von Suͤnden verſi_ Meer der goͤttlichen Liebe: der Himmel jauchzet und faſt _ die Hoͤlle — beten. Selig, wer dir aͤhnlich iſt! Aber wo iſt der Fromme _ ſeinem Bruder ſiebzigmal einen und denſelben Fehler verg_ O! laßt uns niederfallen und die Majeſtaͤt anbeten, welche _ Knechten millionenmal den verwuͤrkten Hochverrath verg_ hat. Wie oft reichte ich nicht aus Angſt meinem Gotte_ Hand, und entzog ſie ihm ſpoͤttiſch wieder, wann er mir die_ nige anbot! Mein Schoͤpfer und Herr in Ewigkeit erwartet _ meine Einwilligung, ſo ſchenket er mir das Verdienſt ſeine e_ gebornen Sohnes. Noch ehe ich tugendhaft bin; wenn ich n_ herzlich bekennen will: ſo vergibt er mir ſchon die Miſſethat, u_ waͤre ſie groͤſſer als Davids Suͤnde, welche Nathan ihm vorhie_ Erhebe ich etwa ſeine Langmut und Guͤte zu hoch? Gott zu hoch _ Nein! ich rede es ſeinen Worten nach. Und iſt dieſe Eigenſchaf_ nicht goͤttlicher, als wenn ein betender Bußfertiger zur Hoͤlle ver- ſtoſſen wuͤrde, weil er etliche mal zu viel oder einige Monate zu lange geſuͤndiget haͤtte? Wer darf zu dem Blut und zu den Fuͤr- bitten Jeſu ſagen: bis hieher! O! ſo vergib mir denn alle meine Schulden, wie ich vergeben ſolte meinen Schuldigern! Ja, du verzeiheſt dem, Dem ſeine Suͤnden kraͤnken. Du liebſt Barmherzigkeit Und wirſt auch mir ſie ſchenken! Auch dieſe Nacht biſt du Der Waͤchter uͤber mir: Leb ich, ſo leb ich dir, Sterb ich, ſo ſterb ich dir! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 158[188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/195>, abgerufen am 03.12.2024.