Und darum wollen wir lieber aufhören, sagte Rudolf, indem er aufstand; denn ich gehöre seibst nicht zu den reinsten.
Die beiden Freunde gingen nun zurück; der Abend hatte sich schon mit seinen dichte¬ sten Schatten über den Garten ausgestreckt, und der Mond ging eben auf. Franz stand sinnend am Fenster seines Zimmers, und sah nach dem gegenüberliegenden Berge, der mit Tannen und Eichen bewachsen war, zu ihm hinauf schwebte der Mond, als wenn er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte im ersten funkelndgelben Lichte, der Strom ging brausend dem Berge und dem Schlosse vorüber, eine Mühle klapperte und saus'te in der Ferne, und nun aus einem entlege¬ nen Fenster wieder die nächtlichen Hörner¬ töne, die dem Monde entgegengrüßten, und drüben in der Einsamkeit des Bergwaldes verhallten.
Und darum wollen wir lieber aufhören, ſagte Rudolf, indem er aufſtand; denn ich gehöre ſeibſt nicht zu den reinſten.
Die beiden Freunde gingen nun zurück; der Abend hatte ſich ſchon mit ſeinen dichte¬ ſten Schatten über den Garten ausgeſtreckt, und der Mond ging eben auf. Franz ſtand ſinnend am Fenſter ſeines Zimmers, und ſah nach dem gegenüberliegenden Berge, der mit Tannen und Eichen bewachſen war, zu ihm hinauf ſchwebte der Mond, als wenn er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte im erſten funkelndgelben Lichte, der Strom ging brauſend dem Berge und dem Schloſſe vorüber, eine Mühle klapperte und ſauſ'te in der Ferne, und nun aus einem entlege¬ nen Fenſter wieder die nächtlichen Hörner¬ töne, die dem Monde entgegengrüßten, und drüben in der Einſamkeit des Bergwaldes verhallten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0096"n="88"/><p>Und darum wollen wir lieber aufhören,<lb/>ſagte Rudolf, indem er aufſtand; denn ich<lb/>
gehöre ſeibſt nicht zu den reinſten.</p><lb/><p>Die beiden Freunde gingen nun zurück;<lb/>
der Abend hatte ſich ſchon mit ſeinen dichte¬<lb/>ſten Schatten über den Garten ausgeſtreckt,<lb/>
und der Mond ging eben auf. Franz ſtand<lb/>ſinnend am Fenſter ſeines Zimmers, und<lb/>ſah nach dem gegenüberliegenden Berge,<lb/>
der mit Tannen und Eichen bewachſen war,<lb/>
zu ihm hinauf ſchwebte der Mond, als wenn<lb/>
er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte<lb/>
im erſten funkelndgelben Lichte, der Strom<lb/>
ging brauſend dem Berge und dem Schloſſe<lb/>
vorüber, eine Mühle klapperte und ſauſ'te<lb/>
in der Ferne, und nun aus einem entlege¬<lb/>
nen Fenſter wieder die nächtlichen Hörner¬<lb/>
töne, die dem Monde entgegengrüßten, und<lb/>
drüben in der Einſamkeit des Bergwaldes<lb/>
verhallten.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[88/0096]
Und darum wollen wir lieber aufhören,
ſagte Rudolf, indem er aufſtand; denn ich
gehöre ſeibſt nicht zu den reinſten.
Die beiden Freunde gingen nun zurück;
der Abend hatte ſich ſchon mit ſeinen dichte¬
ſten Schatten über den Garten ausgeſtreckt,
und der Mond ging eben auf. Franz ſtand
ſinnend am Fenſter ſeines Zimmers, und
ſah nach dem gegenüberliegenden Berge,
der mit Tannen und Eichen bewachſen war,
zu ihm hinauf ſchwebte der Mond, als wenn
er ihn erklimmen wollte, das Thal glänzte
im erſten funkelndgelben Lichte, der Strom
ging brauſend dem Berge und dem Schloſſe
vorüber, eine Mühle klapperte und ſauſ'te
in der Ferne, und nun aus einem entlege¬
nen Fenſter wieder die nächtlichen Hörner¬
töne, die dem Monde entgegengrüßten, und
drüben in der Einſamkeit des Bergwaldes
verhallten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/96>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.