Nein, schrie ein andrer, auch im Weine kann und muß man mäßig seyn; der Ge¬ nuß ist dazu da, daß man ihn genießt, aber nicht so gänzlich ohne Verstand.
Rudolf lachte und gab ihm Recht, wo¬ durch viele ausgesöhnt wurden und zu sei¬ ner Parthei übergingen. Ich habe nur den Tadel, sagte Sternbald, daß Dein Gedicht durchaus keinen Schluß hat.
Und warum muß denn alles eben einen Schluß haben? rief Florestan, und nun gar in der entzückenden Poesie! Fangt Ihr nur an zu spielen, um aufzuhören? Denkt Ihr Euch bei jedem Spaziergange gleich das Zu¬ rückgehn? Es ist ja schöner, wenn ein Ton leise nach und nach verhallt, wenn ein Was¬ serfall immer fortbraus't, wenn die Nachti¬ gall nicht verstummt. Müßt Ihr denn
Waſſer trinkt, bleibt Ihr noch um vieles mäßiger.
Nein, ſchrie ein andrer, auch im Weine kann und muß man mäßig ſeyn; der Ge¬ nuß iſt dazu da, daß man ihn genießt, aber nicht ſo gänzlich ohne Verſtand.
Rudolf lachte und gab ihm Recht, wo¬ durch viele ausgeſöhnt wurden und zu ſei¬ ner Parthei übergingen. Ich habe nur den Tadel, ſagte Sternbald, daß Dein Gedicht durchaus keinen Schluß hat.
Und warum muß denn alles eben einen Schluß haben? rief Floreſtan, und nun gar in der entzückenden Poeſie! Fangt Ihr nur an zu ſpielen, um aufzuhören? Denkt Ihr Euch bei jedem Spaziergange gleich das Zu¬ rückgehn? Es iſt ja ſchöner, wenn ein Ton leiſe nach und nach verhallt, wenn ein Waſ¬ ſerfall immer fortbrauſ't, wenn die Nachti¬ gall nicht verſtummt. Müßt Ihr denn
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Waſſer trinkt, bleibt Ihr noch um vieles
mäßiger.
Nein, ſchrie ein andrer, auch im Weine
kann und muß man mäßig ſeyn; der Ge¬
nuß iſt dazu da, daß man ihn genießt,
aber nicht ſo gänzlich ohne Verſtand.
Rudolf lachte und gab ihm Recht, wo¬
durch viele ausgeſöhnt wurden und zu ſei¬
ner Parthei übergingen. Ich habe nur den
Tadel, ſagte Sternbald, daß Dein Gedicht
durchaus keinen Schluß hat.
Und warum muß denn alles eben einen
Schluß haben? rief Floreſtan, und nun gar
in der entzückenden Poeſie! Fangt Ihr nur
an zu ſpielen, um aufzuhören? Denkt Ihr
Euch bei jedem Spaziergange gleich das Zu¬
rückgehn? Es iſt ja ſchöner, wenn ein Ton
leiſe nach und nach verhallt, wenn ein Waſ¬
ſerfall immer fortbrauſ't, wenn die Nachti¬
gall nicht verſtummt. Müßt Ihr denn
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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