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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Und darum wollen wir lieber aufhören,
sagte Rudolf, indem er aufstand; denn ich
gehöre seibst nicht zu den reinsten.

Die beiden Freunde gingen nun zurück;
der Abend hatte sich schon mit seinen dichte¬
sten Schatten über den Garten ausgestreckt,
und der Mond ging eben auf. Franz stand
sinnend am Fenster seines Zimmers, und
sah nach dem gegenüberliegenden Berge,
der mit Tannen und Eichen bewachsen war,
zu ihm hinauf schwebte der Mond, als wenn
er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte
im ersten funkelndgelben Lichte, der Strom
ging brausend dem Berge und dem Schlosse
vorüber, eine Mühle klapperte und saus'te
in der Ferne, und nun aus einem entlege¬
nen Fenster wieder die nächtlichen Hörner¬
töne, die dem Monde entgegengrüßten, und
drüben in der Einsamkeit des Bergwaldes
verhallten.

Und darum wollen wir lieber aufhören,
ſagte Rudolf, indem er aufſtand; denn ich
gehöre ſeibſt nicht zu den reinſten.

Die beiden Freunde gingen nun zurück;
der Abend hatte ſich ſchon mit ſeinen dichte¬
ſten Schatten über den Garten ausgeſtreckt,
und der Mond ging eben auf. Franz ſtand
ſinnend am Fenſter ſeines Zimmers, und
ſah nach dem gegenüberliegenden Berge,
der mit Tannen und Eichen bewachſen war,
zu ihm hinauf ſchwebte der Mond, als wenn
er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte
im erſten funkelndgelben Lichte, der Strom
ging brauſend dem Berge und dem Schloſſe
vorüber, eine Mühle klapperte und ſauſ'te
in der Ferne, und nun aus einem entlege¬
nen Fenſter wieder die nächtlichen Hörner¬
töne, die dem Monde entgegengrüßten, und
drüben in der Einſamkeit des Bergwaldes
verhallten.

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[88/0096] Und darum wollen wir lieber aufhören, ſagte Rudolf, indem er aufſtand; denn ich gehöre ſeibſt nicht zu den reinſten. Die beiden Freunde gingen nun zurück; der Abend hatte ſich ſchon mit ſeinen dichte¬ ſten Schatten über den Garten ausgeſtreckt, und der Mond ging eben auf. Franz ſtand ſinnend am Fenſter ſeines Zimmers, und ſah nach dem gegenüberliegenden Berge, der mit Tannen und Eichen bewachſen war, zu ihm hinauf ſchwebte der Mond, als wenn er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte im erſten funkelndgelben Lichte, der Strom ging brauſend dem Berge und dem Schloſſe vorüber, eine Mühle klapperte und ſauſ'te in der Ferne, und nun aus einem entlege¬ nen Fenſter wieder die nächtlichen Hörner¬ töne, die dem Monde entgegengrüßten, und drüben in der Einſamkeit des Bergwaldes verhallten.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/96>, abgerufen am 26.04.2024.