Jbr, die ihr Christi Namen nenut, Gebt unserm Gott die Ehre! Jhr, die ihr Gottes Macht bekennt, Gebt unserm Gott die Ehre! Die falschen Götzen macht zu Spott: Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott. Gebt unserm Gott die Ehre!
Es ist kein Geschöpf, weder im Himmel noch auf Erden, das nicht Ursachen hätte, seinem Erhalter und Wohlthäter zu danken. Jndessen sind die Reizungen, Gott zu loben, doch stuf- fenweise sehr verschieden. Schon unter den Menschen findet im- mer ein höherer Grad dieser Verbindlichkeit statt; und es ist eine nützliche Untersuchung: zu welcher Klasse der Dankenden wir ei- gentlich gehören. Hier ist es Pflicht, sich nicht zu niedrig zu setzen, sondern seine Vorzüge, folglich seine Reizungen zum Lobe Gottes genau zu kennen. Der arme Grönländer, welcher jetzt fast nichts als Eisgebürge sieht, und sich freuet, wenn er nur Minuten lang den Rand der Sonne erblicken kan; der Mohr, welchet nackend auf brennenden Sand tritt, und nichts als ver- sengte Felder und wilde hungrige Thiere sieht: haben diese meine Stiefbrüder wol, bei ihrer einfachen kümmerlichen Kost, so viel Anlaß Gott zu danken, als ich, der dankende Christ? Je- der Blick zeiget mir meinen versöhnten Vater! Wären jene Völ- ker in meiner Stelle, und hätten sie Geschmack und Einsichten genug: sie dünckten sich Könige zu seyn.
O! ihr meine Glaubensbrüder, die ihr es wißt, daß Gott aus Liebe der Welt seinen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn gläuben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben: wollen wir Christen diesen Gott nicht laut verherrlichen, so hat der ganze Erdkreis recht, stumm zu seyn! Der Heide kennet das höchste Wesen nur nach Rätzeln und dunkeln Fabeln. Der Jude
hat
Der 6te Februar.
Jbr, die ihr Chriſti Namen nenut, Gebt unſerm Gott die Ehre! Jhr, die ihr Gottes Macht bekennt, Gebt unſerm Gott die Ehre! Die falſchen Goͤtzen macht zu Spott: Der Herr iſt Gott, der Herr iſt Gott. Gebt unſerm Gott die Ehre!
Es iſt kein Geſchoͤpf, weder im Himmel noch auf Erden, das nicht Urſachen haͤtte, ſeinem Erhalter und Wohlthaͤter zu danken. Jndeſſen ſind die Reizungen, Gott zu loben, doch ſtuf- fenweiſe ſehr verſchieden. Schon unter den Menſchen findet im- mer ein hoͤherer Grad dieſer Verbindlichkeit ſtatt; und es iſt eine nuͤtzliche Unterſuchung: zu welcher Klaſſe der Dankenden wir ei- gentlich gehoͤren. Hier iſt es Pflicht, ſich nicht zu niedrig zu ſetzen, ſondern ſeine Vorzuͤge, folglich ſeine Reizungen zum Lobe Gottes genau zu kennen. Der arme Groͤnlaͤnder, welcher jetzt faſt nichts als Eisgebuͤrge ſieht, und ſich freuet, wenn er nur Minuten lang den Rand der Sonne erblicken kan; der Mohr, welchet nackend auf brennenden Sand tritt, und nichts als ver- ſengte Felder und wilde hungrige Thiere ſieht: haben dieſe meine Stiefbruͤder wol, bei ihrer einfachen kuͤmmerlichen Koſt, ſo viel Anlaß Gott zu danken, als ich, der dankende Chriſt? Je- der Blick zeiget mir meinen verſoͤhnten Vater! Waͤren jene Voͤl- ker in meiner Stelle, und haͤtten ſie Geſchmack und Einſichten genug: ſie duͤnckten ſich Koͤnige zu ſeyn.
O! ihr meine Glaubensbruͤder, die ihr es wißt, daß Gott aus Liebe der Welt ſeinen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glaͤuben, nicht verloren werden, ſondern das ewige Leben haben: wollen wir Chriſten dieſen Gott nicht laut verherrlichen, ſo hat der ganze Erdkreis recht, ſtumm zu ſeyn! Der Heide kennet das hoͤchſte Weſen nur nach Raͤtzeln und dunkeln Fabeln. Der Jude
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[77[107]/0114]
Der 6te Februar.
Jbr, die ihr Chriſti Namen nenut,
Gebt unſerm Gott die Ehre!
Jhr, die ihr Gottes Macht bekennt,
Gebt unſerm Gott die Ehre!
Die falſchen Goͤtzen macht zu Spott:
Der Herr iſt Gott, der Herr iſt Gott.
Gebt unſerm Gott die Ehre!
Es iſt kein Geſchoͤpf, weder im Himmel noch auf Erden, das
nicht Urſachen haͤtte, ſeinem Erhalter und Wohlthaͤter zu
danken. Jndeſſen ſind die Reizungen, Gott zu loben, doch ſtuf-
fenweiſe ſehr verſchieden. Schon unter den Menſchen findet im-
mer ein hoͤherer Grad dieſer Verbindlichkeit ſtatt; und es iſt eine
nuͤtzliche Unterſuchung: zu welcher Klaſſe der Dankenden wir ei-
gentlich gehoͤren. Hier iſt es Pflicht, ſich nicht zu niedrig zu
ſetzen, ſondern ſeine Vorzuͤge, folglich ſeine Reizungen zum Lobe
Gottes genau zu kennen. Der arme Groͤnlaͤnder, welcher jetzt
faſt nichts als Eisgebuͤrge ſieht, und ſich freuet, wenn er nur
Minuten lang den Rand der Sonne erblicken kan; der Mohr,
welchet nackend auf brennenden Sand tritt, und nichts als ver-
ſengte Felder und wilde hungrige Thiere ſieht: haben dieſe meine
Stiefbruͤder wol, bei ihrer einfachen kuͤmmerlichen Koſt, ſo viel
Anlaß Gott zu danken, als ich, der dankende Chriſt? Je-
der Blick zeiget mir meinen verſoͤhnten Vater! Waͤren jene Voͤl-
ker in meiner Stelle, und haͤtten ſie Geſchmack und Einſichten
genug: ſie duͤnckten ſich Koͤnige zu ſeyn.
O! ihr meine Glaubensbruͤder, die ihr es wißt, daß Gott
aus Liebe der Welt ſeinen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn
glaͤuben, nicht verloren werden, ſondern das ewige Leben haben:
wollen wir Chriſten dieſen Gott nicht laut verherrlichen, ſo hat der
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 77[107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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