wäre zu kraftlos dazu. Hätte ich alle meine vergoßne T[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sammeln können, wie Gott sie gesamlet, und mir, zur kün[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Freude oder Schmach aufbehalten hat: welch ein grosses [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] derselben! In diesen Trauerkelch wolte ich dann und wann, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] gen Himmel gehabnen Blicken, eine Freudenthräne fallen l[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] daß der gütige Gott bis hieher geholfen hat!
Aber meine Gebete nach Errettung müßten doch auch [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] diesem vollen Kelche in genauer Verhältniß stehen! Jedoch [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] meisten Zähren vergoß ich ja, als ich noch nicht beten konte! [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] fern nicht das Geschrei unschuldiger Kinder ein erhörlicher Ge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ist, als das ungestüme Angstgebet ungeduldiger Erwachsn[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Welch ein Barbar wird nicht im Kriege durch die Thränen ein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] unter seinem Schwerdte jammernden Kindes, oder auch wenn [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ihm anlächelt, erweicht? Du hast also, grundgütiger Vate[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] meine Bitten und Klagen schon verstanden, als ich sie selber no[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] nicht verstand. Ich Säugling weinte: meine Freunde solte[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] beten und du erhörtest! Erwachsen rief ich, bei Schmerz und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Krankheit, um Hülfe: und du erhörtest mich! O so erhör mich denn auch jetzt, du hülfreicher Erhalter! Verzeih mir Unbeson- nenen, daß ich so selten dankbar gewesen bin, für alle die tausend- fachen Erweise deiner gnädigen Erbarmung, welche mich von der Wiege an bis hieher, wie ein Schatten dem Körper, unauf- hörlich begleiteten. Solte ich dir erst in der seligen Ewigkeit dis schuldige Opfer bringen? O! da werde ich wichtigern Stoff zu Lobliedern haben, wann ich erst von deinen mir jetzt unbekanten Wohlthaten, von deinen Errettungen, von den Schmerzen mei- ner letzten Krankheit, und vom Siege, den mein Heiland mir über Tod und Hölle verschaft hat, mit verklärten Lippen reden kan! Wohl mir! der Gott, der aus so vielen Schmerzen und Uebeln errettet hat, wird mir auch ferner, und also auch diese Nacht, zu seinem Ruhm, aushelfen!
Der
Der 13te Maͤrz.
waͤre zu kraftlos dazu. Haͤtte ich alle meine vergoßne T[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſammeln koͤnnen, wie Gott ſie geſamlet, und mir, zur kuͤn[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Freude oder Schmach aufbehalten hat: welch ein groſſes [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] derſelben! In dieſen Trauerkelch wolte ich dann und wann, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] gen Himmel gehabnen Blicken, eine Freudenthraͤne fallen l[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] daß der guͤtige Gott bis hieher geholfen hat!
Aber meine Gebete nach Errettung muͤßten doch auch [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] dieſem vollen Kelche in genauer Verhaͤltniß ſtehen! Jedoch [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] meiſten Zaͤhren vergoß ich ja, als ich noch nicht beten konte! [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] fern nicht das Geſchrei unſchuldiger Kinder ein erhoͤrlicher Ge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] iſt, als das ungeſtuͤme Angſtgebet ungeduldiger Erwachsn[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Welch ein Barbar wird nicht im Kriege durch die Thraͤnen ein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] unter ſeinem Schwerdte jammernden Kindes, oder auch wenn [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ihm anlaͤchelt, erweicht? Du haſt alſo, grundguͤtiger Vate[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] meine Bitten und Klagen ſchon verſtanden, als ich ſie ſelber no[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] nicht verſtand. Ich Saͤugling weinte: meine Freunde ſolte[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] beten und du erhoͤrteſt! Erwachſen rief ich, bei Schmerz und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Krankheit, um Huͤlfe: und du erhoͤrteſt mich! O ſo erhoͤr mich denn auch jetzt, du huͤlfreicher Erhalter! Verzeih mir Unbeſon- nenen, daß ich ſo ſelten dankbar geweſen bin, fuͤr alle die tauſend- fachen Erweiſe deiner gnaͤdigen Erbarmung, welche mich von der Wiege an bis hieher, wie ein Schatten dem Koͤrper, unauf- hoͤrlich begleiteten. Solte ich dir erſt in der ſeligen Ewigkeit dis ſchuldige Opfer bringen? O! da werde ich wichtigern Stoff zu Lobliedern haben, wann ich erſt von deinen mir jetzt unbekanten Wohlthaten, von deinen Errettungen, von den Schmerzen mei- ner letzten Krankheit, und vom Siege, den mein Heiland mir uͤber Tod und Hoͤlle verſchaft hat, mit verklaͤrten Lippen reden kan! Wohl mir! der Gott, der aus ſo vielen Schmerzen und Uebeln errettet hat, wird mir auch ferner, und alſo auch dieſe Nacht, zu ſeinem Ruhm, aushelfen!
Der
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[152[182]/0189]
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 152[182]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/189>, abgerufen am 16.07.2024.
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