Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.Der 2te Januar. uns unbekante Veranlassung einen gröbern und sichtbaren Kör[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]annähmen, und unsern Sinnen merklich würden. Ob dis ab[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] jemals geschah, wollen wir denen gewissenhaft zu beantwort[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] überlassen, welche sie gesehen und gehört haben wollen. M[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] zwinge uns nur seine Erfahrung nicht als Glaubenssachen au[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] wir wollen dagegen bescheiden seyn, und nicht gerade zu verspotte[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] was wir nicht begreifen. Zweifeln aber müssen wir in einer so u[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] wahrscheinlichen Sache, bis wir selbst ohne Betrug etwas höre[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] und sehen, was alle Kräfte der sichtbaren Geschöpfe übersteigt. Da kein Ding so unbedeutend ist, welches nicht Anlaß z[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Nichts soll mir furchtbar seyn, als dein Zorn, o Gott! Und Der
Der 2te Januar. uns unbekante Veranlaſſung einen groͤbern und ſichtbaren Koͤr[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]annaͤhmen, und unſern Sinnen merklich wuͤrden. Ob dis ab[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] jemals geſchah, wollen wir denen gewiſſenhaft zu beantwort[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] uͤberlaſſen, welche ſie geſehen und gehoͤrt haben wollen. M[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] zwinge uns nur ſeine Erfahrung nicht als Glaubensſachen au[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] wir wollen dagegen beſcheiden ſeyn, und nicht gerade zu verſpotte[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] was wir nicht begreifen. Zweifeln aber muͤſſen wir in einer ſo u[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] wahrſcheinlichen Sache, bis wir ſelbſt ohne Betrug etwas hoͤre[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] und ſehen, was alle Kraͤfte der ſichtbaren Geſchoͤpfe uͤberſteigt. Da kein Ding ſo unbedeutend iſt, welches nicht Anlaß z[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Nichts ſoll mir furchtbar ſeyn, als dein Zorn, o Gott! Und Der
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Der 2te Januar.
uns unbekante Veranlaſſung einen groͤbern und ſichtbaren Koͤr_
annaͤhmen, und unſern Sinnen merklich wuͤrden. Ob dis ab_
jemals geſchah, wollen wir denen gewiſſenhaft zu beantwort_
uͤberlaſſen, welche ſie geſehen und gehoͤrt haben wollen. M_
zwinge uns nur ſeine Erfahrung nicht als Glaubensſachen au_
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was wir nicht begreifen. Zweifeln aber muͤſſen wir in einer ſo u_
wahrſcheinlichen Sache, bis wir ſelbſt ohne Betrug etwas hoͤre_
und ſehen, was alle Kraͤfte der ſichtbaren Geſchoͤpfe uͤberſteigt.
Da kein Ding ſo unbedeutend iſt, welches nicht Anlaß z_
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Theil meiner Plagen iſt ein Geſpenſt, das ich mir ſelber in de_
fuͤrchterlichſten Geſtalt erſchuf 2) Die Begriffe unſrer Kindheit_
ſind ſchwer zu tilgen. Mancher Vernuͤnftiger kan ſich zeitlebens
eines kleinen Schauders nicht erwehren, wenn er zur Mitternacht
an einſamen Orten geht. 3) Vorurtheile, weil ſie des Menſchen
Werk ſind, haben meiſtens mehr Staͤrke, als erwieſene Wahr-
heiten. 4) Man kan ſeine Einbildungskraft nicht genung bewa-
chen. Wie ſie in der Nacht Geſpenſter mahlt, ſo entwirft ſie bei
Tage reizende Bilder zur Suͤnde. 5) Der Menſch iſt ſo furcht-
ſam als trotzig. Er ſcherzt bei den Drohungen des Allerhoͤchſten,
und zittert, wenn des Nachts eine Thuͤre knarret. 6) Angſtge-
bete ſind nicht viel werth: das beweiſet der leichtſinnige Wandel
derer, welche im Mondſchein bei Erblickung ihres Schattens
ſchwitzen und beten. 7) Erſcheinungen waͤren heut zu Tage un-
nuͤtz; denn wir haben Moſen und die Propheten: ja was? wir
haben Jeſum und ſeine Apoſtel. Wer iſt wol durch vermeintlich
gehabte Erſcheinungen wahrhaftig fromm geworden? 8) Die
Gottſeligkeit vertreibt unnoͤthige Furcht. Wer ſich der Liebe Jeſu
und des Schutzes der Engel getroͤſten kan: was fraͤgt der nach
Geſpenſtern?
Nichts ſoll mir furchtbar ſeyn, als dein Zorn, o Gott! Und
nichts in der Nacht mir vor Augen kommen als deine Liebe. Du,
Allgegenwaͤrtiger! biſt bei mir: es waͤre Schande, wenn ich zit-
tern wolte. Jch will jetzt ruhig ſchlafen, denn ich bin ein erloͤſter
Chriſt.
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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