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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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einmal sangest. Ich habe sie mir aufge¬
schrieben, und kann manchmal nicht finden,
daß sie sich zu den Überschriften passen.

Es thut nichts, sagte Florestan, sie mö¬
gen auch wohl unpassend seyn, aber mir
kam es so vor, als ich sie machte; wer es
nicht mitfühlt, dem ist es auch nicht zu be¬
weisen. Sie sollten gleichsam die Akzente
seyn, in die diese Instrumente freiwillig
übergingen, wie sie als lebendige Wesen
sprechen und sich ausdrücken würden. Man
könnte sich, wenn man sonst Lust hätte, ein
ganzes Gesprächstück von mancherlei Tönen
aussinnen.

Es kann seyn, antwortete Franz, von
Blumen kann ich es mir gewissermaßen vor¬
stellen. Es ist freilich immer nur ein Cha¬
rakter in allen diesen Dingen, wie wir ihn
als Menschen wahrzunehmen vermögen.

So geschieht alle Kunst, antwortete

einmal ſangeſt. Ich habe ſie mir aufge¬
ſchrieben, und kann manchmal nicht finden,
daß ſie ſich zu den Überſchriften paſſen.

Es thut nichts, ſagte Floreſtan, ſie mö¬
gen auch wohl unpaſſend ſeyn, aber mir
kam es ſo vor, als ich ſie machte; wer es
nicht mitfühlt, dem iſt es auch nicht zu be¬
weiſen. Sie ſollten gleichſam die Akzente
ſeyn, in die dieſe Inſtrumente freiwillig
übergingen, wie ſie als lebendige Weſen
ſprechen und ſich ausdrücken würden. Man
könnte ſich, wenn man ſonſt Luſt hätte, ein
ganzes Geſprächſtück von mancherlei Tönen
ausſinnen.

Es kann ſeyn, antwortete Franz, von
Blumen kann ich es mir gewiſſermaßen vor¬
ſtellen. Es iſt freilich immer nur ein Cha¬
rakter in allen dieſen Dingen, wie wir ihn
als Menſchen wahrzunehmen vermögen.

So geſchieht alle Kunſt, antwortete

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[82/0090] einmal ſangeſt. Ich habe ſie mir aufge¬ ſchrieben, und kann manchmal nicht finden, daß ſie ſich zu den Überſchriften paſſen. Es thut nichts, ſagte Floreſtan, ſie mö¬ gen auch wohl unpaſſend ſeyn, aber mir kam es ſo vor, als ich ſie machte; wer es nicht mitfühlt, dem iſt es auch nicht zu be¬ weiſen. Sie ſollten gleichſam die Akzente ſeyn, in die dieſe Inſtrumente freiwillig übergingen, wie ſie als lebendige Weſen ſprechen und ſich ausdrücken würden. Man könnte ſich, wenn man ſonſt Luſt hätte, ein ganzes Geſprächſtück von mancherlei Tönen ausſinnen. Es kann ſeyn, antwortete Franz, von Blumen kann ich es mir gewiſſermaßen vor¬ ſtellen. Es iſt freilich immer nur ein Cha¬ rakter in allen dieſen Dingen, wie wir ihn als Menſchen wahrzunehmen vermögen. So geſchieht alle Kunſt, antwortete

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/90>, abgerufen am 26.04.2024.