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Tieck, Ludwig: Des Lebens Überfluß. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–86. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bracht, oder überflüssige Messingkannen und Mörser oder kupferne Kessel in unsrer kleinen Wirthschaft umherständen, so wäre leicht Rath zu finden.

Ja wohl, sprach er mit übermüthigem Ton, wenn wir Millionärs wären, wie jener Siebenkäs, dann wäre es keine Kunst Holz anzuschaffen und selbst bessere Nahrung.

Sie sah im Ofen nach, in welchem Brod in Wasser kochte, um so das kärglichste Mittagsmahl herzustellen, welches dann mit einem Nachtische von weniger Butter beschlossen werden sollte. Während du, sagte Heinrich, die Aufsicht über unsre Küche führst und dem Koch die nöthigen Befehle ertheilst, werde ich mich zu meinen Studien niedersetzen. Wie gern schriebe ich wieder, wenn mir nicht Tinte, Papier und Feder völlig ausgegangen wären; ich möchte auch wieder einmal etwas lesen, was es auch sei, wenn ich nur noch ein Buch hätte.

Du mußt denken, Liebster, sagte Clara und sah schalkhaft zu ihm hinüber; die Gedanken sind dir hoffentlich noch nicht ausgegangen.

Liebste Ehefrau, erwiderte er, unsre Wirthschaft ist so weitläuftig und groß, daß sie wohl deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt; zerstreue dich ja nicht, damit nicht unsre ökonomischen Verhältnisse in Verwirrung gerathen. Und da ich mich jetzt in meine Bibliothek begebe, so laß mich vor jetzt in Ruhe; denn

bracht, oder überflüssige Messingkannen und Mörser oder kupferne Kessel in unsrer kleinen Wirthschaft umherständen, so wäre leicht Rath zu finden.

Ja wohl, sprach er mit übermüthigem Ton, wenn wir Millionärs wären, wie jener Siebenkäs, dann wäre es keine Kunst Holz anzuschaffen und selbst bessere Nahrung.

Sie sah im Ofen nach, in welchem Brod in Wasser kochte, um so das kärglichste Mittagsmahl herzustellen, welches dann mit einem Nachtische von weniger Butter beschlossen werden sollte. Während du, sagte Heinrich, die Aufsicht über unsre Küche führst und dem Koch die nöthigen Befehle ertheilst, werde ich mich zu meinen Studien niedersetzen. Wie gern schriebe ich wieder, wenn mir nicht Tinte, Papier und Feder völlig ausgegangen wären; ich möchte auch wieder einmal etwas lesen, was es auch sei, wenn ich nur noch ein Buch hätte.

Du mußt denken, Liebster, sagte Clara und sah schalkhaft zu ihm hinüber; die Gedanken sind dir hoffentlich noch nicht ausgegangen.

Liebste Ehefrau, erwiderte er, unsre Wirthschaft ist so weitläuftig und groß, daß sie wohl deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt; zerstreue dich ja nicht, damit nicht unsre ökonomischen Verhältnisse in Verwirrung gerathen. Und da ich mich jetzt in meine Bibliothek begebe, so laß mich vor jetzt in Ruhe; denn

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[0009] bracht, oder überflüssige Messingkannen und Mörser oder kupferne Kessel in unsrer kleinen Wirthschaft umherständen, so wäre leicht Rath zu finden. Ja wohl, sprach er mit übermüthigem Ton, wenn wir Millionärs wären, wie jener Siebenkäs, dann wäre es keine Kunst Holz anzuschaffen und selbst bessere Nahrung. Sie sah im Ofen nach, in welchem Brod in Wasser kochte, um so das kärglichste Mittagsmahl herzustellen, welches dann mit einem Nachtische von weniger Butter beschlossen werden sollte. Während du, sagte Heinrich, die Aufsicht über unsre Küche führst und dem Koch die nöthigen Befehle ertheilst, werde ich mich zu meinen Studien niedersetzen. Wie gern schriebe ich wieder, wenn mir nicht Tinte, Papier und Feder völlig ausgegangen wären; ich möchte auch wieder einmal etwas lesen, was es auch sei, wenn ich nur noch ein Buch hätte. Du mußt denken, Liebster, sagte Clara und sah schalkhaft zu ihm hinüber; die Gedanken sind dir hoffentlich noch nicht ausgegangen. Liebste Ehefrau, erwiderte er, unsre Wirthschaft ist so weitläuftig und groß, daß sie wohl deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt; zerstreue dich ja nicht, damit nicht unsre ökonomischen Verhältnisse in Verwirrung gerathen. Und da ich mich jetzt in meine Bibliothek begebe, so laß mich vor jetzt in Ruhe; denn

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:30:27Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:30:27Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Des Lebens Überfluß. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–86. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_ueberfluss_1910/9>, abgerufen am 20.04.2024.